Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 26.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 26

1282 Oktober 15, Naumburg

Lutolf, Bischof von Naumburg, erklärt, dass seine Kirche schwer belastet ist von Schulden seines Vorgängers Meinher in Höhe von 1.100 Mark. Von den Einkünften der Kirche können diese Schulden nicht verringert werden, da sie Tag für Tag steigen. Wenn die Kirche keine schnelle Hilfe erlangt, droht Schaden, da sie von drückendenden Zinsen bei Juden aufgezehrt wird (apud judeos absorbebamur usurarum voragine) und schon Gut der Kirche, nämlich die Burg Tiefenau, die Städte Strehla und Dahlen sowie der Ort Nerchau mit allem Zubehör als Pfand versetzt wurden (obligata erant tytulo pignoris) und da die Bürgen (fideiussores nostri) von den Gläubigern (creditoribus) schon gemahnt wurden, Einlager zu halten zum großen Schaden der Kirche. Nach langen Erörterungen mit dem Propst, dem Dekan und dem ganzen Kapitel der Naumburger Kirche, wollen sie die Kirche von der drohenden Gefahr und den Schulden befreien.

Bischof Ludolf hat Lutger, Propst in Riesa, sowie Agnes, Äbtissin, und dem gesamten Konvent in Paußnitz 38 freie Hufen, die einen jährlichen Zins von 19 Mark Silber und 37 Malter Hafer einbringen, sowie 10 verlehnte Hufen und ein Wirtshaus (taberna) mit einem jährlichen Zins von einem Denar, sowie 9 verlehnte Äcker beim Dorf Vietenberg für 374 Mark verkauft und übereignet es mit allem Zubehör unter Zustimmung des ganzen Naumburger Kapitels. Diese ganze Summe haben sie erhalten und zur Tilgung der genannten Schulden verwendet. Der Aussteller kündigt zur Bestätigung sein Siegel an. Auch Bruno, der Propst, Kunnemund, Dekan, und das ganze Naumburger Kapitel geben ihre Zustimmung und kündigen das Siegel der Naumburger Kirche an.

Der Datierung folgen die Namen der Zeugen Witego, Bischof von Meißen, Dietrich von Nebra, Propst zu Zeitz, Albert von Griesheim, Arnold von Straßberg, Scholastikus, Ludolf von Allerstedt (Alrstete), Kämmerer, Otto von Buchz, Kantor, Gunther von Neuenburg, Kellermeister, Hermann von Neuenburg, Archediakon im Pleißenland, Otto von Hagen, Ulrich von Colditz, Magister Gebhard, Schatzmeister und Propst in Hain, alle Domherren in Naumburg, ebenso die Herren Siegfried, Dekan zu Meißen, Johannes, Propst in Wurzen, Magister Dietrich Bautzen, Johannes, gennant Strehlen, Konrad von Boritz, Schatzmeister, Arnold von Jerichow, Peter, Notarius, Magister Konrad, Schreiber, alle Kanoniker der Meißner Kirche, sowie Leon, Propst von Sankt Afra, Friedrich, Propst von Heiligenkreuz, Walther von Mühlberg, Propst, Rüdiger, Pleban in Zeitz, Herr Bodo von Torgau, Herr Heinrich von Schasow, Herr Heinrich von Leisnig, Dietrich, Advocatus in Tiefenau, Ritter, und andere.

Actum Nuenburch anno domini Mᵒ. CCᵒ. LXXXIIᵒ, in vigilia beati Galli, pontificatus nostri anno secundo.

Rückvermerk:

Nr. 1027a: 1) Pusteniz (13. Jh.); 2) littera episcopus et capituli Nuemburgensis super emptione ville Pustenitz (13./14. Jh.); 3) 1282; 4) Risaw (frühneuzeitlich); 5) vig. Galli (neuzeitlich, vor die früher notierte Jahreszahl gesetzt); 6) Closter Rießa (19. Jh.); Nr. 1027b: 1) Pusteniz (13. Jh.); 2) litera episcopi et capituli Nuenburgensis super emptione ville Pustenitz (13./14. Jh.); 3) 1282 4) Risa (neuzeitlich); 5) vig. Galli (neuzeitlich, hinter die früher notierte Jahreszahl gesetzt)

Überlieferung:

  • Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg (1846), Nr. 74, S. 312-314.
  • Regesta Thuringiae 4, Nr. 2097, S. 301.
  • Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg (1846), S. 108 f.

Kommentar:

Bereits am 15. September wurden Güter verkauft. Die dazu erstellte Urkunde diente offenbar als Vorlage für die hier vorliegende Urkunde, da eine Passage wörtlich wiederholt wird (TW01, Nr. 24). Bei Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg (1846), Nr. 74, S. 312-314, ist die Urkunde Nr. 1027a abgedruckt. Die Urkunde Nr. 1027b enthält einige Abweichungen. Vor allem im zweiten Teil der Urkunde wurden einzelne Passagen gekürzt und zusammengefasst.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 26, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0038.html (Datum des Zugriffs)

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