Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 18

1348 April 19

Graf Johann von Nassau, Herr zu Merenberg, und seine Ehefrau Gertrud bekunden, dass sie ihrer derzeit zu Neuweilnau gesessenen Juden die in den kommenden drei Jahren fällige Judensteuer vollständig entrichtet haben und aus diesem Grund werden die Juden für diese Zeit von allen weiteren finanziellen Forderungen der Aussteller freigesprochen. Darüber hinaus legen die Aussteller fest, dass der Jude Josef von Wiesbaden und seine Kinder in den kommenden drei Jahren die gleichen Freiheiten genießen sollen wie die Juden zu [Neu-]Weilnau, welche ihre Steuer entrichtet haben. Nach Ablauf der drei Jahre haben die dort ansässigen Juden jährlich 28 Pfund Heller an Steuerleistung zu zahlen, wobei sich dieser Betrag durch Abwanderung von Juden verringern kann. Neu nach Neuweilnau ziehende Juden müssen über ihren Steuersatz individuell verhandeln. Bei Streitigkeiten soll die Austragungs vor dem Grafen oder einem durch diesen bestimmten Amtmann geschehen, wobei als Zeugen - nach Gewohnheit der Juden - lediglich unbescholtene Juden und Christen zugelassen sind. Die Aussteller siegeln.

Wir, grebe Johan von Nassauͦw, here zuͦ Merenberg, und Gerdruͦd, unse eliche huͦsfrauͦwe duͦn kuͦnt allen den dyͤ dissen bryff ane sehent oder horen lesin, daz unͦs unͦser juͦden zuͦ Nuͦwewilenauͦwe, alle dyͤ yͤtzent da wonhafft sint, hant gegeben und bezalt zuͦ male unsen geschoz, den sie unͦs von dryn ganzen jaren suͦlden geben han. Daruͦme so han wir sie gefryͤet disse nesten druͦ jar, dyͤ nach eyn ander kuͦment, nach gyft disses bryffes, daz wir in keynen geschoͦz oder stiuͦre suͦllen heisschen oder abe drangen noch nyͤman von unͦsen wegen. Auͦch han wir gefryͤet Josiben von Wissebaden und sine kint, daz sie disse nesten druͦ jar nach eyn ander suͦllent bliben und sin in der selben fryͤet als anders unsere juͦden zuͦ Wilenauͦwe, dy irn geschoͦz und stuͦre hant geben. Und wanne disse druͦ jar uͦz kuͦmen, so suͦllent unͦs juͦden vorgenant zuͦ Wilenauͦwe samentlichen alle jar dar nach geben zuͦ geschoͦze echteunͦtzwentzig phuͦnt heller und [wir] in suͦllen sie daruͦber nyͦt drangen oder nyͤman von unͦsen wegen. Und wulden dirre vorgenant juͦden keyner von unͦs faren, da in suͦlden wir iͤn niͤt an hiͤndern oder keyn wiͤse gewalt und den geschoͦz den unͦs der der juͦde geben suͦlde, von wilchen daz wer, der suͦlde unͦs pares abe gen an der vorgenanten summen der echtunͦtzwentziͦg phunͦde und werz auͦch, daz keyner unͦder unͦs fuͦre zuͦ Nuͦwenwilenauͦwe von ander juͦden dan yͤzent da wonenet, der suͦlde unͦs geben sinen geschoͦz nach siner macht und moge, als er an unͦsen genaden mochte haben. Auͦch han wir unͦsen vorgenanten juͦden solich guͦnst und fryet getan, werz, daz ir keyner bruͦchet wuͦrde von welichen sachen daz geschee, daz suͦlde an unͦsen genaden und wille sien, daz unͦse scheffen dar uͦber zuͦ vireyten oder zuͦ beiten noch zuͦ rechten in hant und hette yͤman von unͦsen vorgenant juͦden zuͦ clagen oder zuͦ zuͦsprechen, der sal daz duͦn vor unͦs oder unͦsern amptmanne, an den wir daz setzzen und in mag sie nyͤman bezuͦgen, dan bie erbern crysten und juͦden, als juͦden gewonhoit ist. Und geloben disse articlen und stuͦcke iglichen besunͦder in guͦde truwͦen stedit und feste zuͦ halden ane argelist und geverde. Und han des zuͦu uͦrkuͦnde und zuͦ stedekeydt wir, grebe Johann vorgenant und Gerdruͦt, unͦse eliche huͦsfrauͦwe, unͦsir beider ingesieglen an dissen bryff gehangen. Datuͦm anno domini MᵒCCCXLVIII, in vigilia Pasche.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Reichssachen-Urkunden 27, Orig., dt., Perg.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 16.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 18, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-010t.html (Datum des Zugriffs)

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