Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 137
1330 März 31, Goslar
Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Lezer (cum iudeo dicto Lezer), dass Lezer und dessen Ehefrau Rachel (uxor eius Rachel) vom Osterfest an für die kommenden sechs Jahre von der Abgabe, die Schoß genannt wird, befreit werden (permanebunt liberi a contributione nostre civitatis, que vulgo schot dicitur, a festo pasche proximo (1) usque dum sex annorum circuitus integre finiantur). Damit gelten sie zugleich von der Abgabe und Teilhabe der anderen Goslarer Juden, soweit von jenen geleistet, befreit; dennoch können sie freiwillig diesen Beitrag leisten (Cum hoc etiam a contributione et consorcio aliorum nostrorum iudeorum, in quantum ipsis conpetierit, poterunt esse immunes). Dennoch gestehen sie ihnen eine gleich den übrigen Goslarer Juden uneingeschränkte Rechtsstellung zu (nichilominus ipsis concedimus cum eisdem plena iustitia in omnibus eque frui pariter et gaudere). Für diese Gunst leisten sie über sechs Jahre hin jeweils eine Mark, und dies zur selben Zeit wie der Schoß von den übrigen Juden zu zahlen ist (pro huiusmodi igitur gratia ministrabunt nobis singulis sex annis predictis unam marcam puri argenti, et hoc eo tempore, dum nostri reliqui iudei suum schot contribuunt atque solvunt). (2) Sollte ein kaiserliches Mandat oder der König eine Abgabe oder Ähnliches von den übrigen Goslarer Juden verlangen, müssen sie diese zusammen mit den anderen Juden leisten (insuper si imperiale mandatum aut regie magestatis (!) romane collectam seu contributionem ab aliis nostris iudeis exigeret, tunc facere debebunt cum iudeis aliis, quod tenentur). Ferner dürfen Lezer und seine Frau Rachel bis zum Ablauf der Vereinbarung kein Geld einer dritten Person zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie dem Rat nicht den daran schuldigen Anteil geben (item idem Lezer aut uxor eius Rachel pendente predicto placitationis termino non debent alicuius alterius hominis pecuniam ad usus suos recipere, nisi de ea nobis debitam faciant portionem).
Datum et actum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒ, in vigilia Palmarum. (3)
(1) 1330 April 8.
(2) Die bisher übliche Reihenfolge der Judenbriefe ist aufgebrochen. Die Gegenleistung für die Schoßbefreiung ist nachgeschoben. Auch die Terminangabe (zeitgleich zur Schoßzahlung) weicht von der sonst üblichen Form (Angabe eines Tagesdatums) ab.
(3) Die erste Zeile des Eintrages auf Rasur oder durch andere äußere Einflüsse abgeblasst.
Überlieferung:
Goslar, StadtA, B 825, fol. 69r, [Nr. 194], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.
- UB der Stadt Goslar 3, Nr. 845, S. 563.
- GJ 2, 1, S. 288, Anm. 1.
Kommentar:
Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 137, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002b.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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