Quellen zur Geschichte der Juden in der Stadt Köln (1273-1347)

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Stadt Köln 1, Nr. 80

1321 Juli 19, [Köln]

Der Enge Rat der Stadt Köln (enge rait der steede van Kolne), dessen Mitglieder namentlich aufgeführt werden (her Philips vanme Spiegele scheffen, Johan Quatermart riddere, her Johan Hardevuͦst der rentmeyster, Rutgerus Overstolz in Vilzingraven, her Godeschalc Overstolz in Lintgassin van der Windecgin, her Johan der Joyde, her Werner Overstolz van der Aduͦcht, her Werneir Overstolz up Santkulen, her Johan vanme Herze, her Franco vanme Horne, her Franco der Gyr, her Uͦlrich in Drangassin, Johan vanme Spiegel inde Hildegeir Kleingedanc) bekundet, dass eine Übereinkunft im Streit (zvist inde zveyingen) zwischen den Juden von Köln (de Juͦdin van Kolne) und Salman, Moses Sohn, sowie dessen Erben (her Salman, her Moysis sun, inde sine ervin) getroffen wurde und der enge Rat auf Bitten der streitenden Parteien (an uns eylinklichen gegangin warin) die beiden Briefe, die die Kölner Juden Salman diesbezüglich ausgehändigt hatten, wörtlich im Eidbuch der Stadt niederschreibt. (1) Die als Besiegler der Urkunde auftretenden Aussteller (wir, de hey undin besegilt sint) lassen die jüdische Gemeinde (al de gemeynde van den Juͦden) sowie alle diejenigen, die den Brief sehen, wissen, dass es einen Streit (kreich inde zveyincge) zwischen Salman und seinen Kindern auf der einen und den Juden von Köln auf der anderen Seite gegeben hat. Daher kam man überein, den von der Gemeinde gegen Salman und seine Kinder erlassenen Brief, den der Judenrat und die Gemeinde (dat cappitil inde de gemeynde) besiegelt hatten, durch den Parnas (bischof) verbrennen zu lassen, was dieser auch unverzüglich getan habe. Unter Bann (mit dem hoynbanne) haben die Vertreter der Gemeinde geschworen, dass sie die Verbrennung des Briefes angeordnet hatten, während der Parnas (bischof) einen Eid leisten musste, dies auch umgesetzt zu haben. Darüber hinaus bekannten die Aussteller unter Bann, dass sie alle gegen Salman und seine Kinder gerichteten Briefe seit der Zeit, als Salman nach Köln gekommen war, verbrannt hatten. Falls jemand inner- oder außerhalb Kölns noch solche innehabe, seien diese ungültig. Sollte jemand Briefe bezüglich der Auseinandersetzung der Kölner Juden mit Salomo und seinen Kindern vorbringen, sei es zu Salmans Lebzeiten oder danach, soll derjenige mit all seinen Helfern mit dem großen Bann (in deme groissin banne) belegt werden. Die Aussteller geloben, Salman und seine Kinder in Ehre und Freundschaft (in al den erin inde vruntschaf) aufzunehmen, wie es vor dem Zwist der Fall war (da wir si inne heildin vur deysme kreyge). Auch verpflichten sie sich unter Bann, zukünftig keinen Brief ausstellen zu wollen, der den Abmachungen dieser Streitbeilegung zuwiderläuft.

In der zweiten Urkunde teilen die nicht genannten Aussteller, wahrscheinlich dieselben wie im ersten Brief, mit, dass der Parnas, der Judenrat und die Fünf, die von den Kölner Juden ausgewählt und mit dem Bann sowie mit der Wahrnehmung ihrer Interessen ausgestattet worden waren (der bischof inde dat cappittil inde de vunve, de uyserkorrin warin van den ioden van Kolne mit deme banne inde mit irre alre willen, wat si dedin, dat dat macht hedde van irren weygin), zu ihnen kamen und sie um eine schriftliche Ausfertigung der Urkunde baten, wonach Salman und seine Kinder, Schwiegersöhne und deren Nachkommen (her Salman inde sine kindere inde eydeme inde ir nakomelinge) von allen Ansprüchen der Gemeinde auf Steuern, Abgaben und Freiheiten und von allem Schaden, der bis dahin der Gemeinde entstanden ist oder noch entstehen wird (van alme geschosse inde velle inde vryheyt inde van allen schadin inde verlus, de up uns koymin is bisher of de noch gevallin mach up uns van allin desin reydin) ledig seien und alles verziehen sei (hain wir in quit gescholdin inde hain des verzeigin … ouch up sine kindere, up sine eydeme inde ir nakomelinge, de hain wir ouch quyt geschuldin). Von diesem Tag an soll Salman wieder in seine hergebrachten Rechte eingesetzt werden und soll ledig sein der Pflichten der jüdischen Gemeinde gegenüber der Stadt Köln und dem Bischof von Köln und auch der jährlichen Steuerleistung der Gemeinde (Inde van deisme dage vort sal sitzin her Salman der vurgnoymde in dem reichte, da hey inne sas vur deisme creige, inde sal quijt sin zuͦ geyvin vriheyt der stat inde deme bischoffe van Kolne myd den ioyden van Kolne, inde ouch dat iairgelt, dat gevint de ioyden van Kolne der stad inde deme bischove van iaire zuͦ iaire, des is hey allis ledich). Wenn allerdings die Jüdischheit (de iotzeyt) mit außerodentlichen Geldabgaben belastet werden sollte, sei er seinen Anteil zu geben schuldig. Auch sollen er und seine Kinder und seine Schwiegersöhne hinsichtlich der armen Leute und ihrer Bußen und anderer kleiner Gefälle, die er bis zu diesem Tag zu geben pflegte, vom vergangenen Weihnachtsfest an (kirsnacht ledin) weiterhin geben.

Darüber hinaus ist man übereingekommen, die drei Bücher, die Salman der Gemeinde überlassen hat, zeit seines Lebens als Gesangsbücher im Gottesdienst zu verwenden (… dat de dru boich, de her Salman hait gelaissin der gemeyndin, dat man da inne singin sal al sine leyftage), es sei denn, dass jemand bessere Bücher spende. Verkauft oder "verwandelt" werden sollten die Bücher zu Salmans Lebzeiten nicht. Falls jemand die Übereinkunft breche oder ungerechtfertigte Forderungen gegenüber Salman, seinen Kindern und Schwiegersöhnen stelle, solle er dem Bann verfallen und erst wieder davon befreit werden, wenn er öffentlich in der Synagoge Abbitte leistet.

Dit is gescheit inde gescreivin des nunzeindas in deme mainde, den man noymt iulium, na der geburt uns heirrin dusint iair druhundert in deme eyn inde zuenzichteme iar.

(1) Möglicherweise waren die beiden Urkunden von Angehörigen des christlichen Stadtrats ausgestellt worden; vgl. Schmandt, Judei (2002), S. 45. Nach Herlitz, Hebraismen (1916), S. 41-50, deuten einige Merkmale darauf hin, dass die Urkunde der nicht genannten christlichen Aussteller auf einer hebräischen Textvorlage fußte.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 30, V1, fol. 10r-11r; http://historischesarchivkoeln.de:8080/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++00145468MHupElko#Vz______00145468MHupElko (Digitalisat), Abschr. (zeitnah), dt., Perg.

  • Herlitz, Hebraismen (1916), S. 42-48 (nach Quellen zur Geschichte);
  • Quellen zur Geschichte der Stadt Köln 4, Nr. 105, S. 90-93;
  • Zwei Cölner Eidbücher, S. 54-59.
  • Schmandt, Köln (2004), S. 448;
  • Schmandt, Judei (2002), S. 45 f.;
  • Bauer, Judenrecht Köln (1964), S. 54;
  • Herlitz, Hebraismen (1916), S. 41-50;
  • Brisch, Geschichte 1 (1879), S. 115 f.

Kommentar:

Zu den Kölner Eidbüchern vgl. KO01, Nr. 73.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, KO01, Nr. 80, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KO01/CP1-c1-000l.html (Datum des Zugriffs)

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