Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 40

1292 Mai 17, Frankfurt a. M.

König Adolf von Nassau (Adolfus dei gratia Romanorum rex) anerkennt, dass er für die Reiseaufwendungen des Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs von Bayern Ludwig anlässlich seiner Wahl zum deutschen König (pro expensis, quas illustris Lodwicus comes palatinus Reni, dux Bawarie, princeps noster karissimus, super negocio electionis nostre veniendo in Franchenfurte, stando ibidem et redeundo ad propria, impendisse dinoscitur et impendet) die Zahlung von 3.000 Mark Silber Kölner Währung versprochen hat, die aber nicht an diesen, sondern an dessen Schwiegersohn, Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg, erfolgen soll, weil der Pfalzgraf diesem noch die Mitgift für seine Tochter Mechthild in Höhe von 3.000 Mark schuldig ist (hoc condicto, quod ipsum comitem palatinum Reni apud illustrem Ottonem ducem de Brunswich et de Lunenburg, principem nostrum dilectum, de tribus milibus marcarum argenti puri ponderis antedicti, in quibus ipse comes palatinus tenetur eidem duci pro maritagio illustris Mechthildis sue filie respondere, quitabismus, clamari, dici et pronunciari procurabimus quitum, liberum et solutum). Für die übernommene Schuld stellt der König dem Herzog von Braunschweig-Lüneburg nach erforderlicher Zustimmung der Fürsten des Reiches (1) eine Reichsstadt, wahlweise Goslar (2) oder Lübeck, mit einem jährlichen Ertrag im Wert von 300 Mark als Pfand in Aussicht (3), solange bis den Ansprüchen auf die 3.000 Mark Genüge getan ist (pro quibus inquam tribus milibus marcarum eidem duci de Lunenburg ẏpothecabimus et obligabimus in pignore de consensu principum imperii, quorum ad hoc consensus est merito requirendus, alterum opidorum imperii, videlicet Lubecke vel Goslariam, cum suis pertinentiis universis habendum et tenendum in pignus pro trecentarum marcarum argenti memorati ponderis redditibus, quousque sibi vel heredibus suis de predictis tribus milibus marcarum argenti plenarie satisfiat). Adolf verpflichtet sich zudem, falls die 300 Mark Ertrag aus der verpfändeten Reichsstadt nicht voll erzielt werden, den Ausfall aus benachbarten Reichsgütern zu ergänzen.

Datum in Franchenfurte anno domini millesimo ducentesimo nonagesimo secundo, indictione quinta, XVI kalendas iunii, anno regnis nostri primo.

(1) Am selben Tag stimmten Erzbischof Boemund I. von Trier (UB der Stadt Lübeck 1, Nr. 590, S. 534) und ein Markgraf Otto von Brandenburg - Otto IV. oder Otto V. - (UB der Stadt Lübeck 1, Nr. 589, S. 533 f.) dem Vorhaben zu.

(2) Die zugehörigen Rechte werden nicht gesondert erwähnt, die Verpfändung einer ganzen Stadt schloss jedoch auch immer das Schutzgeld der dort lebenden Juden mit ein; vgl. Landwehr, Verpfändung (1967), S. 146.

(3) Es handelt sich lediglich um ein Pfandversprechen. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass es umgesetzt wurde oder Adolf von Nassau die 3.000 Mark auf anderem Weg beglichen hat - wie er auch andere Wahlversprechen brach.

Überlieferung:

München, BHStA, GHA, Hausurkunden, Nr. 83, Orig., lat., Perg.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 40, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-009d.html (Datum des Zugriffs)

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