Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 29

1348 [zwischen Juni 5 und 27]

Ein Eintrag im Gelnhäuser Stadtbuch (1361-1503) führt an, dass im Jahr 1348 alle Juden der Stadt Gelnhausen auf einem Grundstück, welches nachmals als Friedhof diente, verbrannt und anschließend anschließend an einem anderen Ort begraben wurden:

Anno 1348, alle juͦden verbrant zuͦ Gel[n]h[usen]. (1)

Item sub anno domini MᵒCCCᵒXLVIII worden alle juden hie zu Geilnhysen gebrandt off dem flecken, daz nu ein kirchoiff ist, zu unser lieben frauwen, und hinusz off dem Wasen gefurte und begraben. Sub magistros Sifrido de Breidenbach et Hermano Menger. (2)

(1) Der Titel des Eintrages ist von einer Hand des 17. Jahrhunderts nachgetragen.

(2) Der Pogrom fand zwischen 1349 Juni 5 und 27 statt; vgl. GJ 2, 1, S. 274; Cluse, Chronologie (2002), S. 235.

Überlieferung:

Marburg, StA, Best. S 323, fol. 69v, Abschr. (17. Jh.), dt., Perg.

  • Junghans, Versuch (1886), S. 405.
  • Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg 1, Nr. 50, S. 14.
  • Cluse, Chronologie (2002), S. 235;
  • GJ 2, 1, S. 274;
  • Junghans, Versuch (1886), S. 333.

Kommentar:

Der in Marburg, HStA, Best. S Nr. 323 („Stadtbuch Gelnhausen“) überlieferte Band enthält auf 92 Pergamentblättern neben einzelnen chronikalischen Notizen hauptsächlich die Namen der als (Neu-) Bürger in Gelnhausen aufgenommenen Personen. Interessant ist hierbei der Umstand, dass Juden und Christen noch nach den Verfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes gleichermaßen und ohne erkennbaren Unterschied ins städtische Bürgerrecht aufgenommen wurden, während dies z. B. in Frankfurt nicht mehr der Fall war. Zwischen 1360 und 1420 sind durch diesen Band rund 60 Bürgeraufnahmen von Juden und Jüdinnen in Gelnhausen belegt, die größtenteils bereits in Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg Aufnahme gefunden haben; vgl. Schnur, Geschichte (2017), S. 28 und 60-66. Der im StA Marburg für das Gelnhäuser Salbuch genutzte Findbuchtitel („Stadtbuch“) ist unglücklich gewählt, da das eigentliche Gelnhäuser Stadtbuch des Stadtschreibers Hartmann Brell in Berlin, StaBib, Ms. germ. fol. 850 (https://www.europeana.eu/portal/de/record/2048608/data_item_sbb_manumed_PPN684253062.html), aufbewahrt wird. Dieses im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts begonnene Stadtbuch Brells enthält zahlreiche Urkundenabschriften sowie einige kürzere chronikale Notizen und ist erfasst in den Gelnhäuser Regesten.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 07.03.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 29, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-0001.html (Datum des Zugriffs)

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