Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 28

1286 Februar 27, Rostock

Nikolaus, Herr von Rostock (Nicolaus dei gracia domicellus de Rozstok) (1), bekundet, dass er mit Zustimmung seiner Mutter Agnes, seines Vormundes, seines Onkels Heinrich von Werle, und seiner Vasallen den Bürgern von Rostock zur Tilgung der Schulden seines verstorbenen Vaters Waldemar (2) (pro solucione debitorum patris nostri Waldemari) das Dorf Wendisch Wiek (villam nostram Wenedesche Wic), den bis zum Mühlendamm aufsteigenden Burggraben mit sich anschließender Wiese (vallem castri insuper cum prato adiacente et ad dammonem molendinorum ascendente), eine Pferdewiese bei Warnemünde (pratum insuper equorum apud Warnemunde) und die Mühle nahe dem Judenfriedhof (3) mitsamt dem Teich und allen Erträgen (necnon molendinum proximum cymiterio iudeorum cum piscina et omnibus proventibus) verkauft hat. (4)

Actum et datum Rozstok, anno domini MᵒCCᵒLXXXᵒVIᵒ, in die cinerum.

(1) Nikolaus genannt das Kind, Sohn Waldemars, Herr zu Rostock (1282-1312).

(2) Waldemar, Herr zu Rostock (1278-1282).

(3) Zur Mühle beim Judenfriedhof vgl. auch NO01, Nr. 17, NO01, Nr. 19, NO01, Nr. 33, NO01, Nr. 38, NO01, Nr. 41, NO01, Nr. 51, NO01, Nr. 111 und NO01, Nr. 113. Zum jüdischen Friedhof vgl. NO01, Nr. 11.

(4) Der Umstand, dass Nikolaus von Rostock der Stadt direkt vor Erwähnung der Mühle am Rostocker Judenfriedhof auch eine Pferdewiese bei Warnemünde (pratum insuper equorum apud Warnemunde) veräußerte, hat zu der Annahme geführt, dass Judenfriedhof und damit jüdische Ansiedlung ebenda zu lokalisieren seien; vgl. Etwas von gelehrten Rostockschen Sachen 3 (1739), S. 807 f.; Schröder, Band (1741), S. 787 f.; Nettelbladt, Abhandlung (1757), S. 150; Tychsen, Geschichte (1766), S. 14 f., sowie Heister, Geschichte (1865), S. 373, Anm. 3 (bestritten), und Donath, Geschichte (1874), S. 24 (unentschieden). Da es für eine jüdische Präsenz in Warnemünde bis heute keine Nachweise gibt und die Mühle beim Judenkirchhof mehrfach für Rostock belegt ist, muss davon ausgegangen werden, dass auch hier der Rostocker Judenfriedhof gemeint ist.

Überlieferung:

Rostock, StadtA, U 1a, 1286 Februar 27, Orig., lat., Perg.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 28, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-006i.html (Datum des Zugriffs)

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