Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 117

1315 März 2

Gerhard Marschall, genannt von Gosserstedt, gibt bekannt, dass er wegen schwerer Schulden mit Zustimmung seiner Ehefrau Irmgard und seiner Erben dem Abt Albert und dem Konvent des Klosters Pforte insgesamt 2 Mark Freiberger Silber jährlicher Zinsen in Lissdorf verkauft hat. Die Geld- und Naturalienzinsen werden gezahlt von Kirstan, genannt Rollo, der Witwe des Kuderold, den Brüdern Konrad und Friedrich Kullingk, Konz von Roda, Andreas, Nikolaus, genannt Homut, und Bertold Hondorf. Ebenso verkauft Gerhard seine Lehnsgüter. Alles dies verkauft er für 21 Mark Freiberger Silber an die Brüder des Klosters zu Pforte, die ihn bei Juden in Wiehe (apud iudeos in Wi) vollständig auslösen.

Von den genannten Gütern hat bereits Gerhards Bruder Heinrich Marschall den Brüdern des Klosters Zinsen und Nutzungen verkauft. Der Verkauf beider Brüder, Gerhard und Heinrich, umfasst 4 Mark Freiberger Silber, einen Scheffel Erbsen, acht Hühner, ein Lot Silber und 14 Pfennige. Sollte Konz von Roda seine Zinsen nicht zahlen, so haben die Klosterbrüder das Recht, ihn zu pfänden. Für sein Seelenheil verzichtet Gerhard weiterhin auf das Patronatsrecht der Kirche im genannten Ort mit dem Grundstück im Friedhof. Auch die Mutter und der Bruder des Gerhard Marschall, die Witwe Agnes und Heinrich Marschall, genannt von Gosserstedt, verzichten auf ihre Ansprüche und stimmen dem Verkauf zu.

Gerhard und Heinrich kündigen an, die Urkunde mit ihren Siegeln zu versehen. Zeugen sind Bruder Heinrich von Arnstadt, der Mönch Bruder Konrad, genannt von Heseler, Bruder Heinrich von Kutzleben, Bruder Busso von Oberstadt (Owerstede), Bruder Konrad von Flurstedt (Plurstedt) (1), Konverse in Pforte (2), Herr Heinrich vom Heiligen Kreuz und Herr Heinrich von St. Marien, Plebane in Gosserstedt, Johannes von Konz, Johannes Gebehard, unser Kastellan, und andere.

Datum anno domini Mᵒ. CCCᵒXVᵒ, VIᵒ. nonas marcii. (3)

(1) Hs. D: Flurstede

(2) Der Zusatz converso in Porta findet sich nur in Hs. T

(3) Nach Abschr. A.

Überlieferung:

Schulpforte, Archiv und Bibliothek der Landesschule Pforta, Hs. D, fol. 43r, Abschr. (14. Jh.) [A], lat.; ebd., fol. 110r/v, (Abschr., 14. Jh., mit Kürzungen) [B]; ebd. Hs. T, fol. 129v-130r, (Abschr., frühneuzeitl.) [C].

  • UB des Klosters Pforte 1, 2, Nr. 456, S. 424 f.;
  • Böhme, Beweis [1774], Beylagen, S. 31.
  • Wolff, Chronik des Klosters Pforta 2 (1846), S. 357 f.
  • Lämmerhirt, Anfänge (2015), S. 82;
  • Lämmerhirt, Juden (2007), S. 20;
  • Böhme, Beweis [1774], S. 9.

Kommentar:

Die Abschrift A in Hs. D ist die ältere, die Abschrift B in Hs. T ist allerdings teilweise ausführlicher.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 09.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 117, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-000l.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

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