Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen
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Westfalen 1, Nr. 174
1340 Dezember 20, Minden
Die Bürgermeister der Stadt Minden nehmen, wie dies auch Bischof Ludwig von Minden und Herzog Otto von Lüneburg und Braunschweig getan haben, zehn namentlich genannte jüdische Familien in Minden für drei Jahre auch in ihren Schutz und legen ihnen unterschiedliche Abgaben in verschiedenen Währungen auf:
Menachem (Mannes), zwei Mindische Mark,
Nabur (1), zwei Talente,
Naburs Tochter und zwei bei ihm lebende Söhne, eine halbe Mindische Mark,
Menachem (Maneke), zwei Bremische Mark,
Baruch (Borchardus), eine Bremische Mark,
Chajm (Hammya), eine Herfordische Mark,
Vinant (Vinant), eine halbe Mindische Mark,
Ruben (Robin), eine halbe Mark,
Chajm (Heynn), eine halbe Mindische Mark,
Eleasar (Blasse) und seine Tochter, eine halbe Mark.
Die Juden sollen frei sein von allen städtischen Abgaben und Diensten, abgesehen von den Nachtwachen und dem Burgwerk. Sie genießen Bürgerrecht und ihr eigenes Recht. Vergehen sollen sie sühnen, wie es Recht auch bei Christen ist. Wenn Juden in ihren Schulen und der Synagoge gestritten haben oder handgreiflich geworden sind, sollen sie in gleicher Weise bestraft werden. Wenn Juden für einen Christen oder Juden zum Eid angehalten wird, sollen sie diesen Eid in den Schulen oder der Synagoge in der in der Stadt Minden üblichen Weise leisten (Ob hoc autem ab omnibus petitionibus, exactionibus et aliis servitiis quibuscumque manebunt penitus supportati, sed ad nocturnas vigilias et ad ministeria civilia que dicuntur borchwerk, tenentur astricti, sicut alii nostri concives facere sunt consueti. Et interea scilicet per predictum triennium eosdem judeos seu judeas et familias earundem tamquam nostros concives in suo jure fovere tenebuntur et tueri. Si vero dicti judei aut aliquis predictorum aliquos fecerint excessus probabiles ut est juris per christianos simul et judeos fidedignos et nobis cohabitantes, illos nobis emandabunt in gratia vel in iure. Aut si alqui ex eisdem judeis rixaverint se verberando vel alio modo indebite tractando in scolis vel synagoga aut alibi sive extra hunc excessum predicti rexantes seu manufactores simili modo ut premittitur emendabunt, alios minime occasione predicti excessus arguendo aut satisfaciendo. Praetera quod si aliquis vel aliqui predictorum judeorum pro tempore tenentur christiano vel judeo ad prestationem juramenti, hoc quidem juramentum prestare debebunt in scolis sinagoga ipsorum secundum ritum et consuetudinem hactenus Minde observatum).
Sollte der Bischof innerhalb der genannten drei Jahre sterben, wollen die Bürgermeister den Nachfolger inständig darum angehen, die vorgenannten Vereinbarungen einzuhalten. Sollte dies nicht gelingen, ist die Stadt verpflichtet, die Juden und ihre Hausgenossen zu beschützen, bis sie entweder die Gnade des Bischofs erhalten oder sicheres Geleit zum Wegzug zu stellen, wobei sie die Stadt mit all ihrem Vermögen schützen wird.
Die Besiegelung des Schriftstücks mit dem städtischen Siegel wird angekündigt.
Anno domini Mᵒ CCCᵒ XLᵒ quadragesimo [Sic!], in vigilia beati Thome apostoli.
(1) Vielleicht leitet sich der Name Nabur von Nathan oder Nachum ab.
Überlieferung:
Minden, Kommunalarchiv, Stadt Minden A I, Nr. 57, Orig., lat., Perg.
- WJ 1, Nr. 116, S. 118 f.
- Mindener Stadtrecht, Nr. 52, S. 202.
- EJ 14 (2007), Sp. 265;
- Kosche, Studien (2002), S. 50, 57, 216, 256 f. und 333;
- EJ 12 (1971-1973), Sp. 4;
- GJ 2, 2, S. 542;
- Krieg, Juden in der Stadt Minden (1937), S. 115 und S. 154 f.
(dia.) / Letzte Bearbeitung: 05.04.2017
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 174, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/CP1-c1-01rx.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu den Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen finden Sie in der Einleitung von Johannes Deißler.