Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 46

1293 April 20, Nürnberg

König Adolf [von Nassau] bekundet, dass, als er auf der [Reichs-]Burg zu Nürnberg (Nuͤremberch) am Montag vor dem Georgstag 1293 (1) Gericht hielt, der Ritter Heinrich von Hammerstein (Hamerstein) erschien und mit Vorsprechern Klage erhob gegen nachfolgend genannte Bürger und Juden von Mainz. Die Bürger sind: Schultheiß Humbrecht zum Widder (zum Widere), Schultheiß Heinrich zum Teufel (zum Tùvel), Richter Jakob Walpodo, Richter Baldung (Baldunch), Richter Jakob zum Frosch (zum Vrosche), Richter Salman, Richter Ludwig (Ludewich) Rode, Götze und Jakob zum Baumgarten (zum Boͧmgarten), Tilmann (Tilman) zum Jungen, Peter von Wolkenburg (Wolkenburch), Ingebrand (Ingebrant), Berthold Rule (Berchtolt Ruͦle), Peter zum Schlüssel (zum Sluͤzsel), Ritter Konrad Jude (Cuͦnrat Iude), Peter zum Jungen, Johann zum Korbe, Reinhold zum Lögelin (Reynolt zum Loͤgelin), Reinhold zum goldenen Widder (Reynolt zum gulden Widere), Heinemann (Heineman) zum Clemanne, Georgi, Schwiegersohn (eidam) des Walpoden, Johann zum Frosch (Iohans zum Vrosche), Frilo (Vrilo), Erkenbold v. Selenhofen (Erkenboldus von Selhoven), Herbord Karpe, Wigenant v. Oppenheim (Appenheim), Ortlieb, Sohn des Schutheißen (schultheizen sun), Ortlieb zur jungen Ame, Dudo zur Jungfrauen Hof (zer Iuncfrowen hove), Ludwig Bappelmuß (Ludewich Bappelmuͦs), Volzo zum Korndreschen der Alte, Heinemann (Heineman) zum alten Schwabe (swabe), Heinrich zum Zirle, Konrad der Goldschmied (Conrat der goltsmit), Friedrich zum Sattel (Friderich zum Satel), Hannemann (Hanneman), Bruder des Roten, Volzo zum Korndreschen der Junge, Volkmar, Sohn Volkmars, Konrad (Conrat), der Weber zu Altenmünster (Aldemmúnster), Friedrich zum Schlüssel (Friderich zum Sluͤzsel), Jakob an der Brücke (Iacob an der Brùcken), Antoni an dem Heumarkt (Heumarkte), Tilmann (Tilman) zu Lateran, Ulmann (Uͦlman), Jakob zum Rosenbaum (Rosenboume), Krafto (Crafto) des Walpoden [!], Pilgrin Draguz, Wiegand zum Maulbaum (Wigant zum Mulboume), Heinrich Schultheiß von Eisenheim (Eysenheim), Philips, Jakob von Arnsburg (Arnsburch) und Wenzo. Die Juden sind: Moses, der Judenbischof, Frumolt, der Judenmeister, Abraham, Josekind (Iosekint), Josef, Gumprecht, Navikel, Samuel, Köppelin (Koͤpphelin), Eberlin, Jakob, Isaak (Isaach), Johel, Bere, Minnemann (Minneman), Merkelin, Manne, Josef von Oppenheim, Manne (2), Jakob (3), Isaak von Limburg (Isaach von Lymp[ur]g, Molle, Michael, Israel (Israhel), Salman, Israel (Israhel), Sohn Mankels, Salman Unkel von Basel, Gumprecht von Mähren (Merheren), Anselm von Oppenheim und Abraham von Diez (Dietz). Heinrich von Hammerstein hat die genannten Bürger und Juden sowie die Gemeinden (gemeinde[n]) der Bürger und der Juden von Mainz im Namen Erzbischof Gerhards [II.] von Mainz verklagt, der die Bürger beschuldigte, ihn an seinen (sinen) Juden von Mainz und anderem Gut, mit dem er gefürstet ist und das er und sein Stift von [König Adolf] und dem Reich als Lehen besitzt, um 10.000 Mark Silber geschädigt zu haben. Von den aufgelisteten Juden fordert Gerhard 6.000 Mark Silber, die sein Vorgänger Erzbischof Heinrich [II.] von Mainz von dem verstorbenen König Rudolf [von Habsburg] auf dem Klageweg erstritten hatte, (4) und 4.000 Mark Silber Schadenersatz, weil sie verhindert hätten, dass er die 6.000 Mark erhielt. König Adolf bekundet des weiteren, Heinrich von Hammerstein sei mit seiner Klage zu allen anberaumten Terminen ordnungsgemäß vorgegangen und habe ein Urteil erlangt, dem zufolge ihn Ludwig, der Vitztum des Rheingaus (viztuͦm von dem Rinkoͤwe), selbst oder dessen Bevollmächtigter unter dem Schutz des Königs und Reiches, wo immer (swa) ihn Heinrich wegen des vorgenannten Silbers auf jener Bürger und Juden Güter verweise, in deren Besitz einsetzen soll (an leiten […] uf der vorgeschriben burgere und iuden guͦt). Diese vom Gericht zuerkannten Rechte hat Heinrich förmlich an Erzbischof Gerhard abgetreten. Letzterer erhielt vom König ein Urteil, wonach ihm der Vitztum Ludwig oder dessen Bevollmächtigter wieder zur ungestörten Verfügung über die Mainzer Juden (sine gewêr der iuden von Mêntze) verhelfen soll. Der Vitztum oder sein Bote haben Gerhard auf von diesem bezeichnetes Gut der Bürger oder der Juden für 20.000 Mark Silber anzuleiten. Wer den Erzbischof oder sein Stift dabei behindert, dessen Person und Besitz werden dadurch zu Pfändern (gegenpfant) für die Forderungen, die der Prälat vor dem König rechtmäßig von den Bürgern und Juden von Mainz eingeklagt hat. Der König hat Erzbischof Gerhard ermächtigt, von ihm jederzeit persönlich oder durch einen Bevollmächtigten wegen seiner Klage die Verhängung der Acht in offener Versammlung (mit tagen) über die genannten Bürger von Mainz fordern zu können (daz wir die vorgeschriben burger von Mêntze ze achte sulen tuͦn), sofern er (Adolf) sich an einem Ort befindet, wo er dies zu Recht tun kann. Zeugen des Urteils waren Friedrich [III.], Burggraf von Nürnberg (Nuͤrenberg), Ludwig [VII.], Graf von Oettingen (grave Ludewich von Oͤtingen), Gerhard [IV.], Graf von Diez (grave Gerhart von Dietze), Gottfried von Brauneck (Gotfrit von Brunecke), Johann [I.] von Limburg (Iohans von Lympurch), Gerlach von Breuberg (Brúberch), Albrecht von Hohenlohe (Hohenloch), Herdegen von Gründlach (Grindela), Robin von Kovern (Cobern), Dietrich, Burggraf der Starkenburg (Dietherich, der burgrave von Starkemberg), sowie viele andere Ritter und Getreue des Reiches.

[…] gegeben und geschriben in der stat und an dem tage und von gotes gebùrte, als da vorgeschriben ist [an dem mêntage vor sante Georgius tage, do man zalte von gotz gebùrte tusent zweihundert und driu und nùnzich iar], in dem ersten iare unseres riches.

(1) Der Montag vor dem 23. April = 20. April 1293.

(2) Es gab zwei Juden dieses Namens.

(3) Es gab zwei Juden auch dieses Namens.

(4) Zu der Summe von 6.000 Mark Silber vgl. Falck, Glanz (1978), S. 31, Heinig, Kirche (2000), S. 386, und Güntzel, Iudei (2010), S. 127.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Domkapitel Mainz Urkunden 1293 April 20, Orig., dt., Perg.

  • CAOU 3, Nr. 1729, S. 50-52;
  • Samanek, Studien (1930), Nr. 11, S. 260-262 (die meisten Namen der Mainzer Bürger und Juden werden nicht genannt);
  • Vancsa, Auftreten (1895), Nr. 7, S. 131-133.
  • Regesten der Stadt Heppenheim, Nr. 88, S. 86;
  • Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 4, Nr. 38, S. 30 f.;
  • CAOU R/1-4, Nr. 1729, S. 369 f.;
  • Rapp, Chronik (1977), S. 21;
  • RI 6, 2, Nr. 230, S. 81;
  • Hohenlohisches UB 3, Nr. 531, S. 640;
  • REM 1, 1, Nr. 310, S. 54;
  • MRR 4, Nr. 2155, S. 482;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 92, S. 15;
  • Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landesgeschichte 3, Nr. 2084, S. 138;
  • RI (alt) 1246-1313, Nr. 115, S. 168>
  • Heinig, Kirche (2000), S. 395;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 75, Anm. 49, und S. 205;
  • GJ 2, 2, S. 514;
  • Samanek, Beiträge (1932), S. 13;
  • Schrohe, Mainz (1915), S. 69 und 71;
  • Ferner, Erwerbspolitik (1915), S. 50;
  • Carlebach, Verhältnisse (1901), S. 35;
  • Heymach, Gerhard von Eppenstein 1 (1880), S. 41;
  • Schliephake, Geschichte 2 (1867), S. 443.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 13.07.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 46, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-00od.html (Datum des Zugriffs)

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