Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 24

1282 September 15, Merseburg

Lutolf, Bischof von Naumburg, erklärt, dass seine Kirche schwer belastet ist von Schulden seines Vorgängers Meinher in Höhe von 1.100 Mark. Von den Einkünften der Kirche können diese Schulden nicht verringert werden, da sie Tag für Tag steigen. Wenn die Kirche keine schnelle Hilfe erlangt, droht Schaden, da sie von drückendenden Zinsen bei Juden aufgezehrt wird (apud judeos absorbebamur usuram voragine) und schon Gut der Kirche, nämlich die Burg Tiefenau, die Städte Strehla und Dahlen sowie der Ort Nerchau mit allem Zubehör, als Pfand versetzt wurden (obligata erant tytulo pignoris) und da die Bürgen (fideiussores nostri) von den Gläubigern (creditoribus) schon gemahnt wurden, Einlager zu halten zum großen Schaden der Kirche. Nach langen Erörterungen mit dem Propst, dem Dekan und dem ganzen Kapitel der Naumburger Kirche wollen sie die Kirche von der drohenden Gefahr und den Schulden befreien.

Bischof Ludolf hat Dietrich, Propst von Bautzen, 12 ½ Hufen in Sahlassan bei Strehla verkauft, von der jährlich eine halbe Mark guten Silbers und ein Malter Hafer als Zins für 107 Mark Silber und eine Fertone in die Kammer eingehen. Dies geht an den Bautzener Propst der Meißner Kirche in ewigen Besitz über mit allen Rechten und unter Zustimmung des gesamten Naumburger Kapitels. Die Zinszahlungen und die Haferlieferungen werden genauer definiert. Der Aussteller kündigt sein Siegel an. Auch Propst Bruno, der Dekan Kunemund und das ganze Domkapitel von Naumburg erklären ihre Zustimmung und kündigen das Siegel des Kapitels an. Zeugen sind der Elekt von Merseburg Heinrich, der Naumburger Propst Bruno, der Kustos von Merseburg Dankmar, der Schreiber und Meißner Kanoniker Peter, der Zeitzer Kanoniker und Magister Martin, die Ritter Bodo von Torgau und Heyso von Zschopau (Schapowe) und andere.

Actum et datum Mersburc in estuario parvo dicti custodis Mersburgensis, anno domini Mᵒ. CCᵒ. LXXXIIᵒ, XVIIᵒ kalendas octobris, pontificatus nostri anno secundo.

Rückvermerk:

1) […] 1282 (über der Jahreszahl drei oder vier Worte durch den Knick stark verblasst) 2) Salesen ad vicariam sancti Laurencii littera original vendicione (15. Jh.) 3) ad scatulam N Mb (frühneuzeitlich)

Überlieferung:

Dresden, HStA, 12856 Domkapitel Meißen (D), Nr. 131, Orig., lat.; ebd., 12856 Domkapitel Meißen, Nr. 297, Abschr. (Transsumpt, 1350 November 9).

  • Urkunden des Hochstifts Meißen 1, Nr. 253, S. 195 f.
  • Regesta Thuringiae 4, Nr. 2087, S. 300.
  • Lämmerhirt, Juden (2007), S. 24.

Kommentar:

Weitere Güter wurden am 15. Oktober verkauft. Die dazu erstellte Urkunde wiederholt Passagen der hier vorliegenden Urkunde (TW01, Nr. 26).

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 24, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0037.html (Datum des Zugriffs)

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