Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
273 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 160.
Norddeutschland 1, Nr. 160
1334 Oktober 12, Goslar
Der Rat von Goslar bekundet, dass er seinen in Goslar wohnhaften Juden nie die Ausübung des jüdischen Rechts verboten hat, und erklärt ausdrücklich, dass die Juden ihr jüdisches Recht nach alter Gewohnheit ausüben sollen und ihr Gericht über innerjüdische Angelegenheiten Recht sprechen soll, mit Ausnahme von Blutrunst, Friedensbruch, Totschlag und Raub, wofür das Gericht unter Leitung des Stadtvogts zuständig ist (We .. de rad to Goslere bekennet in disseme openen breve, dat we ny joͧdenrecht vorboden usen joͧden, de mid os wonhaftich sint, unde willet, dat se ere joͧdenrecht unde ere alden wonheyt beholden, dat on ere meysterscap richte, wat under on werende is, sunder blotrunste unde vredebrake, slaent unde ropent, dat schon se vor usen voghede soken. Dar scal on use voghet over richten, uppe dat eme sin recht nicht ave ne gha). Zukünftig soll kein Jude mehr einen anderen einer Schuld wegen oder aufgrund anderer Dinge vor dem Stadtrichter verklagen (vortmer wille we, wat vore went an desse tyt en joͧde van dem anderen van schult weghene oder van anderen dinghen vor user stad richte avewunnen hevet, dat schal also bliven, unde dar ne scal erer neyn den anderen nicht mer umme beklaghen). (1)
Dit is geschen na goddes bord dritteynhundert iar in deme vereundedritteghesten iare, des neysten midwecken vor sente Gallen daghe. (2)
(1) Offenbar hatten die Juden - vermutlich der inneren Spaltung wegen (s. NO01, Nr. 144) - das innerjüdische Gericht teils umgangen und stattdessen vermehrt das Stadtgericht für die Klärung ihrer Rechtsangelegenheiten bemüht. So auch Caro, Sozialgeschichte 2 (1920), S. 183.
(2) Am Rand links oben ist von zeitgleicher Hand geschrieben: de iudeis.
Überlieferung:
Goslar, StadtA, B 825, fol. 88v, [Nr. 248], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), dt., Perg.
- UB der Stadt Goslar 3, Nr. 992, S. 656.
- GJ 2, 1, S. 284 und 288;
- UB der Stadt Goslar 3, S. XXVIII.
Kommentar:
Zum Verwaltungsbuch vgl. NO01, Nr. 100.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 160, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002z.html (Datum des Zugriffs)
Lizenzhinweis
Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.
Einleitung
Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
Zur Einleitung