Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten (1273–1347)

Zurück zur Übersicht

17 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 11.

Synoden und Konzilien 1, Nr. 9

1310 April 28, Trier, Trier

Die sehr umfangreichen Statuten des unter Ebf. Balduin (1307-1354) abgehaltenen Trierer Provinzialkonzils von 1310 enthalten lediglich einen kurzen Hinweis auf Juden. In Kap. 89 behält sich Ebf. Balduin die Regelung gewisser Verstöße persönlich vor. Dazu gehört als 27. Punkt der Koitus (eines Christen) mit einer als solche ihm bekannten Jüdin, Sarazenin oder Heidin und umgekehrt (1) (Vicesimo septimo, scienter coiens cum Iudaea vel Saracena vel Pagana vel e converso).

Ista sunt statuta salubria provincialis concilii Trevirensis edita sollempniter per reverendum in Christo patrem et dominum Balduinum Dei gratia Trevirensis ecclesiae archiepiscopum sacri imperii per regnum Aralatense archicancellarium et publicata in ecclesia beati Petri Trevirensis, anno Domini MCCC decimo vicesima octava die mensis aprilis ratificata et approbata concorditer per ipsum provinciale concilium. (2)

(1) Der wissentliche Geschlechtsverkehr einer Christin mit einem Juden, Sarazenen oder Heiden.

(2) Fol. 40r der Bonner Handschrift.

Überlieferung:

Bonn, UniBib, Best. S 731, fol. 40r-55r, hier: fol. 48r, Abschr. (14. Jh.), lat., Papier; Koblenz, LHA, Best. 701, Nr. 101, fol. 40v-42v (Abschr., 15. Jh.); ebd., Nr. 306, fol. 68r-90r (Abschr., 15. Jh.) (in beiden fehlt Kap. 89).

  • Grayzel, Church 2 (1989), S. 274 (dort fälschlicherweise als Kap. 93 verzeichnet);
  • Statuta synodalia Trevirensis 1, S. 63-155, hier: S. 114;
  • Sacrorum conciliorum collectio 25, Sp. 247-294, hier: Sp. 272;
  • Concilia Germaniae 4, Sp. 127-165, hier: Sp. 148.
  • Mittelalterliche Handschriften im Landeshauptarchiv Koblenz (2002) 2, S. 89 und 388 (zu den beiden Koblenzer Handschriften).

Kommentar:

Direkt ließe sich die Passage auf ähnlich lautende Beschlüsse okzitanischer Konzilien und Synoden (Arles 1275, Nimes 1284, Cahors, Rodez und Tulle alle 1289) zurückführen. Die jeweiligen Oberhirten behielten sich ebenfalls vor, Christen, die mit einer Jüdin, Sarazenin oder Heidin sexuellen Kontakt hatten, selbst zur Rechenschaft zu ziehen; vgl. Grayzel, Church 2 (1989), S. 272 f. Darin kann eine Konkretisierung der auch für diesen Fall einschlägigen Bestimmungen des Vierten Laterankonzils gesehen werden. Innozenz III. war es jedoch in Kanon 68 noch allgemeiner darum gegangen, der aus Unwissenheit (confusio bzw. errores) begangenen commixtio zwischen Christen und Juden bzw. Sarazenen Einhalt zu gebieten; vgl. Sacrorum conciliorum collectio 22, Sp. 1053-1058; Grayzel, Church 1 (1966), S. 306-313; Schreckenberg, Adversus-Judaeos-Texte (1994), S. 423-425. Die wissentliche fornicatio nur von Juden und Christinnen wurde auch im Wiener und im Breslauer Konzil unter Strafe gestellt; vgl. Grayzel, Church 1 (1966), S.245 f. Die Bestimmungen des Konzils von 1278 werden damit also nicht wieder aufgenommen; vgl. SK01, Nr. 2.

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 03.07.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 9, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/CP1-c1-00kg.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht