Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 79

1362 [nach Juli 19?], Eltville

Erzbischof Gerlach von Mainz bekundet, dass er Seligmann von Miltenberg mit Ehefrau, Kindern und Brotgesinde als seine und seines [Erz-]Stifts Juden und Bürger aufgenommen hat mit der Maßgabe, dass Seligmann sich einen befestigten Ort des Erzstifts aussuchen soll, in dem er, gerechnet ab Martini, zwei ganze Jahre wohnen kann, wofür er Gerlach [alljährlich] einen Zins in Höhe von elf guten Florentiner Gulden schuldet. Zu mehr soll ihn weder der Erzbischof selbst noch jemand in dessen Namen drängen, vielmehr will Gerlach ihn schützen vor allem Unrecht und gegenüber seinen Bürgern. Falls der Jude irgendwelcher Vergehen bezichtigt wird, die zu einer Strafe an Leib oder Gut führen könnten, wird sich der Erzbischof darum nicht kümmern oder Seligmann nicht fallenlassen, wenn nicht zwei unbescholtene Christen oder unbescholtene Juden gegen ihn ausgesagt haben, wie Juden von Recht wegen überführt werden sollen. Seligmann kann jederzeit ungehindert aus dem Erzstift fortziehen, wenn er möchte, sofern er den Zins für das Jahr seines Wohnortwechsels entrichtet hat. Sind nach Ablauf eines Steuerjahres schon mindestens acht Tage vergangen, wenn er seinen Wohnsitz aufgibt, muss er den Zins für das gesamte Jahr bezahlen, um frei zu sein hinzuziehen, wohin er will.

Wir, G. etc., bek[ennen], daz wir zu unserm und unsers stifts iuden und burgere entphangen han und entphahen mit disem bryve Seligman von Mildenberg, sin wieb, sine kindere und sin gesynde, die sin brot eszende sint, ane geverde also, daz er hindir uns, in wilchen unsern (1) sloszen er wil, wanen mag zwei gantze iar, die ane gen sollent off sente Mertins dage (2), mit XI guden gulden von Florentzᵉ. Und herubir wollen wir den vorgenanten iuden nyt drengen odir besweren odir nyman lazen tuͦn von unsern wegin, sunder wir wollen yn ernstlich beschuren und beschirmen vor allen unrechten und vor unsern burgern. Wurde auch der vorgenante iude bezogen mit deheynirleie stucken, die ym an lip odir gut treffen mochten, darane sollen wir uns nyt keren noch yn darumbe begeben, er worde dan bewiset mit unbesprochen cristen odir unbesprochen iuden, als man iuden bilche bewisen sal. Wann auch dem vorgenanten iuden numme fuget, byᵉ uns zu virliben und von uns zihen will, daz mag er tuͦn, wanne er wil, ungehindert von uns odir von unsern, also doch, daz er uns sins dienstes des iares, als er von uns zuhet, virrichtet hette. Virlibe auch er ach [!] tage nach dem, als daz iar uszwere, hindir uns und wolde dan enweg faren, so solde er uns den gantzen dienst geben, als ob er daz iar were gantz hindir uns geseszen, und mag dan faren, war er will. Des zu urk[unde] etc. Eltvil, anno LXIIᵒ. (3)

(1) Vorstehendes Wort wurde über der Zeile eingefügt.

(2) November 11.

(3) Die Urkundenabschrift wurde durchgestrichen. Falls die chronologische Reihenfolge der Dokumente im Ingrossaturbuch in diesem Falle stimmt, wurde vorliegende Urkunde ohne mitgeteiltes Tagesdatum nach dem 19. Juli 1362 abgefasst.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 505r/v (Zählung oben) = fol. 97r/v (Zählung unten), Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt., Papier.

  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 22, S. 284;
  • REM 2, 1, Nr. 1577, S. 354.
  • Salfeld, Geschichte (1916), S. 155.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 79, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-006p.html (Datum des Zugriffs)

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