Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 49.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 49

1291 Februar 19, Baden

Rat und Bürger der Stadt Zürich erklären, dass sie auf Geheiß Kaiser Rudolfs geschworen haben gegenüber Meister Heinrich von Klingenberg, dem obersten Schreibers des Reichs, Graf Eberhard von Katzenelnbogen, Graf Ludwig von Oettingen, Herrn Konrad von Windsberg, dem Älteren, und den Herren Heinrich Viztum, Walther Kerlinger, Konrad Hersfeld, Thilo Hottermann, Albrecht von Frankenhausen, Dietrich Franko, Heinrich von Ingersleben, Heinrich Assmund und Johannes von Ach, Bürger von Erfurt, dass sie 1000 Mark Silber Erfurter Gewicht am nächsten 29. April (an dem suntage z’ usgender Osterwuchen, duͥ nu nehist chunt) zahlen. Das Silber soll den genannten Erfurter Bürgern zu Mainz übergeben werden ohne deren Schaden. 500 Mark sollen sie in lötigem Silber Erfurter Gewicht und weitere 500 Mark in Hellern geben, die Mark für 58 Schilling. Als Bürgen stehen dafür die Züricher Bürger Werner von Biberli, Heinrich Störi, Otto von Mülimaten, Rudolf Pfung, Rudolf von Opfikon, Diethelm von Wollishofen, Urlich und Nikolaus von Krieg, Heinrich ab Dorf, Johann Bilgeri, Johann und Konrad Schafli, Hugo Maness, der Jüngere, Johannes Brechter, Johannes Wolfleipsch, Ulrich in dem Keller, Jakob Trüeber, Johann Fütschi, Lenardt Schüpfer und Wilhlem Gorkeit. Wenn das Silber und die Heller nicht rechtzeitig gezahlt werden, so sollen sich zehn der Bürgen nach Mainz begeben und nach einem Monat bei ausbleibender Zahlung auch die nächsten zehn Bürgen. Stirbt einer der Bürgen, so soll ein anderer Bürge benannt werden. Wenn sich die Bürgen gestellt haben, können die Erfurter Bürger das Geld nach einem Monat bei Christen oder Juden auf Schaden der Züricher nehmen (das sie das vorgnande guͦt sont nemmen und gwinnen nach dem vorgnanden manode an christen und an juden uf unsern schaden). Zur Bestätigung kündigt der Rat von Zürich sein Siegel an.

Dirre brief wart ze Baden geben, do von gottes gebuirte waren zwelfhundert und in dem ein und nuͥnzgosten jare, an dem mendage vor sant Mathyas mes des zwelfboten, do iudictio was IIII.

Der Datierung folgt eine Bestätigung: Die 1.000 Mark wurden gezahlt, ebenso wurden 6 Mark Silber Herrn Hartmann von Hallewile (1) gezahlt. Daher erklären die genannten Bürger von Erfurt, dass sie von den Bürgern zu Zürich bezahlt wurden.

(1) Möglicherweise ist hier eigentlich Hartmann von Baldeck gemeint, der zwischenzeitlich die Summe entgegennehmen sollte; vgl. UB Zürich Nr. 2127, S. 109, Anm. 1, und Nr. 2129, S. 110; RI 6, 1, Nr. 2423 und 2427, S. 521 sowie den Kommentar.

Überlieferung:

Zürich, StA, C I, Nr. 115, Orig., dt., Perg.

  • UB Zürich 6, Nr. 2127, S. 107-109;
  • Codex epistolaris Rudolphi 1, Nr. 23, S. 253 f.
  • Lämmerhirt, Erfurt (2010), S. 345;
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 62.

Kommentar:

Die 1.000 Mark waren ursprünglich eine Schuld Kaiser Rudolfs bei den genannten Erfurtern. Für die Übernahme dieser Schuld wurde die Stadt Zürich vom Kaiser für zwei Jahre von allen Steuern befreit. Undatiert ist eine Erklärung Rudolfs, dass die den Erfurtern zustehende Summe von den Zürichern an Hartmann von Baldeck in Basel ausgezahlt werden soll. Ende Mai wird allerdings durch einen Mainzer Bürger die Auszahlung durch zwei Züricher Bürger an drei Erfurter Bürger bezeugt, was der königliche Pronotar Heinrich von Klingenberg drei Tage später bestätigt; vgl. UB Zürich 6, Nr. 2128 f., S. 109 f.; Nr. 2143 f., S. 122 f.; RI 6, 1, Nr. 2426 f., S. 521; UB Erfurt 1, Nr. 412 f., S. 280; Codex epistolaris Rudolphi 1, Nr. 24-26, S. 254.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 49, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-001t.html (Datum des Zugriffs)

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