Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 76

1301 März 27, Mainz

Grabstein der zu Mainz bestatteten Jüdin Gutlin, Tochter Urschragos:

ז]את]
קבורת
מרת גוטלין
בת הק' ר' אורשרגו
'שנפ' י'ז' בני[ס]ן יום ב
'בס'א' לא' ששי נ
ב' ע' א' וא' סלה

Übersetzung:

Dies
ist das Grab
der Frau Gutlin,
Tochter des Märtyrers Herrn (1) Urschrago,
die verstarb am 17. Nissan (2), Montag,
[im Jahre] 61, im sechsten Jahrtausend. Ihre Ruhe
[sei] im Garten Eden (3). Amen und Amen. Sela.

(1) Die Bezeichnung '‏‎ר (R[av]) wurde oberhalb der Zeile in kleinerer Schriftgröße nachgetragen.

(2) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 48, S. 151) edierte ‏(‎בני(סן (im Ni[san]).

(3) בגן עדן (im Garten Eden); vgl. Alcalay, Dictionary (1965), Sp. 1601. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 48, S. 151) edierte ‏'‎בע, was er mit בעדן ('in Eden') erläuterte.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 88, hebr.

  • Rapp, Chronik (1977), S. 23, und Nr. 88, S. 55 (zu Oktober 10);
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 85, S. 85;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 96, S. 436.
  • Rapp, Glaubenszeugen (1970/71), S. 10 und 15.

Kommentar:

Wann und wo der Vater Gutlins das Martyrium erlitt, ist unbekannt. Unter den zehn Mainzer Märtyrern des 19. April 1283 wird kein Urschrago angeführt, während in Nürnberg am 1. August 1298 ein Urschrago, Sohn Salomos, mit seiner Frau Bruna (ברונא) und ihren fünf Kindern ermordet wurde (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 20, 35, 144 f. und 176). Der Vater Gutlins könnte z. B. im Zusammenhang mit dem Mainzer Pogrom (Schändung und Verbrennung der Synagoge, Zerreißen von Torarollen, Plünderung von Wohnhäusern) vom 15. Juni 1281 umgekommen sein, von dem wir u. a. durch die Grabinschrift des Rabbiners Meir, Sohn des Abraham haKohen, Kenntnis haben; vgl. GJ 1, S. 184 f.; GJ 2, 2, S. 512 f. und 518, Anm. 5; Ziwes, Studien (1995), S. 228 mit Anm. 34; Müller, Judenverfolgungen (2002), S. 206, Anm. 105.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 22.03.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 76, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02r8.html (Datum des Zugriffs)

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