Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 41

1293 Dezember 13, Feldkirch

In einer Abrechnung vom Vortag der Kalenden des Januar 1303 (1) wird unter anderem (2) erwähnt, dass Graf Rudolf [II.] von Montfort-Feldkirch am Lucientag 1293 (Anno domini millesimo CCᵒLXXXXIII in die beate Lucie virginis) (3) seinem Neffen Hugo [V.] von Montfort-Bregenz mehrere Summen beurkundete, die Hugo an den Churer Bischof Friedrich [II.] (4) gezahlt hatte, als Rudolf noch sein Vormund war (scripta et computata sunt hec, que comes Rud[olphus] de Monteforti concessit patruo suo, Hug[o], comiti de Brigantia cum adhuc esset tutor ipsius, que idem comes Hugo de Brigantia dedit pro domino F[riderico] quondam episcopo Curiensi). Dabei handelt es sich zunächst um eine Summe von 20 Mark an den Konstanzer Bürger Heinrich von Dettighofen für Kleidung und andere Ausgaben, welche der vorgenannte Bischof bei diesem getätigt hatte (Primo dedit domino H[enrico] de Tetichoven civi Constantiensi XX marcas pro vestibus et expensis per iam dictum episcopum aput eum factis). Die Summe war beim Konstanzer Juden Bendit aufgenommen worden und nach einem Jahr durch Zinsen auf 30 Mark angestiegen (… que XX marce accepte fuerunt sub usuris primo anno aput iudeum Benditt de Constancia pro XXX marcis). Im Folgejahr war der Fehlbetrag durch Zinsen um 50% auf 45 Mark angewachsen (Item secundo anno predicte XXX marce accepte fuerunt sub usuris aput eundem iudeum pro XLV marcis.). Im dritten Jahr betrug die Geldsumme bereits 65 Mark (Item tertio anno predicte XLV marce accepte fuerunt sub usuris aput eundem iudeum pro LXV marcis). Weitere 25 Pfund wurden wegen des Ritters Heller gezahlt, der auf Schaden des Churer Bischofs Einlager bei Heinrich von Dettighofen hatte halten müssen. Ein weiteres Einlager auf Schaden des Churer Bischofs wurde mit 30 Pfund abgerechnet. Der Begünstigte Heinrich Frosch hatte seine Leistung bei Heinrich von Dettighofen und einer Ellenchuaer genannten Person leisten müssen. (Item dedit XXX libras in obstagio militis dicti Hellar Wil, quas expendit in dampnum domini episcopi Curiensis in obstagio domini H[enrici] de Tetichoven. Item H[enricus]. dictus Frosch expendit in obstagio domini H[enrici]. de Tetichoven et dicti Ellenchusar in dampnum domini episcopi Curiensis XXX libras) Als nächsten Posten verzeichnet die Abrechnung Kosten in Höhe von 21 Pfund weniger vier Schillinge zur Bezahlung von neun Bürgen wegen eines Einlagers bei den Juden Berschi und Süsskind (Item IX obsides iudeorum. Berschi et Suͤzkint expenderunt in obstagio XXI libras minus IIII solidos). (4) Zur Begleichung der angefallenen Summe hatte Hugo einen Kredit beim Lindauer Bürger Eberhard genannt Stecker aufgenommen, der sich nach einem Jahr auf 30 Pfund belief (aput Eber[hardum] dictum Stekker, civem Lindowiensem primo anno pro XXX libras). Im zweiten Jahr stieg dieser Betrag durch Zinsen auf 45 Pfund, die jetzt bei der Jüdin Bele von Konstanz anstanden (Item secundo anno predicte XXX libra accepte fuerunt sub usuris aput iudeam dictam Belin de Constantia pro XLV libria). Im Folgejahr stand der Kredit bereits auf einer Höhe von 66 Pfund (Item tercio anno predicte XLV libra accepte fuerunt sub usuris aput eandem iudeam pro LXVI libris). Graf Rudolf hatte zudem als Vormund Hugos der Bezahlung von 220 Pfund zugestimmt, welche wegen des Churer Bischof Friedrich II. durch dessen Bürgen im Einlager bei den Juden Berschi und Süsskind angefallen waren (Item comes Rud[olphus]. de Monteforti, cum adhuc esset tutor puerorum in Brigantia concessit patruo suo, Hugoni comiti de Brigantia, et dedit obsidibus, pro expensis quas fecerunt in obstagio iudeorum Berschi et Suzkint in dampnum domini episcopi Curiensis CC libras XX libras). Zum Abschluss wird des Weiteren vermerkt, dass Graf Rudolf dem Verkauf einiger Besitzungen Hugos in Leutkirch und Zil (bei St. Gallen) zugestimmt hatte, damit dieser die angefallenen Summen für den Bischof von Chur aufbringen konnte (Nota ista omnia a principio usque huc computata et scripta comes Rud[olphus] de Monteforti concessit patruo suo comiti Hugoni de Brigancia cum adhuc esset tutor ipsisus, quando vendidit possessiones suas in Zil et in Liutkirch. et dedit ea pro domino episcopo Curiensi sicut superius est expressum).

(1) 1303 Dezember 31: Datum et actum in oppido Veltkirch. Anno domini millesimo CCCᵒIIIIᵒ, pridie kalendas ianuarii, indictione IIᵃ. Codex diplomaticus Raeticam 2, Nr. 117, S. 191-194, nennt die Jahreszahl 1304. In der Diözese Chur begann das Jahr jedoch bis ins 16. Jahrhundert am 25. Dezember, weswegen das Dokument auf den 31. Dezember 1303 zu datieren ist; vgl. Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich (Brugger/Wiedl) 1, Nr. 116, S. 114, Anm. Zu dieser Abrechnung vgl. KN01, Nr. 68.

(2) Zu weiteren Bestandteilen dieser Rechnung aus dem Jahr 1287 (März 15) und zwischen den Jahren 1294 (März 10) und 1303 (Dezember 31) vgl. KN01, Nr. 28 und KN01, Nr. 42.

(3) 1293 Dezember 13.

(4) Friedrich war zudem der Bruder Rudolfs und Onkel Hugos.

(5) Dass es sich um Lindauer Juden handelt, wird zwar nicht erwähnt, kann jedoch aufgrund mehrerer Indizien vermutet werden. Zunächst verweist hierauf die Geschäftsbeziehung mit dem Lindauer Bürger Eberhard. Des Weiteren findet sich 1287 ein Jude Ber von Lindau, der vermutlich mit dem hier genannten Berschi identisch ist; vgl. KN01, Nr. 27. Außerdem wird im Jahr 1343 in Ravensburg ein Jude Süßkind von Lindau aufgenommen, der trotz der zeitlichen Differenz noch mit dem hier genannten Süßkind identisch sein kann; vgl. KN01, Nr. 227.

Überlieferung:

Chur, Bischöfliches Archiv, 1303 XII 31, Orig. (Digitalisat), lat., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 41, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-001c.html (Datum des Zugriffs)

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