Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

250 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 37.

Bm. Konstanz 1, Nr. 37

1291 September 24, Konstanz

Abt Ulrich (1) und der Konvent des Zisterzienserklosters Salem (apt Uͦlrich, von gottes gnâden apt ze Salmanswiler, und aller der convent dez selben gotzhuses) einigen sich mit dem Juden König von Schaffhausen (Kunich/Kúnge, dem juden von Schafhusen) und mit seinen Erben, dass beide Seiten zu gleichen Teilen Rechte besitzen an einer Mauer zu Konstanz zwischen den Grundstücken des Juden, welches an der Amplunges gassun (2) liegt, und des daneben befindlichen Salmansweilerhofes (daz diu selbe múre von grunde uf únser hálbiu ist, mit dem gedinge, so hie nah geschriben stat). Dabei bekunden zunächst der Abt und der Konvent, dass sie Baumaßnahmen an dem Werk vornehmen und dieses auch erhöhen dürfen, solange es nicht zum Schaden der Gegenpartei führe (… daz wir den gewalt haben […] an die selbe múre und drin zem halbentail zebúwen, dez wir bedurfen, ane alle gevárde, und uf die vorgenantin mure ze múren, swie hohe wir wellen, ane dez vorgenantin juden und siner nahchomen schaden). Falls die Arbeiten an der Mauer jedoch dem Juden zum Schaden gereichen würden, solle ihm Schadenersatz gezahlt werden (… und ist och gedinget, ob dem vorgenantin juden oder siner nachomen von unserm búwe dehain schade beschaͤhe, den schaden son wir in wider (3) tuͦn ane allen iren schaden). Die betreffenden Rechte werden im Anschluss von Abt und Konvent auch dem Juden König zugestanden. Auch er und alle späteren Hauseigentümer, unabhängig ob sie durch Erbe oder Kauf in dessen Besitz gelangt sind, dürfen Baumaßnahmen an der Mauer vornehmen und diese erhöhen, solange es nicht zum Schaden des Konvents geschehe (und het Kúnich, der vorgenant jude, und alle sin nahchomen, an die daz vorgenant huse gevallet von erbe oder von koͧfe, die hant óch den selben gewalt an die vorgesprochen múre und drin ze buwen ze dem halbentail, an[e] alle gevárde, und uf die múre ze buwen an[e] allen únsern schaden). Hieran anschließend verspricht auch König, dass er für etwaige Schäden gegenüber dem Konvent haften wolle (Ich Kúnig, der vorgenant jude, vergihe oͧch, ob dem vorgenanten convent dehain schade beschaͤhe von minem búwe oder von dehaines mines nahchomen búwe, den schaden son wir dem vorgenanten convent widertuͦn ane allen sinen schaden).

König beurkundet zudem, von Abt Ulrich zwölf Pfund Pfennige Konstanzer Währung erhalten zu haben (daz ich von dem vorgenanten .. apt Uͦlrich dar umbe enphangen habe zwelf phunt pfenninge Kostentzer muͤnze).

Auf Bitte beider Parteien versiegelte der Stadtrat die Urkunde (Das dis ware si unde staͤte belibe von únser baidertail, do bâten wir den râte von Kostenz, das er der stat insigel gap von Kostenze an disen brief ze ainer rechter warhait. Wir der rát von Kostenz geben únser stat insigel von dez vorgenanten abbtes bette und dur des vorgenanten juden bette und siner erbon an disen brief ze ainem waren urkunde).

Als Zeugen werden der Konstanzer Ammann Ulrich von Roggwil, Konrad der Tottenaicher, Hermann Bösche, und Markward, des ammans kneht, genannt.

Diz geschah ze Kostentz in unserm huse an dem guttem tage (4) vor sant Michels tult, in dem iare, do man von Gottes geburte zalte zwelf hundert Jare und ains und nuinzig iar.

(1) Ulrich II. von Seelfingen; vgl. Siwek, Zisterzienserabtei (1984), S. 166-173.

(2) Es handelt sich um die heutige Münzgasse; gegen diese Lokalisierung Sabrow, Stadthof (1976), S. 104 f. Meier, Stadterweiterungen (1989), S. 95, setzt es mit jenem Haus des Jahres 1278 gleich; vgl. KN01, Nr. 7.

(3) Der Schreiber hat zunächst fälschlich widentuͦn geschrieben.

(4) Es handelt sich hierbei um einen Montag und nicht wie ehemals irrig angenommen um einen Mittwoch; vgl. DWB 9, Sp. 1416, mit weiterführenden Quellenangaben, und Codex diplomaticus Salemitanus 2, Nr. 828, S. 421, Anm. 1.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 67, Nr. 1165, S. 295 f., [Nr. 305], Abschr. (14. Jh.), dt., Perg.

Kommentar:

Die vorliegenden Textpassagen entsprechen dem genauen Wortlaut in der Abschrift des 14. Jahrhunderts. Die Edition im Codex diplomaticus Salemitanus 2, Nr. 828, S. 420 f., gibt zwar dieselbe Quelle an, weicht aber deutlich von der dortigen Schreibweise ab, was auch für die jüngere Edition aus Grundeigentumsverhältnisse 2, Nr. 95, S. 109, gilt.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 18.08.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 37, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-000y.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht