Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 150
1333 Mai 22, Goslar
Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Isaak, wonach Isaak, dessen Frau Razeke und alle ihre unverheirateten Kinder zum Verbleib in Goslar aufgenommen wurden (recepimus Ysaac iudeum et Razeken uxorem suam necnon omnes ipsorum pueros non coniugatos ad manendum nobiscum). Diese werden vom kommenden Pfingstfest an für die Dauer von zwei Jahren von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden eximiert und zwar in der Form, dass sie sich an der Abgabe, die Schoß genannt wird, nicht beteiligen, sondern dem Rat jährlich und auf die Dauer von zwei Jahren eine feine Mark am Martinstag geben (a festo penthecostes nunc proximo (1), usque dum duorum (2) annorum circulus fuerit evolutus, eximentes eos, a consortio et communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod eis non cooperabuntur ad contributionem, que schot in vulgo dicitur, sed nobis unam marcam puram in die beati Martini episcopi (3) hiis duobus (4) annis durantibus quolibet anno dabunt). Ihnen wird gleich den übrigen Goslarer Juden eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris iudeis (5) plena iustitia in omnibus eque frui). Sie dürfen auch kein Geld von einem Juden zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie dem Rat davon nicht zumindest eine Sonderabgabe leisten (nullius etiam iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi saltem specialem exactionem de eadem nobis curaverint elargiri). Wenn sie ihre Söhne und Töchter verheiraten, müssen diese mit dem Rat nach der Heirat über ihren Verbleib gesondert verhandeln (verum si medio tempore pueros suos masculos vel femellas ad copulam tradiderint conjugalem, hii nobiscum pro sua mansione debebunt post copulam placitari). Falls der König oder der Kaiser irgendeine Unterstützung oder Steuer von den Juden einfordert, müssen jene mit ihren Glaubensgenossen das Schuldige leisten (si vero serenissimus dominus noster rex vel imperator aliquod subsidium aut collectam exigeret a iudeis, nichilominus ipsi cum aliis consociis suis facient, quod debitum fuerit faciendum).
Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒIIIᵒ, in vigilia Penthecostes. (6)
(1) 1333 Mai 23.
(2) Das Wort duorum ist unterstrichen, am Rand quatuor; s. auch Anm. 6.
(3) November 11.
(4) Das Wort duobus ist durchgestrichen, am Rand quatuor; s. auch Anm. 6.
(5) Das Wort ist über der Zeile und außerhalb des Zeilenrands nachgetragen.
(6) Die zwischen anderen Dokumenten des Jahres 1333 stehende Urkunde wurde nach Ablauf der Frist am 3. Juni 1335 verlängert (NO01, Nr. 164). Der Schreiber hat dazu die neue Ausfertigung nicht gesondert in das Kopialbuch eingetragen, sondern den älteren Eintrag 'aktualisiert': Aus MᵒCCCᵒXXXᵒIIIᵒ wurde durch Rasur MᵒCCCXXXᵒVᵒ. Da zudem eine längere Laufzeit vereinbart wurde, wurde an entsprechender Stelle duorum respektive duobus gestrichen und durch quatuor ersetzt. Oberhalb des Eintrages ist von zeitgleicher Hand vermerkt worden: exspiravit.
Überlieferung:
Goslar, StadtA, B 825, fol. 85v, [Nr. 236], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.
- UB der Stadt Goslar 3, Nr. 1020, S. 673 f.
- GJ 2, 1, S. 285, 288, Anm. 1.
Kommentar:
Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 150, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002v.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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