Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 83

1317 November 1, Osnabrück

Bischof Engelbert von Osnabrück bekundet, dass er die Schöffen der Stadt Osnabrück darum bittet und künftig jährlich bitten wird, die in der Stadt Osnabrück ansässigen Juden, die in den den Juden übergebenen Urkunden namentlich aufgeführt sind, gemeinsam mit ihm zu beschützen und zu verteidigen nach bischöflichem Recht und nach dem Recht der Juden, wie es in den den Juden erteilten Urkunden enthalten ist (Nos Engelbertus dei gratia episcopus Osnaburgensis protestamur presentibus et notum facimus universis, quod nos viros discretos .. scabinos nostre civitatis Osnaburgensis presentes et futuros annis singulis rogamus et rogabimus, ut iudeos nostros in civitate nostra Osnaburgensi morantes in litteris nostris sigillo nostro sigillatis eisdem iudeis a nobis traditis (1) contentos et nominatim expressos nobiscum protegant et defendant ad ius nostrum et ad ius ipsorum iudeorum, prout in eisdem litteris nostris prefatis iudeis nostris traditis continetur, ne a quoquam iniuria seu violentia ipsis iudeis quolibet inferatur). Ferner ordnet Engelbert an, dass die Schöffen der Stadt die Juden auch vor ihm selbst, seinen Offizialen oder anderen Personen schützen sollen (3) (arbitramur etiam, quod si nos aut .. officiales nostri aut aliqui alii dictis iudeis iniuriari vellemus, quod absit, scabini predicti cavebunt et inpedient, ne eisdem iudeis huiusmodi iniuria inferatur) (2). Der Aussteller kündigt sein Siegel an. Diese Urkunde soll Gültigkeit für mindestens fünf Jahre ab dem nächsten Fest der Reinigung Marias (4) besitzen (presentibus litteris a festo Purificationis beate Marie virginis nunc proximo futuro post (3) quinqennium minime valituris).

Datum anno domini MᵒCCCᵒ decimo septimo, in die Omnium sanctorum.

(1) Mit den an die Juden übergebenen Dokumenten sind wohl die nicht überlieferten, direkt an die Juden ausgehändigten Privilegien gemeint. Hier handelt es sich - genauso wie beim Dokument vom 27. November 1309 (NO01, Nr. 66) - lediglich um eine Art Schutzbrief, der an die Schöffen Osnabrücks gerichtet ist und der einen Teil der Vereinbarungen zwischen Bischof und Juden umsetzt (den Schutz der Juden betreffend, während andere Sachverhalte wie die jährlich von den Juden zu leistende Abgabe ausgespart werden). Auch die zeitlich vorausgegangenen Privilegien - da hier ein Verlängerungsakt vorliegt - könnten in die litteris eingeschlossen sein.

(2) Diese Anweisung greift auf den Schutzbrief vom 27. November 1309 (NO01, Nr. 66) zurück, der Satz arbitramur […] inferatur ist wörtlich aus der Urkunde von 1309 übernommen.

(3) 1318 Februar 2. Ein identisches Tagesdatum auch im Schutzbrief von 1309 (NO01, Nr. 66).

Überlieferung:

Osnabrück, LA, Dep. 3 a 1 III C, Nr. 39, Orig., lat., Perg.

Kommentar:

Die Urkunde macht deutlich, dass Bischof Engelbert den Juden Osnabrücks erneut umfangreichen Schutz durch sich und die Schöffen der Stadt zugesichert hatte, mit dem wiederholten Zusatz, dass man sie im Zweifelsfall sogar gegen ihn und seine eigenen Offizialen verteidigen solle. Der Rückgriff auf den Schutzbrief vom 27. November 1309 (NO01, Nr. 66) ist dabei offensichtlich. Da der Schutzbrief eine Laufzeit von fünf Jahren hat, lässt sich vermuten, dass es eine nicht überlieferte Verlängerung Ende 1322 beziehungsweise eine Bestätigung mit Amtsanritt des Bischofs Gottfried (1321) gegeben hat. Erst das bischöfliche Privileg für die Juden Osnabrücks aus dem Jahre 1327 (NO01, Nr. 118) ist wieder überliefert.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 04.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 83, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-003i.html (Datum des Zugriffs)

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