Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 69

1300 Januar 20, Mainz

Grabstein der zu Mainz bestatteten Tochter Samuels:

זאת קבורת מרת
[…] הזקנ' בת ר' שמואל
כ']ח' בשבט יום ד' שנת]
'ס' לא' ששי ת'נ'צ'ב'ה
אמן ואמן סלה

Übersetzung:

Dies ist das Grab der Frau
[…] der Alten, Tochter des Herrn Samuel,
am 28. (1) Schevat, Mittwoch, im Jahre
60 (2), im sechsten Jahrtausend. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.(3)
Amen und Amen. Sela.

(1) Rapp, Chronik (1977), Nr. 101, S. 56, veröffentlichte '8' statt '28', berücksichtigte bei der Ermittlung des Monatstags jüdischer Zeitrechnung also nur den auf einer Fotografie der 1950er Jahre noch identifizierbaren Zahlbuchstaben ‎'‎ח. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 46, S. 150) bezog dagegen in seine Überlegungen neben dem unstrittigen jüdischen Monat den in der Grabinschrift genannten Wochentag (Mittwoch) und die von diesem Autor gelesene Jahresangabe mit ein und kam so nach dem Kalendersystem zu dem überzeugenden Schluss, dass es sich um den 28. Monatstag handeln muss, also an der betreffenden beschädigten bzw. fehlenden Stelle der Schreibfläche ergänzend ‎'‎כ anzusetzen ist.

(2) Auf der erwähnten Fotografie erinnert der Buchstabe an ein Quadrat, in dessen Innerem sich an einer Stelle eine Vertiefung zu befinden scheint. Die Deutung dieses Buchstabens durch Avneri (ebd.) als ס ergibt sich m. E. zwingend aus der kalendarischen Systematik (s. o.). Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 4, S. 433) wich der Festlegung auf einen Jahresansatz sogar so weit aus, dass er nur '12 . .' veröffentlichte. Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine auf dem 'Judensand', Nr. 119) vermutete '1320?', hielt also für möglich, dass es sich bei dem in Frage stehenden Buchstaben um פ handele; Rapp entschied sich definitiv für פ und gelangte in letzterer Publikation mit seiner Annahme des Monatstages (s. o.) zu dem Datum '8. Schevat 80' jüdischer Zeitrechnung, einem Datum, dem er den in der Grabinschrift genannten Wochentag (Mittwoch) beigab; vgl. Die Mainzer hebräischen Epitaphien, Nr. M 95, S. 85, und Rapp, Chronik (1977), Nr. 101, S. 56. In Wirklichkeit fiel dieses Datum auf einen Sabbat. Der 28. Schevat des Jahres 5060 entspricht dem 20. Januar 1300 christlicher Zeitrechnung.

(3) Die Eulogie bezieht sich auf Samuel 25, 29.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 101, hebr.

  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 101, S. 56;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 95, S. 85;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 119;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 4, S. 433.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 05.09.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 69, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02r5.html (Datum des Zugriffs)

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