Quellen zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Rothenburg o. d. T. (1273–1347)

Zurück zur Übersicht

63 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 41.

Reichsstadt Rothenburg 1, Nr. 41

1338 Januar 5

Gottfried von Hohenlohe (Hohenloch) verkündet öffentlich: Er hat sich mit dem Landvogt Heinrich von Dürrwangen (Duͦrnwang) sowie dem Rat und den Bürgern der Stadt Rothenburg [o. d. T.] geeinigt wegen der Unruhe (uflauf) und des Kriegs zwischen ihnen, die durch Verbrechen (von der unbescheidenheit und frevels wegen) der Untertanen (lute) des Ausstellers an der Stadt und den Juden zu Rothenburg entstanden sind; desgleichen wegen der Schäden, die der Aussteller, seine Diener und Leute aufgrund der Unruhen durch den Landvogt und dessen Helfer erlitten haben. Der Aussteller verspricht, die Rothenburger Juden vom Ausstellungsdatum der Urkunde bis zum nächsten Weißen Sonntag (1) und danach ein Jahr mit allen Kräften gegen jeden zu schirmen, der sie an Leib und Gut in gleicher Weise wie die Judenschläger (judensleher) beschädigen will. Außerdem sollen alle Untertanen des Ausstellers in dessen Gerichten in Weikersheim (Wickartsheim), Röttingen (Rotingen), Liehental (Lihental) und Schüpf (Schippfe) schwören, in alle Ewigkeit nie mehr derart gegen Leib und Gut der Juden in Rothenburg vorzugehen. Diejenigen seiner Untertanen, die der begangenen Verbrechen für schuldig befunden werden, sollen dem Landvogt und der Stadt Rothenburg Strafe zahlen (bezzern) nach Maßgabe dessen, was die drei Herren Berthold von Wollmershausen (Wolmershusen), Konrad von Seinsheim (Sauwensheim) und Lupold von Seldeneck (Seldenekke) bzw. deren Mehrheit festsetzen. Sollte Berthold nicht zur Verfügung stehen (mohten wir aber hern Bertolds niht gehaben), stellt der Aussteller einen Ersatzmann. Dies geschieht bis zum nächsten Mitfasten (2); wer sich den Gerichten bis dahin nicht stellt, dessen nimmt sich der Aussteller nicht weiter an.

Der geben ist an dem Obersten Obuͦnde von Cristes gebuͦrt Druͦtzehenhuͦndert iar und in dem Ahtende und Drizigstem Jare.

(1) 1338 März 1.

(2) 1338 März 22.

Überlieferung:

Rothenburg o. d. T., StadtA, U 950, Orig., dt., Perg.

  • Hohenlohisches UB 2, Nr. 534, S. 455 f.
  • Urkunden der Reichsstadt Rothenburg 1, Nr. 564, S. 235.
  • Weller, Hohenlohe 2 (1908), S. 188 und 456.

Kommentar:

Diese Schutzurkunde ist wohl im unmittelbaren Zusammenhang mit den Franken seit 1336 heimsuchenden Armleder-Verfolgungen zu sehen. Röttingen, der Ausgangspunkt der Verfolgungen, unterstand zu dieser Zeit dem Grafen. Vgl. auch den möglichen Zusammenhang zwischen den Rintfleisch-Verfolgungen 1298 und der Verschuldung Krafts von Hohenlohe bei Juden WB01, Nr. 136.

(csm.) / Letzte Bearbeitung: 17.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, RO01, Nr. 41, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/RO01/CP1-c1-003s.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht