Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 45

1299

Nach einer Chronik des 18. Jahrhunderts soll König Albrecht I. ein Drittel aller Güter (1) der Juden zu Goslar eingefordert haben. Nach Unterhandlungen zwischen der Kammer, dem Rat der Stadt und den Juden sei die Summe auf 500 Gulden festgesetzt worden: Anno Christi 1299, Imp. 2, Palatii Mont. Urb. 376 Der Kayser fordert den 3ᵗᵉⁿ Theil des Jüdischen Reichthums, Consulat handelt es mit der Cammer, und die Juden mit Consulatu ab, ad 500 Fl.

(1) Das erinnert an den über hundert Jahre später von König Sigmund eingeführten sogenannten Dritten Pfennig.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 1185, S. 112, Abschr. (1. Hälfte 18. Jh.), dt., Papier.

Kommentar:

Diese Angabe entspringt allein einer Chronik des Goslarer Lokalhistorikers Erdwin von der Hardt (1656-1749). Die Quelle seiner Notiz lässt sich nicht ausmachen, weshalb die Nachricht keinen Eingang in die einschlägigen Editionen und Regesten gefunden hat und auch von Fischer, Judenprivilegien (1936), nicht berücksichtigt wurde. Die Verlässlichkeit der Angabe ist ungewiss. Zwar dürfte es im Bestand des Rates durchaus Dokumente und Urkunden gegeben haben, die im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren gegangen sind, ein derartig massiver Eingriff in die jüdischen Besitzverhältnisse, der ohne triftigen Grund nicht erfolgt wäre, hätte aber gewiss weitere Spuren in der Überlieferung hinterlassen; vgl. Hessel, Jahrbücher (1931) und die Einschätzung von Neufeld, Juden 1 (1917), S. 64 f. Es ist also wahrscheinlich, dass wir es hier mit einer von mehreren Fälschungen Erdwins von der Hardt zu tun haben. Zu Erdwin von der Hardt vgl. Hölscher, Beiträge (1895), S. 646-657, und Georg Bode in UB der Stadt Goslar 3, S. XIV f.; dagegen Jörn/Jörn, Meisterlied (1992), insbes. S. 3-14.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 45, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-000v.html (Datum des Zugriffs)

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