Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 98

1309 September 7

Im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Friedrich dem Freidigen, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, wegen des von Friedrich nicht anerkannten Verkaufs von Gütern durch dessen Vater Albrecht an die Stadt Erfurt kam es im Jahre 1309 (anno dominici MCCCIX) zur Belagerung der Stadt durch Landgraf Friedrich, die nach 14 Tagen (XIIII dies) abgebrochen wurde. Nachdem Friedrich am 29. August in der Erfurt vorgelagerten villa Hochheim (Hocheim) ein castrum hatte errichten lassen, verwüstete er am 5. September (feria sexta, que tunc in vigilia beati Magni erat) das Vorfeld der Stadt und versuchte vergeblich, diese in Brand zu setzen. Angesichts der drohenden Gefahr wurden, nachdem die Mauern Erfurts verstärkt worden waren (1), sowohl Christen als auch Juden auf die Türme und Wehrmauern zu deren - letztlich erfolgreicher - Verteidigung beordert: Tantum ergo periculum Erphordenses experti postae muros suos tucius munierunt, tam christianos quam iudeos in turribus et propugnaculis collocantes.

(1) Aus dem Text geht nicht hervor, ob die Juden auch aktiv an den Befestigungsmaßnahmen beteiligt waren.

Überlieferung:

Göttingen, SUB, Cod. ms. hist. 88, fol. 231v, Abschr. (1506), lat., Papier; zu den weiteren Abschriften vgl. die Einleitung zur Edition von Holder-Egger.

  • Cronica s. Petri Erfordensis moderna, S. 338;
  • zu älteren Editionen vgl. ebd.
  • Lämmerhirt, Erfurt (2010), S. 339;
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 20 f. und 51;
  • Gilomen, Sondergruppen (2002), S. 140 f.;
  • Haverkamp, Concivilitas (1996), S. 125;
  • GJ 2, 1, S. 217;
  • Wiemann, Beiträge zur Erfurter Ratsverwaltung 1 (1937), S. 112;
  • Fischer, Stellung (1931), S. 105;
  • Neufeld, Juden 1 (1917), S. 83;
  • Kroner, Festschrift (1884), S. 11;
  • Die ältesten Weisthümer der Stadt Erfurt, S. 287;
  • Jaraczewsky, Geschichte (1868), S. 17-19.

Kommentar:

Zur Cronica s. Petri Erfordensis moderna vgl. MZ01, Nr. 21. Die Textstelle fand annähernd wörtlich Eingang in die Cronica Reinhardsbrunnensis (S. 649 f.) und in den Erphurdianus antiquitatum variloquus (S. 113). Die Continuatio Erfordensis der Chronici Saxonici bietet eine deutsche Übersetzung mit geringen Abweichungen (S. 476; Thüringische Fortsetzung, S. 312): Da daz irvûren die von Erforte, da stegin sie uf die mûren unde uf die torme, gemeineclich juden unde cristen, unde saczten sich zû were.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 98, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-004z.html (Datum des Zugriffs)

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