Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 326

1347 November 25, Bingen

Der Ritter Johann vom Stein bekundet, dass ihm der Mainzer Erzbischof Heinrich [III.] und dessen Stift 1.000 kleine Gulden schuldig sind. Dafür haben ihm Heinrich und die Vormünder (1) des [Erz-]Stiftes [neben Konrad von Kirkel das Fünfer-Gremium aus Kuno von Falkenstein, Nikolaus vom Stein, Eberhard von Rosenberg, Johann von Randeck und Johann von Bellersheim] auf Wiederkauf eine Jahresrente in Höhe von 100 Pfund Geldes von den Kawertschen und den Juden zu Bingen verkauft. In der inserierten Verkaufsurkunde bekundet Konrad von Kirkel als einer der Verwalter des Mainzer [Erz-]Stifts, dass letzteres Ritter Johann vom Stein 1.000 Pfund Heller schuldet, da dieser einst für 500 Pfund Erzbischof Heinrich [II.] mit Lebensmitteln versorgt hatte, als Heinrich vor Dhaun lag; weitere 500 hatte Johann dem Kurfürsten an Bargeld zur Verfügung gestellt. Mit dessen, des Kustos Heinrich und des gesamten Domkapitels zu Mainz sowie der Vormünder des [Erz-]Stifts Einverständnis verkauft Konrad von Kirkel Ritter Johann vom Stein [als Gegenleistung für besagte 1.000 Pfund Heller] 100 Pfund Geldes, die ihm jährlich an Martini (11. November) die Kawertschen und die Juden zu Bingen, die jetzt oder erst in Zukunft unter dem Erzbischof dort wohnen, zu entrichten haben. Sind keine vor Ort, haftet das Erzstift dem Ritter mit sämtlichen mainzischen Einkünfte aus Bingen für Johanns Anspruch auf die 100 Pfund Heller.

Ich, Iohan vom Steine, ritter, bekennen und tuͦn kunt allen luten vor mich und alle mine erben, daz mir der erwidige [!] in gote vadir und .. herre her Heinrich, ertzbischof zuͦ Mentzᵉ, und sin stifte tusent cleine guldin schuldig sint, dar vor mir und minen erben huͦndert pfunt geltes uff den kaurzinen und iuden zuͦ Bingen alle iar uff sant Martins tag yme winter zu rehtem wider kouf virkouft sint in aller der wijs, als die brief sprechent, die der selbe mine herre von Mentzᵉ, her Conr[ad] von Kirkel und die fuͤnf vormuͤnder dez egenanten stiftes mir und minen erben dar ubir geben hant und her nach von wort zuͦ wort gescriben stent. Wir, Conr[ad] von Kirkel, vormuͤnder dez stiftes zuͦ Mentzᵉ, bekennen und tuͦn kuͦnt allen luten, die disen brief sehent oder hoͤrint lesin, daz der stift von Mentzᵉ dem strengen ritter hern Iohan vom Steine und sinen erben tusent pfunt heller schuldig ist, der er fuͦnf huͦndert dem erwidigen [!] unserm herren hern Heinrich, ertzᵉbischof zuͦ Mentzᵉ, an koste und an spis gap, da er vor Dune lage. Und die andern fuͦnf huͦndert pfunt hat er uns an gereitem gelt bezalt, die wir in dez stiftes kuͤntlichen nuͦtzᵉ gekeret han. Und fuͤr die tusent pfunt heller han wir im mit wizzen und willen dez erwirdigen unsers herren hern Heinrich, ertzebischofs zuͦ Mentzᵉ, hern Heinrich, custers, und dez capitels und der fuͦnf vormuͦnder huͦndert pfunt geltes virkauft zuͦ rehtem widerkoufe uff den kaurzinen und iuden zuͦ Bingen, die wir und der stifte ietzunt da hant oder noch gewurnen [!] mogen. Und die selben huͦndert pfunt geltes sal man ime oder sinen erben alle iar uff sant Martins tag bezalen ane virzoge. Were aber, daz zuͦ Bingen niht iuden oder kaurzinen weren, so sal der selbe Iohan und sin erben die vorgenanten hundert pfunt geltes uff allir der gulte, die zuͦ Bingen vallen ist, uff heben und in nemen ane hindernisse. Ouch ist geret, wannᵉ der vorgenante unsir herre von Mentzᵉ sin nachkomen, sin stift, wir oder wer zuͦ zijten den stifte inne hat, die vorgenanten hundert pfuͦnt geltes umb tusent pfunt heller losen wollen, so sal der vorgenante her Iohan und sine erben dem vorgenanten unserm herren, sinen nachkomen, sinen stift uns oder wer zuͦ zijten den stift inne hat, die huͦndert pfunt geltes umb tusent guldin zuͦ losin geben ane hindernisse und virzog. Dez zuͦ urkunde ist unsers vorgenanten herren, unsir und der egenanten fuͦnfir vormuͤnder gemeinen ingsigel [!] an disen brief gehangen. Und wir, Heinrich, ertzbischof zuͦ Mentzᵉ, und wir, Cune von Falkenstein, Niclas vom Steinᵉ, Ebirhart von Rosenberg, Iohan von Randecke und Iohan von Beldirsheim, vormuͤnder dez egenanten stiftes zuͦ Mentzᵉ, bekennen, das die vorgescriben dingᵉ mit unserm wizzen und willen geschehen sint, und haben des zuͦ urkuͤnt unsir ingsigel an disen brief gehangen, der geben ist zuͦ Bingen uff sant Katherinen (2) tag, nach gotes geburtᵉ drutzehenhundert iar, dar nach in dem siben und vierzigosten iar. Alle die vorgescriben ding und artickel han ich, Iohan vom Steine, ritter vorgenante, vor mich und alle mine erben in guͦten truͦwen an eides stat gelopt, stet und veste zuͦ halten ane allirlei argelist und geverde. Und dez zuͦ urkunt han ich min ingsigel an disen brief gehangen, der geben ist dez tages und iars als vorgescriben stet.

Rückvermerk:

De iudeis et aliis usurariis

(1) Vgl. zu diesen Vormündern des Erzstifts: Regesten der Landgrafen von Hessen [online], Nr. 1174 (http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/xsrec/id/1174/current/6/pageSize/30/sn/lgr?q=YToxOntzOjU6InNhY2hlIjtzOjg6IlVyZmVoZGVuIjt9) [letzter Zugriff: 18. März 2015].

(2) Das folgende Wort auf Rasur.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden 4076 [Insert] und 4077, Orig., dt., Perg.

  • REM 1, 2, Nr. 5624, S. 568.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 30.09.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 326, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-01k9.html (Datum des Zugriffs)

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