Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 29

1286 März 24, Mainz

Grabstein der zu Mainz bestatteten Jüdin Rachel, Tochter Baruchs:

עד הגל
'הזה ו[עד]ה המצב
הוקמה לראש מרת
'רחל בת ר' ברוך הנפט
באדר השיני בששה
[ועשרים ימ' מ'ו' לפר[ט
לאלף שישי תהא
[נשמתא [!] צרורה בג[ן
עדן אמן ואמן סלה

Übersetzung:

Zeuge ist dieser Hügel;
und Zeugin (1) ist die Grabstele (2),
aufgerichtet zu Häupten der Frau
Rachel, Tochter des Herrn Baruch, die verstarb
im Adar, dem zweiten, am sechs-
undzwanzigsten Tag (3), [im Jahre] 46 nach der Zählung (4),
im sechsten Jahrtausend. Es sei
ihre Seele eingebunden (5) im Garten (6)
Eden. Amen und Amen. Sela.

(1) Bei der Autopsie am Original waren Spuren von ע (und ד?) zu verifizieren. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 40, S. 149) entschied sich auf der Grundlage einer Fotografie für die Lesung וע(ד)ה‎.

(2) Vgl. zu den ersten beiden Zeilen Genesis 31, 52.

(3) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 40, S. 149): ימים‎ ('Tage', pl.).

(4) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 40, S. 149): ‏'‎במ'ו‎ ('im [Jahre] 46'). Avneri ergänzt ט bei ‎[ט]‎לפר ('nach der kleinen Zählung'). Avneri (ebda.) ‎'לפר ('nach der kleinen Zählung')‎.‎ Der 26. Adar II des Jahres 5046 entspricht 1286 III 24. Rapp, Chronik (1977), Nr. 79, S. 54, führte zwar das zutreffende Datum jüdischer Zeitrechnung an, blieb aber hinsichtlich der christlichen Entsprechung vage: '1286 ab Mittwoch 27. Februar' (entspricht: ab 1. Adar II 5046).

(5) Vgl. Der alte jüdische Friedhof in Bonn-Schwarzrheindorf, S. 46. Vgl. zu der ganzen Passage Samuel 25, 29.

(6) ן ergänzt, möglicherweise mit Abbruchkante verlaufend.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 79, hebr.

  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 79, S. 54;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 75, S. 84;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 82, S. 436.
  • Vest, Friedhof (2000), S. 82;

Kommentar:

Nach Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 82, S. 436) soll eine 'Gleichnamige' im sogenannten 'Nekrologium I' auf fol. 76a als Spenderin verzeichnet worden und im Jahr 1334 gestorben sein. Auf dieser Seite des besagten Nekrologs wird 'Frau Rahel, Tochter R. Chakims haKohen' als einzige Rachel angeführt, dagegen fol. 72a eine 'Frau Rahel, Tochter R. Baruchs', deren Vater also wie der der Verstorbenen der hier erörterten Grabinschrift Baruch hieß (vgl. Israelitische Bevölkerung 3, S. 150 und 155). Bis fol. 57a wurde das 'Nekrologium I' von dem 1298 ermordeten Isaak b. Samuel aus Meiningen geschrieben und danach von anderen fortgesetzt; vgl. Barzen, Nürnberger Memorbuch (2011), S. 7-9; Israelitische Bevölkerung 3, S. 95, wobei diese auch frühere Überlieferungen berücksichtigt haben könnten; vgl. Weinberg, Untersuchungen (1924). Hinsichtlich der strittigen Frage der institutionellen Zugehörigkeit des Memorbuches und des Nekrologiums zur Gemeinde Nürnberg oder Mainz äußerte sich Moritz Stern (Israelitische Bevölkerung 3, S. 97) u. a. in folgender Weise: 'Ein argumentum a silentio gewinnen wir aus den Inschriften der zu Mainz […] erhaltenen Leichensteine aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert. Von den ca. 140 Grabsteinen und Steinfragmenten kommen für die im Nekrologium berührte Zeit über 90 Stücke in Frage. Würde das Memorbuch, bzw. sein Spendenbuch nach Mainz gehören, dann müssten die in Stein gemeisselten Namen sich in den Pergamenten wiederfinden. Doch nicht ein einziger Name kehrt in der Reihe der Spender wieder.'

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 22.03.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 29, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02qx.html (Datum des Zugriffs)

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