Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 205
1339 Oktober 6, Lüneburg
Die Ritter Boldewin und Gerlach sowie der Knappe Johannes, Brüder, sowie Gerlach, der Sohn Boldewins, Heinrich, der Sohn Gerlachs, und Friedrich, Sohn Johannes', Knappen genannt von Lobeke (Boldewynus, Gerlacus milites et Johannes famulus, fratres, Gerlacus filius domini Boldewyni, Hinricus filius domini Gerlaci, et Fredericus filius Johannis, famuli, dicti de Lobeke) verkaufen dem Rektor der Kirche St. Cyriakus in Lüneburg (rectori Ecclesiae sancti Cyriaci in Luneborch) (1), der vorübergehend unter den Geschworenen der Kirche zum Bau war (qui pro tempore fuerit iuratis ecclesie ad structuram) (2), den Kaplänen und ewigen Vikaren daselbst (capellanis et vicariis perpetuis ibidem) eine Geldrente in Höhe von 12 Schillingen aus den Häusern und Hausstellen Albert Kluvers (in domibus et areis Alberti dicti Klyver), gelegen in der Lüneburger Judenstraße gegenüber dem Haus des Juden David (in civitate Luneburgensi sitis in platea iudeorum quasi in opposito domus iudei Davidis) (3) für 15 Lüneburgische Mark. Von der Rente soll der Rektor sechs, die Kirche drei, die Älteren (seniores) (4) sechs und die Vikare drei Schillinge (5) haben zur Feier der jährlichen Memorie Heinrich Spikers und seiner Ehefrauen (ob memoriam Hinrici Spikers et suarum uxorum) in der Cyriakuskirche.
Datum et actum Luneborch Anno domini MᵒCCCᵒXXXIXᵒ in octava sancti Mychahelis.
(1) Stift unterhalb des Kalkberges im westlichen Stadtgebiet; vgl. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmäler (1906), S. 58-61.
(2) Zum Begriff iuratus ecclesie ad structuram vgl. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmäler (1906), S. 59; Reitemeier, Pfarrkirchen (2005), bes. S. 89-104, und Schröcker, Kirchenpflegschaft (1934), bes. S. 89-91, 182 und 197.
(3) Möglicherweise handelte es sich um den 1330 erwähnten Juden David, bei dem sich die Stadt Lüneburg Geld lieh (NO01, Nr. 133).
(4) Unklar bleibt, wer damit gemeint ist. Gemäß der Liste der oben erwähnten 'Erwerber' müssten hiermit die Kapläne erfasst sein.
(5) Die Summe der verteilten Rente übersteigt die oben genannte Gesamtsumme. Der Text lässt keine Hinzufügung oder Verderbtheit erkennen.
Überlieferung:
Hannover, LA, Celle Or. 100, Nr. 280, Orig., lat., Perg.; Hannover, LB, Ms XXIII/854, Nr. 387, S. 396 f. (2. Hälfte 18. Jh.).
- Lüneburger UB 7, Nr. 419, S. 271 f.
- GJ 2, 1, S. 499;
- Reinecke, Straßennamen (1966), S. 77;
- Calmensohn, Geschichte (1875), S. 207;
- Wiener, Geschichte Juden Hannover (1861), S. 126.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 205, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-001u.html (Datum des Zugriffs)
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