Das Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie (1273-1347)

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Kölner Judenschreinsbuch 1, Nr. 43

[zwischen 1282 Juni 9 und Juli 7]

Im so genannten Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie wird folgendes Immobiliengeschäft in einer hebräischen Urkunde und einem lateinischen Eintrag festgehalten:

Jakar haAluv, Sohn des Rabbiners R. Samuel haLevi s.A. (יקר העלב בן הרב ר׳ שמואל הלוי ז׳צ׳ט׳ו׳ל׳ה׳ה׳), Chajim, Sohn "unseres Herrn, Lehrers und Meisters" Rabbiner R. Jechiel s.A. (חיים בן א׳מ׳ו׳ הרב ר׳ יחיאל ז׳ל׳ע׳), und Juda, Sohn R. Meirs s.A. (יהודה ב׳ר׳ מאיר ז׳צ׳ל׳), bestätigen im Namen der Kölner Judengemeinde (קהל קולוניא) mit ihrer Unterschrift, dass sich das von R. Jakob [von Roermond] (1), Sohn R. Alexanders (ר׳ יעקב בר׳ אלכסנדרי), bewohnte Haus in der Kölner Judengasse (רחוב היהודים) rechtmäßig in dessen Besitz befinde und samt Hof, Gemüsegarten, Winterhaus, oberem Stockwerk und weiteren Bauten zur Hälfte an R. Menachem [= Mannus] (2), Sohn R. Jakobs [von Goch] (1) (ר׳ מנחם בר׳ יעקב), unter folgender Bedingung verkauft worden sei: R. Menachem darf die Haushälfte weder als Ketubba für seine derzeitige Frau Hanna (מרת חנה) noch – im Fall einer erneuten Heirat – einer anderen Frau noch zugunsten seiner Erben verwenden. Allein der aus erster Ehe mit [Sara] (3), Tochter R. Kalonymos', Sohn R. Alexanders, stammende Sprößling Kalonymos [= Kalemann] (2) (בנו קלונימוס הנער מאישתו הראשונה שהיתה בת ר׳ קלונימוס בר׳ אלכסנדרי) wird aus dieser Einschränkung ausgenommen. Als genaue Lagemerkmale der Immobilie werden nachstehende Grenzen angegeben: im Osten der "öffentliche Grund" (רשות הרבים) im Westen der R. Mose, Sohn des Rabbiners R. Efraim [= Suskint von Löwen] (2) (ר׳ משה ב׳ה׳ר׳ אפרים), gehörende Hof; im Süden wie im Norden das Haus R. Eljakims [= Gottschalk von Heimersheim] (2), Sohn R. Samuels (ר׳ אליקים בר׳ שמואל), das mit demjenigen R. Jakobs (ר׳ יעקב) unter einem Dach steht, sowie ein Hofteil der Erben R. Nehemias, Sohn R. Natronais (יורשי ר׳ נחמיה בר׳ נטרונאי).

ומה ששמענו בחודש תמוז שנת חמשת אלפים וארבעים ושתים לבריאת עולם כתבנו וחתמנו ("Was wir gehört im Monat Tamuz des Jahres 5042 nach Erschaffung der Welt, haben wir niedergeschrieben und unterzeichnet") [= Actum anno domini m° cc° lxxx, secundo mense iunio] (4).

(1) Ergänzung nach lateinischer Parallelüberlieferung.

(2) Namensvariante nach lateinischer Parallelüberlieferung.

(3) Namensnennung lediglich in lateinischer Parallelüberlieferung. Nach Ausweis eines hebräischen Grabsteines starb Sara erst im Jahre 1302 (Doppelfeld, Ausgrabungen, S. 89); Jakob war also geschieden, nicht verwitwet.

(4) Abweichendes Datum des zweiten lateinischen Eintrags: 1282 Juni.

Überlieferung:

Köln, HASt, Schreinsbücher, Nr. 107, fol. 9r, Orig., Perg.

Druck: Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre, Nr. 156 f., S. 48 f.

Literatur: Cluse, Studien (2000), S. 25 und 52; Kober, Grundbuch (1920), S. 146f.; Keussen, Topographie 1 (1910), S. 194.

Kommentar:

Zum Kölner Judenschreinsbuch vgl. KS01, Nr. 1. Das Regest basiert vornehmlich auf der hebräischen Vorurkunde. Die lateinischen Schreinsbucheinträge dokumentieren zum einen die Besitzbestätigung, zum anderen die Übertragung. Die lateinische weicht von der hebräischen Überlieferung insofern ab, als lediglich die Hälfte des Hauses als Besitz Jakobs von Roermond ausgewiesen sowie die Verwendungseinschränkung im Zuge des Kaufes nicht näher ausgeführt wurde. Hof, Gemüsegarten, Winterhaus und das weitere Zubehör des Hauses bleiben ebenso ungenannt wie die Namen der bezeugenden Juden, die im lateinischen Eintrag als "Kölner Juden und deren Rat" (iudei et eorum magistratus) umschrieben werden. Dass der Sohn Saras, Kalonymos, aus der Verwendungseinschränkung ausgenommen wurde, kann möglicherweise damit in Zusammenhang gebracht werden, dass Jakob von Roermond der Onkel Saras war. Zum Verkauf der zweiten Haushälfte vgl. KS01, Nr. 61 und KS01, Nr. 62.

(bel./mno./rba.) / Letzte Bearbeitung: 23.09.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, KS01, Nr. 43, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KS01/CP1-c1-01ns.html (Datum des Zugriffs)

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