Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 77

1362 Juli 7

Graf Gottfried [VIII.] von Ziegenhain [und Nidda] bekundet, dass er 604 gute kleine Gulden dem in Grünberg ansässigen Juden Manne, dessen Frau Reichlin und beider Erben Sannel, der in Homberg (Ohm) wohnt und Mannes Verwandter (1) ist, sowie dessen Frau Gude schuldet. Zurückzahlen will er das Geld bis Mariä Geburt. Dafür stellt er folgende Bürgen: die Ritter Heinrich von Rollshausen, Volpracht Riedesel und Volpracht Schabe, die Knappen Heinrich Schabe, Eckhard von Lehrbach sowie dessen Bruder Hartmann von Lehrbach und Nikolaus von Engelhausen, zudem den Schöffen zu Grünberg Nikolaus von Sachsen. Bleibt die Zahlung der Hauptsumme zum festgesetzten Termin aus, müssen die Bürgen, wenn die Juden sie mahnen lassen, unverzüglich je mit einem Knecht und einem Pferd in den Häusern der Juden zu Grünberg, zu Homberg, oder wo sie sonst wohnen mögen, Einlager leisten, bis den Juden das Kapital, die Zinsen ("Gesuch"), die Leistung, der Botenlohn und jeder Schaden vergolten wurde. Unabhängig davon, ob die Bürgen leisten oder nicht, fallen nach Mariä Geburt bei Säumigkeit des Schuldners pro Gulden und Woche drei Heller Grünberger Währung an Zinsen an. Bezüglich des Einlagers sollen die Bürgen keine Absprachen treffen, sondern ein jeder muss nach erfolgter Mahnung sofort in Leistung treten. Verstirbt ein Bürge oder geht er außer Landes, ist innerhalb von acht Tagen für gleichwertigen Ersatz zu sorgen, sonst müssen die übrigen Bürgen auch in diesem Fall ins Einlager ziehen, bis die neue Bürgschaft besteht. Verleistete Pferde sollen ebenfalls ersetzt werden. Gottfried und seine Bürgen verpflichten sich, weder mit Worten oder mit Werken noch mit Hilfe von Gerichten die Juden an der Geltendmachung ihres Rechts zu hindern. Den Bürgen garantiert der Graf Schadloshaltung. Abschließend erklären jene, dass sie sich an alle gegenüber dem Hauptschuldner und den Juden eingegangenen Verpflichtungen halten werden.

Wir, Goddefriͤd, grebe czuͦ Czigenhayn, bekennen vor uns unde alle unser erben an dyͤseme offen briͤbe, daz wir rechter schult schuldig sin seys huͦndert guͦde cleyne wale gewegen guͦlden unde fier guͦlden Manne, deme iuͦden czuͦ Gruͦnenberg, Rycheline, siner elichen wirten, unde eren rechten erben Sannelle, eyme iuͦden czuͦ Hombuͦrg, sime swagere, Guͦden, siner elichen wirten, unde eren erben unde sollen unde wollen en dye vorgenante summen geldes guͦtlichen gelden und beczalen offe unser frouwen dag der lesten, daz ist als sijᵉ geborn wart, nuͦ nehest kommet (2), nach gyfte dyses briͤbes. Dar vor czuͦ mere sicherheit setzen wir den egenanten iuͦden unde eren erbin czuͦ buͦrgen unser fruͦnd, mid namen hern .. Heynrich von Rolshuszen, hern Volprachten Ryͤteseln, hern Volprachten Schaben, rittere, Heynrich Schaben, Eckarten unde Hartmannen von Louberbach, gebruͦdere, Clasen von Eyngelnhusen, wepenere, Clasen von Sassen, eynen scheffen czuͦ Gruͦnenberg, semptlichen unde unverscheidenlichen in der masze, wuͦ wir daz vorgenante heubetgelt nit in beczalen offe den vorgenanten unser frouwen dag, wanne danne unser egenante buͦrgen gemaned werden von den egenanten iuͦden, von eren erben oder von eren gewissen bodden, so sollen sijᵉ en czuͦ stuͦnd ane aller widdersprach leisten als guͦde buͦrgen, er yͤclicher vor sich mid eyme knechte unde mid eyme perde, in der egenanten iuͦden huse czuͦ Gruͦnenberg, czuͦ Hombuͦrg oder wuͦ dye egenanten iuͦden unde ere erben mid huse geseszen sin als lange, biz daz wir unde unser erben den iuͦden vorgenant unde eren erben daz egenante heubetgelt, den gesuͦch, dye leistuͦnge, dye boddenlone unde allen schaden gantz unde alczuͦmale vergulden unde wol beczalet han .. Ez sal ouch offe yͤclichen guͦlden czuͦ yͤclicher wochen besuͦndern dri heller Gruͦnenberger weruͦnge czuͦ gesuche gen, wijᵉ lange daz egenante gelt unbeczalet blibe stende after deme vorgenanten unser frouwen dage, dye vorgenanten buͦrgen leisten oder in leisten nid nach der egenanten iuͦden willen .. Sich in sal ouch keyner der egenanten buͦrgen verdedingen oder in treden mid deme andern, suͦnder welcher gemaned wirdet, der sal czuͦ stund leisten als eyn guͦd buͦrge in alle wijs, als vor sted geschreben. Gynge ouch der egenanten buͦrgen eyner hie binne abe von dode, daz God lange verhalde, oder were uz wendig landes, daz man sin nit gemanen inkonde, so solde wir en eynen andern als guͦden buͦrgen an des vergangen buͦrgen stad seczen darnach binnen nehesten achte dagen, der den egenanten iuͦden gnuͦglichen unde behogelichen were. Wuͦ wir des nid in deden, so solden dye andern buͦrgen dar of infaren unde leisten als guͦde buͦrgen als guͦde [!] lange, biz daz der buͦrge gesast wuͦrde glicherwijs als of daz heubetgelt, wijᵉ dicke sich daz gebuͦrte. Wers ouch, daz in der leistuͦnge eyn perd oder me stuͦrbe, verduͦrbe oder uz der leistuͦnge verkouft wuͦrde, welches buͦrgen daz gewest were, der solde czuͦ stuͦnd eyn als guͦd perd oder eyn besczers an des stad in dye leistuͦnge senden, eyn perd nach deme andern als dicke, als des nod geschee. Wir, Goddefriͤd egenant, unde wir, dye vorgenanten buͦrgen, sollen oder in wollen .. dysen geynwertegen briͤb an nichte strafen oder keynerleyee [!] rede sache noch gerichte, weder geistlichen oder werntlichen, vor uns keren oder setzen in keyne wijs in worten oder in werken, dye den vorgenanten iuͦden unde eren erben an erme gelde mit yͤchte gehindern oder geschaden mogen. Wir reden ouch in guͦden druͦwen, dyse vorgenante schult unde schaden czuͦ geldene, abe schade gemacht wirdet, unde unser egenante buͦrgen dyses gebuͦrgeczes guͦtlich czuͦ tuͦene, ane eyt und an allen eren schaden und an alle buͦse fuͦnd, geferde unde argeliste, dye den buͦrgen vorgenant schedelichen sin. So wir, dye egenanten buͦrgen, irkennen uns, daz wir geborget han unde borgen unverscheidenlichen als guͦde buͦrgen vor unsern etc. iongherren unde sine erben den vorgenanten iuͦden unde eren erben vor dye egenante summe geldes und vor allen den schaden, der sich dar ob geboret oder ged, ez sij an gesuͦche, an leistuͦnge, an boddenluͦnen, unde wollen unde sollen dar ober leisten unde recht duͦn als guͦde buͦrgen, obe wir gemaned werden in aller der mascze, als uns dyser briͤb beseyt. Des czuͦ urkuͦnde unde eyme waren bekentniss so han wir, Goddefriͤd egenant sachwalden, unde wir, dye vorgenanten buͦrgen, unser ingesigele bij eyn ander an dysen briͤb gehangen .. Sub anno domini milesimo [!] trecentesimo sexagesimo IIᵒ, in vigilia Kyliani martiris.

(1) Mit swagere kann außer einem Schwager auch ein anderer Verwandter gemeint sein.

(2) 1362 September 8.

Überlieferung:

Praha, NAr, Gesamtarchiv der Fürsten von Metternich, Nr. 124 (V 14), Orig., dt. und lat., Perg.; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 2768 (Fotokopie).

  • Homberg/Ohm. Textheft (2005), S. 9.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 77, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-006v.html (Datum des Zugriffs)

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