Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 36

1290 Juli 19, Löwental

Graf Hugo [III.] von Montfort-Tettnang (graff Hauͦg von Montfort und von Tettnang) bekundet den Dominikanerinnen des Klosters Löwental (frauen von Lewenthal) Schadloshaltung (ohn allen schaden ohne alle gefehrde) für deren Bürgschaft (unser bürgen worden seind) bei der Jüdin Guta zu Überlingen (frauen Güettin der juͦdinen zuͦe Überlingen) wegen eines Kredits über 135 Mark lötigen Silbers Konstanzer Gewichts (umb fünff und dreissig und huͦndert marckh silbers Costantzer glötes und guͦettes). Hugo verspricht Ablösung der Schuld binnen einer Frist bis vier Wochen nach dem Martinstag im folgenden Jahr (von sanct Martins duͦlt (1) der nechsten über ein jahr und darnach über vier wochen) (2). Als Sicherheit verpfändet Graf Hugo mit Willen seiner Söhne Hugo und Wilhelm dem Kloster seinen Besitz zu Langenargen (und ob wier dessen vergessen wolten oder nit thuͦen, daß sy sicher seien und ihr treüer an unß nit betrogen werde, so geben wier ihnen jetzo mit guͦnst und mit willen unsere söhne Hauͦgens und Wilhelms unser aigen und unser guͦet zuͦe Argen). Dieses Eigengut hatten die Grafen von Montfort zuvor für 360 Mark von den Chorherren von St. Johann zu Konstanz mit allen dazugehörigen Rechten erworben (daß wier khauͦfft haben umb die Chorherren von sanct Johanns zuͦe Costantz umb sechzig und dreyhuͦndert marckh mit allem dem rechten mit aller chäffty, also es die Chorherren hatten und besessen). Dieses Gut sollen die Dominikanerinnen zur Befriedigung der Ansprüche der Jüdin Guta verwenden (also daß sy wheren die vorgenanten juͦdine deß vorgesprochenen guͦetes zuͦe dem zeyl, also vorgeschriben stat). Sollte die obengenannte Frist verstreichen soll das Kloster Löwental ein weiteres Jahr später den Grafen von Montfort nochmals 63 Mark Silber zahlen und damit die gräflichen Ansprüche abgelten (und darnach aber über ein jahr sollen sy geben uns oder unseren erben drey und sechzig marckh silbers, also sein wier gewehrt) (3). Eine verbliebene Summe von 100 Mark aus dem Gut zu Langenargen, die ebenfalls nicht in der an die Jüdin Guta zu zahlenden Summe inbegriffen ist, soll das Kloster direkt als Seelgerät für sich behalten (Die übrigen huͦndert marckh, der wier theuͦro khauͦffen daß vorgenante guͦet zuͦe Argen, lassen und geben in jetzo duͦrch gott lauͦtterlich und zuͦe einem rechten seelgräte). Die Grafen verzichten nochmals auf all ihre Rechte an dem obengenannten Gut zu Langenargen und besiegeln den vorliegenden Brief (und verzeihen uns alles deß rechtens und aller ansprach, die wier oder unser erben haben möchten an dem vor dickh genantenn guͦet zuͦe Argen, und solle sein wher sy nach recht, wenne und wa sy sein bedürffen. Und daß dis alles steht sey und bleibe ohne allen krieg, daruͦmben geben wier jetz disen brieff gevͦestnet und gesiglet mit unser insigel zuͦe einem offnen urkhuͦnde).

Diß geschah zuͦe Lewenthal vor dem keller, da von Gottes gebuͦrt wahrendt tauͦßendt jahr zweyhuͦndert jahr und neüntzig jahr, an dem dritten tag vor sanct Marie Magdalene duͦlt (1).

Als Zeugen finden Erwähnung Konrad von Lindau, Mönch, Eberhard von Thann, Dominikaner, Berthold, Kaplan des Dominikanerinnenklosters zu Löwental, Heinrich von Neustadt, Mönch, Dietrich, Dominikaner; Friedrich von Rieth, Ulrich, Sohn Friedrichs von Rieth, Heinrich von Manlishofen, Werner der Schreiber, Meister, Wilhelm vom Bussen, Hildebrand, Sohn Gütenmanns, Möselin, der Ammann, und ander leüth vil.

(1) Der Begriff bezeichnet entweder konkret den Festtag und/oder ein auf diesen fallenden Jahrmarkt; vgl. Grotefend, Zeitrechnung (1891), S. 48.

(2) 1291 Dezember 9.

(3) Dies erklärt sich dadurch, dass der Wert des Pfandes die Schulden bei der Jüdin Guta übersteigt.

Überlieferung:

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Hist. 2° Nr. 618, fol. 216r (225r), Abschr. (1575), dt., Perg.; München, BStB, Cgm 6365, Bd. 3, S. 1262-1264 (Abschr., 17. Jh.).

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 36, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-000x.html (Datum des Zugriffs)

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