Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten (1273–1347)

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Synoden und Konzilien 1, Nr. 12a

1331, Breslau, Breslau

Die Konstitutionen des Breslauer Bischofs Nanker (1326-1341) aus dem Jahr 1331 enthalten zwei Judenbetreffe, deren erster aufgrund des Pergamentzuschnitts nur andeutungsweise nachvollziehbar ist (… quasi synagoga iudeorum nostra …) und sich vielleicht auf den Synagogenbau bezieht. Ausführlicher ist der zweite Betreff überliefert (De iudeis), in dem zunächst festgestellt wird, dass die ungläubigen Juden, die durch eigene Schuld permanenter Knechtschaft unterworfen seien, in Hochmut eine Unterscheidung von der Kleidung der Christen verschmähen, denn sie tragen Kapuzen wie Kleriker, sodass es keinerlei Unterscheidung zwischen Juden und Christen gibt. Es sei wahrlich allzu ungehörig und geschmacklos, dass ein Lästerer Christi sich durch kein Merkmal von den Christen unterscheide. (Item cum perfidi iudei, quos propria culpa subiecit perpetue servituti, in superbiam iam erecti distinctum a christianis habitum aspernentur, capucia enim in capite tamquam clerici deferunt, ut nulla inter iudeos et christianos distinctio habeatur, quod profecto nimis inconveniens esse noscitur et ineptum, quod blasphemus Christi a christianis nulla distinccionis differencia discernatur.) Damit also nicht ein Ausgreifen der verdammungswürdigen Vermischung entstehe, die durch diese manchmal begangen wird, und gemeint wird, durch Verschleierung des Fehlers einen entschuldigenden Ausweg zu haben, bestimmte der Bischof im Konsens mit seinen Brüdern, dass die Rektoren der Kirchen in den Städten und Orten seiner Diözese, in denen sich Juden aufhalten, diese Juden wirksam und nachdrücklich anhalten und verfügen sollen, die capucia gänzlich abzulegen und sie ferner nicht mehr zu benutzen. (… proinde, ne dampnate commixionis excessus, que per eos nonnunquam committitur, per velamen erroris excusacionis diffugium censeatur habere, de fratrum nostrorum consensus statuimus districte mandantes, ut rectores ecclesiarum in civitatibus et in locis nostre dyocesis, in quibus iudei consistunt, ipsos iudeos efficaciter et perempter moneant et inducant, ut de cetero capucia omnino deponant et eis amplius non utantur.) Ansonsten wird von nun an diesen Juden überall die Gemeinschaft der Christen unter der Strafe der Exkommunikation verweigert, der alle Zuwiderhandelnde unterliegen sollen. (… alioquin extunc christianorum eisdem iudeis ubique participium denegatur sub pena excommunicacionis, quam quemlibet contrarium facientem incurrere volumus.). Auf das Strengste wird untersagt, dass ein Jude mit Kapuze wo auch immer am Marktgeschehen teilnimmt. (… districcius prohibendo, ne quis dictis iudeis ubique capuciatis participare presumat in emporiis.)

… sub anno Domini MCCCXXXI (1)

(1) Die Jahreszahl der Veröffentlichung der „Konstitutionen“ ergibt sich aus der Abschrift von 1512.

Überlieferung:

Wrocław, UniBib, I Q 336 alegat, fol. 1r–2v, hier: fol. 2v, Abschr. (13./14. Jh.; als Vorsatzblätter genutztes Fragment), lat., Perg.; Prag, UB, III c 10, fol. 1r–2v, hier: fol. 2r (15. Jh.; als Vorsatzblätter genutztes Fragment).

  • Concilia Poloniae 10, S. 350–358, hier: S. 352 f.;
  • Klapper, Synodalstatuten (1931), S. 289–291;
  • Statuta synodalia dioecesana sanctae ecclesiae Wratislaviensis, S. 9–11.
  • Concilia Poloniae 10, S. 75-98 und 728-735;
  • GJ 2, 1, S. 129;
  • Klapper, Synodalstatuten (1931), S. 281-283.

Kommentar:

In der älteren Literatur wurden die „Konstitutionen“ als Synodalstatuten aufgefasst; vgl. GJ 2, 1, S. 129; Statuta Synodalia Wratislaviensis; Klapper, Synodalstatuten (1931). Nach gegenwärtigem Forschungsstand dürfte es sich jedoch um eine Sammlung von „Konstitutionen“ Bischof Nankers gehandelt haben, die zusammen mit älteren Synodalstatuten im Jahr 1331 von demselben publiziert und im Bistum „kundgemacht“ wurden (Ista sunt, que constituit dominus Nankerus); vgl. Concilia Polonia, insb. S. 733–735. Der zweite, ausführliche Judenbetreff geht wohl auf Art. 13 der publizierten Statuten der Breslauer (Partikular-)Synode des Legaten Guido aus dem Jahr 1267 (auf der auch Bestimmungen hinsichtlich Synagogen getroffen wurden) zurück, ferner allg. auf Kap. 68 des IV. Lateranums, das auch in Aschaffenburg 1292 (SK01, Nr. 5), Mainz 1310 (SK01, Nr. 7) und Würzburg 1329 (SK01, Nr. 12) aufgegriffen wurde; vgl. Grayzel, Church 2 (1989), S. 244–246; Conciliorum Oecumenicorum Decreta 2, S. 266.

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 11.06.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 12a, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/SK-c1-0002.html (Datum des Zugriffs)

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