Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 207
1339 November 1, Goslar
Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Isaak, wonach Isaak, dessen Gattin Razeke, dessen Schwester Summeke sowie alle ihre unverheirateten Kinder (Ysaac iudeum et Razeken uxorem suam atque Summeken sororem eius necnon omnes ipsorum pueros non coniugatos) in den Schutz des Rats (ad nostram protectionem recepimus) zum Verbleib in Goslar (ad manendum nobiscum) genommen werden. Die begünstigten Juden werden vom kommenden Martinsfest an für die Dauer von sechs Jahren aus der Gemeinschaft der anderen Goslarer Juden eximiert und zwar so, dass sie sich nicht an der Abgabe, die Schoß genannt wird, beteiligen, sondern dem Rat jährlich am Michaelistag 1 1/4 Mark entrichten (a festo beati Martini proximo (1) usque dum sex annorum circulus fuerit evolutus, eximentes eos a consortio et communitate aliorum nostrorum iudeorum sub ista forma, videlicet quod ipsis non cooperabuntur ad contributionem, que schot in vulgo dicitur, sed nobis quolibet istorum anno in die beati Michahelis (2) quinque fertones puri argenti erigabunt expedite). Ihnen wird gleich den übrigen Goslarer Juden eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis, similiter aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus eque frui). Sie dürfen von keinem anderen Juden Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie nicht zumindest mit dem Rat über dessen Sonderbesteuerung verhandelt haben (nullius etiam iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi saltem specialem exactionem de eadem nobis curaverint elargiri). Wenn sie ihre Söhne oder Töchter währenddessen verheiraten, müssen sich diese nach der Heirat mit dem Rat für ihren Verbleib ins Benehmen setzen (verum si medio tempore si (!) pueros suos masculos vel feminas ad copulam coniugalem tradiderint, hii nobiscum pro sua mansione debebunt post copulam placitare). Wenn aber der König oder das Reich irgendeine Unterstützung oder Steuer von den Goslarer Juden einfordert, dann müssen jene trotzdem mit diesen das Schuldige leisten (si vero serenissimus dominus noster rex aut imperium aliquod subsidium vel collectam a ceteris nostris iudeis exigeret, nihilominus ipsi cum eisdem facient, quod debitum fuerit faciendum).
Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXIX, in die Omnium sanctorum. (3)
(1) 1339 November 11.
(2) September 29.
(3) Der Eintrag ist gestrichen. Die Urkunde verlängert das Privileg vom 3. Juni 1335 (NO01, Nr. 164).
Überlieferung:
Goslar, StadtA, B 825, fol. 104r, [Nr. 300], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.
- UB der Stadt Goslar 4, Nr. 97, S. 64.
- GJ 2, 1, S. 289, Anm. 1.
Kommentar:
Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 207, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002t.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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