Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 271

1346 April 28

Graf Gunther der Ältere von Schwarzburg erklärt gegenüber Kaiser Ludwig, dass die Bürger von Mühlhausen sich an ihn gewandt haben, weil sie von mehreren Juden vor dem Kaiser angeklagt und beschuldigt wurden wegen eines Judenmeisters, den die Mühlhäuser unrechtmäßig zum Tode verurteilt hätten (daz sie vor ew von eczlichen juden beclagt sin umb eyn judenmeister, den sie sullen verterbet habe widerrecht, als die juden ir clegede vor uch bracht han).

Graf Gunther erklärt hierzu, dass nach alter Gewohnheit der Geschworenenrat zu Mühlhausen unter Eid über Christen und Juden urteilt und dies nach alter Freiheit und Gewohnheit rechtskräftig war (dwaz der gesworn rat ze Mulhusen uͦff iren eyt geurteilt haben ober kristen und ober juden, daz daz kraft und macht gehabet hat und sie die friheit und gewonheit also her bracht hat). Er verweist darauf, dass er 26 Jahre Landrichter in Thüringen gewesen sei und wohl wisse, dass alle Urteile, die sie auf ihren Eid über Christen oder Juden sprachen, rechtskräftig waren und kein Widerspruch je eingelegt wurde. Auch sein Vetter, Heinrich von Schwarzburg, hätte sie einmal angeklagt wegen eines Juden, den sie zum Tode verurteilt hätten (an daz unser veter grafe Henrich von Swarczpuͦrg zuͦ eynen mal sich an nam sie anzuchedingenᵉ und zubeschuldigene umb eynen juden, den sie uff iren eyt geurteilt hatten zu deme tode und der da starb). Vor ihm, Graf Gunther, und den zwölf Geschworenen hätten die Bürger von Mühlhausen erklärt, was sie auf ihren Eid geurteilt hätten nach ihrer Freiheit und Gewohnheit, das solle rechtskräftig sein. Damit seien sie der Anklage Heinrichs von Schwarzburg ledig geworden.

Weiter tut Graf Gunther kund, dass er in den Briefen des Kaisers gesehen habe, dass dieser den Bürgern von Mühlhausen ihr Gericht überantwortet hat mit allem Nutzen und allen Rechten wie vom Reich überkommen. Daher bittet der Graf den Kaiser, dass er den Mühlhäusern die Gnade erweist, dass sie von niemanden mit Klagen belangt werden können, sondern dass sie die vom Kaiser erhaltenen Freiheiten und Gewohnheiten behalten können. Dazu hat ihnen der Graf diesen Brief mit seinem Siegel gegeben.

Nach gotes geburte do man zalte tusent jar dryzehenhundert jar, dar nach in dem sehs und vierzigestenem jare, an deme fritage vor sente Walpuͦrg tage.

Rückvermerk:

1) 1346 (14./15. Jh.); 2) Graf Günthers von Schwarzburg Attestat an Kayserl. Marschalk Vor den Rath und Stadt Mühlhausen, daß dem Raths die Jurisdiction über die Juden sein und alle […] zuschr. (neuzeitlich, ein Wort schwer lesbar)

Überlieferung:

Mühlhausen i. Th., StadtA, Urkunde 0-429, Orig., dt.

  • UB Mühlhausen, Nr. 975, S. 486 f.;
  • Grasshof, Commentatio (1749), S. 216 f.
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 1, Nr. 7534, S. 504;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in der Provinz Sachsen, Nr. 4, S. 747 f.
  • Lämmerhirt, Anfänge (2015), S. 80;
  • Lämmerhirt, Mühlhausen (2011), S. 75;
  • GJ 2, 2, S. 551.

Kommentar:

In Reaktion hierauf bestätigte der Kaiser die Rechte der Stadt (TW01, Nr. 273). Ansonsten sind keine weiteren Quellen zu dieser Angelegenheit bekannt.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 271, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0006.html (Datum des Zugriffs)

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