Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 62.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 62

1296 Mai 23, Erfurt

Ludwig von Kühnhausen quittiert nach dem Verkauf mehrerer Güter in Kühnhausen und anderen umliegenden Dörfern für seine verstorbenen Brüder Friedrich und Konrad, deren Erben Dietrich sowie für sich selbst die Auszahlung von 100 Mark durch Hermann, Propst des Erfurter Neuwerksklosters, und die Erfurter Bürger (1) Dietrich Murer und Hartung und Siebot, Brüder von Stolberg, an den Erzbischof von Mainz am Tag vor Walpurgis (ante die Sancte Walpurgis) (2). Am bevorstehenden Freitag in der Pfingstwoche (3) wurden für Ludwig im Namen des Erzbischofs 240 Mark Silber an den Abt des Erfurter Petersklosters und Provisor des Erfurter Allods, Reinhold von Beringen, sowie den Erfurter Bürger Hermann von Alach ausgezahlt. Dem Juden Abraham, Sohn Davids von Rothenburg (Habrahe iudeo, filio Davidis de Rotenburg) wurden für Ludwig 20 Mark Silber gezahlt. Dem Erfurter Bürger Berthold von Gotha wurden für Ludwig 14 Mark Silber gezahlt. Die übrige Summe bleibt zurück, bis die Ansprüche, die Ludwigs Schwestern und andere an den verkauften Gütern haben, erfüllt sind. Zeugen sind Hermann, Pleban in Guthmannshausen (Gutenhusen), der Priester Dietrich von Ohrdruf, der Geistliche Konrad von Hastensleben, die Erfurter Bürger Otto von Halle, Hermann von Alach, Alexander von Schmira, Siegfried Bukelin und andere. Eckehard, Dekan von St. Marien, und Konrad, Dekan von St. Severi, wollen den Brief mit ihren Siegeln versehen. Ausgestellt wird der Brief im Kreuzgang der Marienkirche zu Erfurt.

Datum et actum anno domini M. CC. nonagesimo sexto, feria quarta in septimana Trinitatis in ambitu sancte Marie ecclesie Erfordensis.

Rückvermerk:

1) supra 100 marcas o e Kindehusen (13./14. Jh.); 2) o e Kindehusen (14. Jh.); 3) Güter in Künhousen Gewöhr Brieff Ludwigs von Künhousen ueber die von den Probsten des Neuenwerkes und an derer Kom vor sein in Künhousen und umligenden Dreferen liegend Güter bezahlt 100 Mark Silbers a 1296 (neuzeitlich)

(1) Der Wohnort Dietrichs von Muro und der Brüder von Stolberg erscheint in dieser Urkunde nicht ganz klar, ist aber nach einer anderen Quittung und weiteren Belegen eindeutig Erfurt, vgl. UB Erfurter Stifter und Klöster 1, Nr. 739, S. 419.

(2) 1296 April 30.

(3) 1296 Mai 18.

Überlieferung:

Magdeburg, LHA, Rep. U 15 Urkunden der Stifter, Klöster, Kirchen und milden Stiftungen der Stadt Erfurt, Tit. XII Neuwerkkloster, Nr. 16, Orig., lat., Perg.

  • UB Erfurter Stifter und Klöster 1, Nr. 742, S. 421.
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 4843, S. 299.
  • Lämmerhirt, Erfurt (2010), S. 346;
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 63 f.

Kommentar:

Bereits nach dem 1. Mai 1296 wurde eine einfache Quittung über 200 Mark Silber an die hier genannten Käufer ausgestellt. Am 19. Mai verzichten die Brüder Gunther und Berthold von Gotha auf ihre Ansprüche an Güter zu Kühnhausen und im Oktober 1296 wird die Zahlung der Restsumme quittiert (UB Erfurter Stifter und Klöster 1, Nr. 739, S. 419.; Nr. 741, S. 420 f.; Nr. 747, S. 424, vgl. Nr. 744, S. 422 f.). In GJ 2, 2, S. 706, werden die in Thüringen erscheinenden Juden mit Herkunftsnamen Rotenburg dem hessischen Rotenburg an der Fulda zugewiesen, obwohl es von dort bis 1349 keine direkten Nachrichten gibt. Denkbar wäre ebenso die Herkunft aus der älteren jüdischen Siedlung in Rothenburg ob der Tauber.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 62, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0015.html (Datum des Zugriffs)

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