Quellen zur Geschichte der Juden in der Stadt Köln (1273-1347)

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199 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 76.

Stadt Köln 1, Nr. 76

1321 März 7, Avignon

Papst Johannes [XXII.] an den namentlich nicht genannten Dekan der Kölner Kirche St. Gereon (decano ecclesie sancti Gereonis Coloniensis): Es ist an ihn herangetragen worden, dass Salman von Basel, genannt von Mainz, Jude zu Köln (Salmannus de Basilea dictus de Maguntia iudeus Coloniensis), wiederholt dem Adligen Johannes, Herr der Burg Saffenberg (a nobili viro Johanne domino castri de Saffinberg) und dessen Frau Sophia, durch unstatthaften Wucher (per usurariam pravitatem) mithilfe von gefälschten Notariatsurkunden, Eidesleistungen und Bürgschaften Zahlungen abgedrungen hätte. Sollte dies so sein, weist er den Dekan an, dafür zu sorgen, dass der genannte Jude die Schuldeide und Bürgen löse und dem Dekan und Kapitel die Zinsen erließe. Im Weigerungsfall drohe der Entzug der Gemeinschaft mit Christen (per subtractionem communionis fidelium). (1)

Datum Avinione nonas marcii pontificatus nostri anno.

(1) Nach Kober, Lage (1909), S. 247 f., ist damit "die Entziehung des geschäftlichen und sonstigen Verkehrs mit den Christen zu verstehen"; vgl. auch mehrere Einträge im Teilcorpus "Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten".

Überlieferung:

Aufbewahrungsort unbekannt, lat.

  • Apostolic See 1, Nr. 315, S. 330;
  • Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande 5, Nr. 1292, S. 519 f.;
  • Kober, Lage (1909), Beilage 1, S. 264 f.
  • References to Jews, Nr. 20, S. 63;
  • Quellen zur Geschichte von Bad Neuenahr, Nr. 614, S. 112 f.
  • Schmandt, Judei (2002), S. 78;
  • Kober, Lage (1909), S. 258 f.

Kommentar:

Die Urkunde ist im Rahmen eines Prozesses gegen Salman als Insert einer Urkunde des Dekans der Kölner Kirche St. Gereon von 1324 überliefert; vgl. zum genaueren Inhalt und Kontext KO01, Nr. 92. Bezogen auf andere jüdische Gläubiger - ansonsten in weiten Teilen wortgleich - intervenierte Papst Johannes XXII. im Herbst 1321 zu Gunsten des Kollegiatstifts Xanten; vgl.KO01, Nr. 81. Zur Einordnung der Urkunde in die weitere kirchliche Wuchergesetzgebung seit Innozenz III. vgl. insgesamt Kober, Lage (1909). Schmandt, Judei (2002), S. 78, bewertete Johannes' Vorgehen als Teil einer 1317 einsetzenden "ungewöhnlich rigorosen Anti-Judenwucher-Kampagne"; vgl. ferner KO01, Nr. 99.

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(bel.) / Letzte Bearbeitung: 01.02.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, KO01, Nr. 76, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KO01/KO-c1-002k.html (Datum des Zugriffs)

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