Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 36

1290 Januar 24

Der gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Osnabrück wirkende Talmudgelehrte Anselm von Osnabrück (= Ascher ben Jakob haLevi) schließt am 24. Januar 1290 nach fünfwöchiger Arbeit die seinem Vetter gewidmete Handschrift des Kleinen Aruch ab: „Amen, Gott sei gesegnet, dass ich fertig bin mit dem Sefer Aruch. Gott möge seinem Besitzer für lange Zeit gewähren, dass er lernen und darüber nachdenken kann, er und seine Nachkommen bis zum Ende der Tage. Dieses Buch schrieb ich im Jahr 50 innerhalb von fünf Wochen und vollendete es am 11. Schevat, als der Mittwoch nahte (1), ich, der Schreiber (2) Ascher bar Jakob haLevi, für den Sohn meines Onkels, des Herrn Isaak bar Eleasar haLevi. Sei stark, und Schalom“ (‎‏אמן אל יהי ברוך שסיימתי ספר ערוך ויוכהו האל לבעל ביתו לזמן ארוך  ללמוד ולהגות בו הוא וזרעו עד סוף כל הימים וזה הספר כתבתי בשנת החמישים בתוך חמשה שבועת וסיימתיו בשבט בי'א בו יום ד' אני הכותב אשר בר' יעקב הלוי לבן דודי ר' יצחק בר' אלעזר הלוי חזק ושלם)‎.

(1) Kaufmann, Aruchhandschrift (1885), S. 232, liest 'ביום ד,‎ „am Mittwoch“; doch fiel der 11. Schevat in diesem Jahr auf einen Dienstag. Die Schreibung 'בו יום ד,‎ „als der Mittwoch nahte“, nach dem Katalog des IMHM.

(2) Der Begriff כותב (Kotev) bezeichnet im Unterschied zu סופר (Sofer) keinen professionellen Schreiber oder Toraschreiber.

Überlieferung:

Bern, Burgerbibliothek, Cod. 200, fol. 255b, Orig., hebr., Perg.

Kommentar:

Bei dem Kleinen Aruch handelt es sich um eine Kurzversion des 1101 vollendeten Großen Aruch, des ältesten überliederten Wörterbuchs des nachbiblischen Hebräisch-Aramäischen. Der Kleine Aruch enthält zahlreiche jüdisch-französische und jiddische Glossen. Das Werk harrt noch immer einer Edition; vgl. Kaufmann, Aruchhandschrift (1885); Perles, Handschrift (1887); Timm, [Art.] Ascher (2000); Timm, Sprachmaterialien (1977); Kosche, Studien (2002), S. 31-33. Wahrscheinlich nicht allzu lange nach ihrer Entstehung wurde die Handschrift mit einer ebenfalls im Jahre 50, also 1289/90, gemäß Kolophon auf fol. 101b (אני ישראל בר דוד סיימתי המחברת הזה בשנת נ' לפרט)‎ durch den Kopisten Israel bar David angefertigten Abschrift von Menachem ben Saruqs Wörterbuch der hebräischen Sprache sowie diversen Formularen etc. des späten 13. Jahrhunderts zu der nun in der Berner Burgerbibliothek aufbewahrten Sammelhandschrift vereint. Darin nimmt der Kleine Aruch nach neuerer Zählung fol. 112b bis 255b ein. Zur Handschrift vgl. The National Library of Israel, Manuscripts.

(Christoph Cluse) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 36, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-0056.html (Datum des Zugriffs)

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