Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 72

1300 Juni 29, Mainz

König Albrecht [I.] schreibt an Pure, die Witwe Schonnemanns von Düren (vidue dicte Puren, relicte Schonnemanni de Duren), dessen Sohn Meier (Meigero), Simon von Bergheim (Symoni de Bercheim) und die anderen Juden seines Königreichs, die Knechte seiner Kammer (servis camere sue), denen vorliegende Urkunde zur Kenntnis gelangt, wünscht ihnen alles Gute und teilt mit, dass er dem Abt und dem Konvent des Zisterzienserklosters Eberbach (monasterii Eberbacen[sis], ordinis cyster[ciensis]) aus königlicher Freiheit der Gerechtigkeit wegen die Gnade hat zuteil werden lassen, ihren Gläubigern über die Hauptschuld hinaus keinen Wucher zu zahlen (beneficio nostre gracie […] super non solvendis usuris eorum creditoribus ultra sortem). Da er nicht will, dass der Konvent getäuscht und diesem nicht wirksam geholfen wird, befiehlt er den Adressaten insgesamt und jedem einzelnen nachdrücklich (sub optentu gracie nostre), keine Bürgschafts- oder Schuldurkunde oder einen sonstigen Vertrag gegen des Königs vernünftigen und gerechten Gnadenerweis aufrechtzuerhalten und keine Bürgen des Klosters wegen Zinsen der Hauptschuld zur Bürgschaftsleistung zu ermahnen und sein Privileg Lügen zu strafen, das unverletzlich seine Gültigkeit behalten soll. Der König erklärt alle dem entgegenstehenden Bürgschaften, Urkunden oder Verträge, auf die sich die Juden berufen könnten, für nichtig und ordnet für sich und seine Erben aus königlicher Freiheit heraus an, bezüglich der Einforderung von Wucherzinsen vom vorgenannten Abt und Konvent zu schweigen. Er mahnt, bittet und befiehlt, dass niemand [die Juden] in Sachen der Wucherforderung [vor Gericht] zulässt (vos recipiat), sie durch Rat, Hilfe und seine Gunst unterstützt oder es wagt, mobile oder immobile Güter des Klosters zu rauben, zu beschlagnahmen oder mit Gerichtsurteil einzubehalten. Wer dies dennoch tut und sich trotz einer Ermahnung nicht einsichtig zeigt, muss dem Kloster jeglichen erlittenen Schaden ersetzen und wissen, dass er sich die Ungnade des Königs zugezogen hat. (1)

Datum Maguntie, anno domini Mᵒ CCCᵒ, tercio kalendas iulii, regni nostri anno secundo.

(1) Vgl. MZ01, Nr. 66 und MZ01, Nr. 71.

Überlieferung:

Wiesbaden, HStA, Abt. 22 U 436, fol. 12r-13v, Nr. 77, lat., Perg.; Abschr. (um 1300).

  • UB Abtei Eberbach 2, 2, Nr. 593, S. 434 f.;
  • Bodmann, Alterthümer 1 (1819), S. 188 f.
  • Codex diplomaticus Nassoicus 1, 3, Nr. 1287, S. 36;
  • Regesten zur Geschichte des Niederrheingaus, Nr. 722, S. 111;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 117, S. 19.
  • Heinemann, Kloster (2014), S. 150;
  • GJ 2, 1, S. XXVII und 179;
  • Colombel, Judenverfolgung (1866), S. 117;
  • Rossel, Geschichte der Abtei Eberbach 2, 2 (1858), S. 283 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 24.06.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 72, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-00qk.html (Datum des Zugriffs)

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