Judensiegel in Aschkenas (1348-1390)
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Judensiegel 2, Nr. 19
1376 November 5
Siegel des Erfurter Juden Schalom von Braunau der Jüngere:
Umschrift: מנחם בן ה''ק דוד מרדכי (Menachem, Sohn des Märtyrers David, [Sohn] Mordechai[s]). (1)
(1) Der Titel im Patronym deutet darauf hin, dass Menachems Vater ermordet wurde, was wahrscheinlich zur Zeit der Pestpogrome im Umfeld des Schwarzen Todes geschah. Des Weiteren ist der zweite Name, Mordechai, sehr wahrscheinlich als Paponym zu verstehen; vgl. Beispiele für Judensiegel, die ebenfalls wahrscheinlich Paponyme führten: Meir Aenseli von 1332 (JS01, Nr. 28) und Lamblin von 1307 (JS01, Nr. 8).
Überlieferung:
Würzburg, StA, Würzburger Urkunden 2888, hebr.
- MB 45, Nr. 222, S. 327 f. (mit Urkundentext).
- Lämmerhirt, Juden (2007), S. 445;
- GJ 3, 1, S. 323, Anm. 185.
Kommentar:
Beschreibung: Das Siegel ist abgerieben; Dm: unbekannt (Abdruck); Material: Wachs; Form: rund.
Siegelbild: Ein nach links laufender Löwe (der etwas auf seinem Rücken trägt?).
Zwar stimmt die hebräische Umschrift nicht mit dem Namen des urkundlich erwähnten Juden überein, doch führte die Zweinamigkeit von Juden im Mittelalter vielfach zu ähnlichen Fällen, insbesondere bei hebräischen Unterschriften an Urkunden christlicher Provenienz, die den Rufnamen und nicht den Sakralnamen nannten; vgl. für ein Beispiel aus Trier von 1354 Nova Alamanniae 2, 1, Nr. 938, S. 611 f. Zudem ist es auch möglich, dass ein anderer Jude für Schalom siegelte. Da das Siegel Schaloms kein bilinguales ist, kann nicht festgestellt werden, ob es sich beim anhängenden Judensiegel auch tatsächlich um dasjenige Schaloms handelt.
Die Urkunde wurde ausgestellt von Schalom von Brunow der jungere vnd myne fruͤnde juden; nur Schalom drückte sein Siegel darauf. Eine verwandtschaftliche Beziehung des Siegelführers mit der Erfurterin Rachel ist aufgrund des Siegelbildes und der Geschäftstätigkeit mit dem Würzburger Bischof wahrscheinlich. Rachels Siegel ist belegt an den Urkunden von 1376 XI 5 (JS02, Nr. 20) und 1381 III 19 (JS02, Nr. 32).
Zur Urkunde, an der sich das aufgedrückte Symbolsiegel befindet, vgl. #0000# zu 1376 XI 5.
(ale.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2017
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, JS02, Nr. 19, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/JS02/JS-c1-0016.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu den Judensiegeln in Aschkenas finden Sie in der Einleitung von Andreas Lehnertz.