Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 21

1283 [zwischen April 7 und August 13], Rostock

Eintrag im Rostocker Stadtbuch C: (1)

Es wird bekundet, dass der Jude Schealtiel (2) das von ihm bewohnte Erbe an die Stadt Rostock abgetreten hat, jedoch so, dass er es mit seinen Kindern bewohnen und frei nutzen darf, solange es der Stadt beliebt. Falls er es verkaufen will, darf er das mit Erlaubnis der Stadt tun (2): Notum sit quod hereditas illa, in qua Salathiel iudeus moratur, ab eodem iudeo est ad manus civitatis resignata, ita quod idem S[alathiel] iudeus et pueri sui in ipsa morabuntur et ea libere perfruentur, quamdiu in voluntate fuerit civitatis, et si vendere voluit, habebit liberam facultatem et hoc si in voluntate fuerit civitatis. (3)

(1) Der undatierte Eintrag steht zwischen Eintragungen (auf gleicher Lage), die wie folgt datiert sind: fol. 85r: Actum anno domini MᵒCCᵒLXXXIII feria quarta ante festum Palmarum (1283 April 7), und fol. 90r: Actum anno domini MᵒCCLXXXIII in die beati Ypoliti et sociorum eius (1283 August 13).

(2) Zu Schealtiel vgl. auch NO01, Nr. 22, NO01, Nr. 25, NO01, Nr. 29, NO01, Nr. 31, NO01, Nr. 32, NO01, Nr. 39 und NO01, Nr. 57. Eschwege, Geschichte (1991), S. 1079, hält ihn mit dem 1273 und 1296 (?) belegten Juden Selen (NO01, Nr. 2, NO01, Nr. 4 und NO01, Nr. 43) identisch. Die beiden Namensformen legen das aber nicht nahe. Nach Beider, Dictionary (2001), S. 409, entspringt Salatiel dem Namen Schealtiël, dem Sohn Serubbabels (Esr 3, 2), während das Herkommen von Selen respektive Sele unklar ist oder sich eher von Seligmann ableitet; vgl. Beider, Dictionary (2001), S. 463 und 473.

(2) Der mit eingeschränktem (quamdiu in voluntate fuerit civitatis) Wohnrecht (morari) und Nießbrauch (perfrui) belegte Verzicht zugunsten der Stadt (ad manus civitatis resignata) und das - wenn auch unter Zustimmungsvorbehalt stehende - Verkaufs- und damit Eigentumsrecht gehen nur zusammen, wenn hier eine Auflassung, also die bloße Einigung über einen künftigen Eigentumsübergang, gemeint ist, vgl. Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 24, und MUB 12, S. 447 f.

(3) Der Eintrag ist gestrichen. Die GJ vermutet deshalb Verhandlungen mit Schealtiel (als Jude des Grafen von Schwerin; vgl. NO01, Nr. 32) zum Umzug nach Rostock, die jedoch scheiterten. Im Stadtbuch ist aber deutlich festgehalten, dass Schealtiel das Haus bereits bewohnt.

Überlieferung:

Rostock, StadtA, Best. 1. 1. 3. 1., Nr. 30, fol. 88r, Orig., lat., Perg.

Kommentar:

Zum Rostocker Stadtbuch C vgl. NO01, Nr. 17.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 26.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 21, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-006f.html (Datum des Zugriffs)

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