Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

250 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 39.

Bm. Konstanz 1, Nr. 39

[nach 1292 April 13], [Zürich]

Stadtrat und Bürger zu Zürich (wir der rât und die burger von Zúrich) bitten in einem Schreiben den Ammann, den Rat und die Bürger von Konstanz (dem amman, dem rate und den burgern gemeinlich von Chostinz), dass sie auf ihren Bürger, den Juden Bischof, einwirken. Bischof hatte vom Zürcher Bürger Walter von Erlenbach ein Haus erworben und dies mit Bürgen und zwei ausgestellten Briefen (1) bekundet (Her Walther von Erlibach, der ist eis choͧfes uber ein chomen umb sin hus in únser stat mit Bischof, dem juden, úwerm burger, und ist der selbe choͧf bestêtet mit búrgon und mit zwein glichen brieven vor úns offenlichen). Die Konstanzer sollen nun den vorgenannten Juden darauf hinweisen und Bischof befehlen, dass er sein Gelübde gegenüber Walther von Erlibach erfülle (Des bitten wir úch flisseklich und manen úch des aller liebi, das ir den vorgnanden juden des endlich underwisent und gebietent, das er únserm burger sin glúbde volfuͤre). Er solle außerdem auch andere Bürgen stellen, da die Zürcher Bürger Wilhelm Boklin und Wilhelm Brosma jüngst gestorben seien (und leiste mit andren búrgon ze gebinne an hern Wilhelm Boklis und Wilhelm Brosmen stat, die leider verdorben sint). Diese Bürgen sollten sich danach zu Zürich ins Einlager begeben (und mit ein wirt ze gwinnenne Zúrich, an der gisile ze legenne an dero stat, die da unnúzze sint, als gedingot wart).

Die Zürcher senden zudem eine von ihnen besiegelte Abschrift des Kaufbriefes (und senden úch dar umbe ein abschrift dis vorgnanden choͧfes besigilt mit únserm ingesigile offenlich zeim rechten urchúnde) (2).

Rückvermerk:

Dem ammann, dem rate und den burgern von Chostinz (13. Jh.)

(1) Diese Urkunden sind nicht erhalten.

(2) Diese Abschrift ist nicht erhalten.

Überlieferung:

Konstanz, StadtA, Nr. 8121, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Die Datierung ergibt sich dadurch, dass die beiden angegebenen Zürcher Bürger Wilhelm Bockli und Wilhelm Brosma am 13. April 1292 in der Schlacht vor Winterthur gefallen sind; vgl. UB der Stadt Zürich 13, Nr. 2196a, S. 98 f., Anm. 2-4. Vielleicht ist der genannte Jude Bischof auch identisch mit jenem Bischof, dessen Haus in einer Schaffhauser Urkunde vom 18. Juli 1325 genannt wird (Schaffhausen, StA, Urkunden 1/450). Es stellt sich darüber hinaus die Frage, warum der Jude Bischof für sein erworbenes Haus Bürgen stellen musste. Eine Begründung wäre womöglich das fehlende Zürcher Bürgerrecht, da er ausdrücklich als Bürger der Stadt Konstanz erwähnt wird. Zu Bedenken sind darüber hinaus Überlegungen, die Kober, Salmannenrecht (1907), S. 156, mit Bezug auf Konstanz angestellt hat. Dort wird Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts wiederholt festgeschrieben, dass Erbleihbesitz nicht in jüdische Hände geraten dürfe; vgl. KN01, Nr. 17, SR01, Nr. 28, KN01, Nr. 243. Eine Ähnlichkeit stellt womöglich auch eine Konstanzer Urkunde vom Jahr 1328 dar, in welchem zwei christliche Lehensträger für ein Haus erwähnt werden, welches sich im Besitz eines Juden befand; vgl. KN01, Nr. 243; Grundeigentumsverhältnisse 1, S. 79; Kober, Salmannenrecht (1907), S. 156.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 39, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-000z.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht