Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 27

1287 März 2

Die Brüder Wilhelm [I.], Abt des Benediktinerklosters St. Gallen, und Ulrich [I.] (1), Graf von Montfort, beurkunden 19 Mark Silber Lindauer Gewichts vom Juden Ber von Lindau (Ber iudeo de Lindaugia) (2) geliehen zu haben. Vier Lindauer (Ulrich Wiman; Hermann Sender; Ulrich Rienold; Albert Struben) und zwei Bregenzer Bürger (Hilfelin; Schowinger) werden als Bürgen gestellt. Sollte die Summe nicht bis zum St. Veitstags (3) beglichen worden sein, haben die betreffenden Bürgen geschworen, sich in ihren jeweiligen Herkunftsorten zu Lindau oder zu Bregenz ins Einlager zu begeben und von dort nicht zu entweichen bis der vorgenannte Jude gänzlich bezüglich seiner Ansprüche zufriedengestellt wurde. Dies umfasst neben der Summe von 19 Mark sowie die ab dem St. Veitstag (3) anfallenden Zinsen von sechs Pfennigen pro Mark und Woche (4). Dieser Zinssatz fällt auch dann an, wenn die Bürgen nicht im Einlager bleiben (… ita si eandem pecuniam in festo beati Viti non persolverimus proximo venturo, extunc ipsi fideiussores data fide nomine iuramenti se aput Lindaugiam super nostrum dampnum et dicti cives de Pregantia aput Pregantiam tenentur recipere in obstagium ammonitione premissa, inde non recessuri, quousque predicto iudeo tam de XX marcis minus una quam de usura, que a proximo festo beati viti transacto sex denariis singulis septimanis de qualibet marca computatis fideiussoribus in obstagium sive non commorantibus excreverit, per nos plenarie fuerit satisfactum). Sollte einer der Bürgen bis zum St. Veitstag sterben, verpflichten sich die Schuldner binnen eines Monats einen neuen Bürgen zu stellen. Bei ausbleibender Benennung eines Ersatzmannes sollen die Bürgen sich ins Einlager begeben oder einen gleichrangigen Vertreter mit diesem beauftragen, falls sie wegen einer solchen Verpflichtung bereits andernorts gebunden sind (Insuper si aliquem predictorum fideiussorum de medio revellet interitus, alium ydoneum infra mensem constituere tenemur, quod si non fecerimus, reliqui se recipiant in obstagium, donec alium in vicem illius locaverimus penitus sine dolo, hoc etiam adiecto, quod si aliquis predictorum fideiussorum in alio obstagio ante ammonitione premissa fuerit ocupatus, alium loco sui equivalentem subrogare tenetur).

Datum anno domini MᵒCCᵒLXXXVIIᵒ, VI nonas marcii, indictione XVIᵃ. (5)

Rückvermerk:

1) Littera obstagii cuidam Judeo pro XIX marcis argenti (15. Jh.); 2) Abbatis Wilhelmi Aᵒ1287 (spätere Ergänzung)

(1) In GJ 2, 1, S. 489, fälschlich als Graf Ludwig bezeichnet.

(2) Im UB Abtei Sanct Gallen 3, Nr. 1052, S. 248, wird der Name in Ber[toldo] erweitert, wofür kein Anlass besteht. Nicht auszuschließen ist, dass Ber identisch mit dem am 13. Dezember 1293 als Geschäftspartner der Grafen von Montfort genannten Juden Berschi ist; vgl. KN01, Nr. 41.

(3) 1287 Juni 15.

(4) Das entspricht 60,5% Jahreszins. Um 1275 bestand die Konstanzer Mark aus 516 Pfennigen; vgl. Schöttle, Geldwesen (1909), S. 220.

(5) 1287 März 2. Der Schreiber gab als Indiktion XVI an, was inkorrekt ist. Die korrekte Indiktion muss XV lauten; vgl. Chartularium Sangallense 4, S. 311, und UB Abtei Sanct Gallen 3, S. 248.

Überlieferung:

St. Gallen, Stiftsarchiv, FF.5.B.2, Orig. (Digitalisat), lat., Perg.

Kommentar:

Die vorliegende Urkunde ist in ihrem Aufbau weitgehend identisch mit jener Urkunde vom 27. September 1286, der sie nach Chartularium Sangallense 4, Nr. 1265, S. 304, als Vorlage diente (KN01, Nr. 25).

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 27, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-000t.html (Datum des Zugriffs)

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