Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen
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Westfalen 1, Nr. 133
[1332] Januar 15, Dortmund
Die Stadt Dortmund schreibt an Kaiser Ludwig [IV., den Bayern], sie habe auf kaiserlichen Befehl des Propstes Gerwin von Birnau die Juden der Stadt (captivatio hebreorum) zwar festgenommen, diese jedoch nicht länger festhalten können (iudeos tenere non potuimus) insbesondere wegen des Unwillens des Grafen Adolf [II.] von der Mark, ihres Schutzherren (indignationem Adolphi, comitis de Marca, nostri protectoris), an den die Juden schon lange vom Reich verpfändet waren (cuius pignus hebrei virtute regia diu fuisse memorantur). Nach vielen Beratungen (plurimis placitis) von Adligen, Ministerialen, Gehilfen und der Ratsherren (tam a nobilibus quam militibus et famulis et etiam a civitatum consulibus) sei man zu dem Rechtsentscheid gelangt, dass man in der Angelegenheit gegen sich selbst, gegen die Juden und gegen die Ehre der Stadt gehandelt habe (quod in isto casu contra nos, ipsos [iudeos], et honorem nostrum fecerimus) und man daraufhin nicht anders konnte, als den Juden ihre Freiheit wiederzugeben (non potuimus, nisi redderemus eos sue libertati). Die Dortmunder bäten darum, sie nicht in Ungnade fallen zu lassen wegen der Zurücksetzung seiner Herrschaft gegenüber der Gunst und Freundschaft ihres Schutzherrn, des Grafen von der Mark, und seiner Freunde (de favore et amicitia dicti comitis de Marka et suorum amicorum), da seiner Ehrerbietigkeit nicht entbehren können.
Datum sub secreto nostro XVIII kalendas februarii.
Rückvermerk:
Überlieferung:
Dortmund, StadtA, Urk. 236, Abschr. (gleichzeitig) (Kriegsverlust); MGH, NL Bock 12, Dortmund 17 (Foto), lat., Perg.
- MGH Const. 6, 2, Nr. 214, S. 132 f.;
- WJ 1, Nr. 87, S. 97 f.;
- DUB 1, 1, Nr. 471, S. 327 f.
- Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 5, Nr. 138, S. 85;
- DUB, Erg. Bd. 1, Nr. 642, S. 288;
- Regesten zur Geschichte der Juden im Fränkischen und Deutschen Reiche, Nr. 84, S. 36.
- Aschoff, Westfalen (2006), S. 85;
- Kosche, Studien (2002), S. 146;
- Fremer/Runde, Dortmund (1992/93), S. 76;
- GJ 2, 1, S. 171;
- Winterfeld, Dortmund (1977), S. 74;
- Rübel, Grafschaft 1 (1917), S. 328;
- Maser, Dortmund (1911/12), S. 10, 41;
- Dortmunder Statuten, S. LXXVIII, Anm. 3.
Kommentar:
Vgl. zu der von Kaiser Ludwig angeordneten Verhaftung der Juden auch WF01, Nr. 130, WF01, Nr. 131, WF01, Nr. 132, WF01, Nr. 135 und WF01, Nr. 136.
(Diethard Aschoff) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 133, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-000t.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu den Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen finden Sie in der Einleitung von Johannes Deißler.