Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)
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Ebm. Mainz 2, Nr. 86
1362 November 22, Eltville
In einem wohl als Musterurkunde gedachten Schutzbrief erklärt Erzbischof Gerlach von Mainz, dass er Gottschalk, den Sohn Man(ne]s von Worms, als Juden und als seinen Bürger aufgenommen hat, zusammen mit dessen Ehefrau und allen seinen Kindern. Sie sollen im [Erz-]Stift in Bingen oder einer anderen mainzischen Stadt, wo es ihnen am günstigsten ist, sechs volle Jahre lang wohnen. Vom Erzbischof und seinen Nachfolgern erhalten sie Rechtsschutz wie andere mainzische Juden auch. Dafür dienen sie alljährlich zu Martini mit 25 guten, schweren Gulden. Mehr soll niemand im Namen des Erzbischofs von ihnen fordern. Hat der Jude seinen Zins entrichtet, darf er mit seiner Familie aus dem [Erz-]Stift wegziehen, wann immer er möchte. Sollte jemand die Juden verklagen wollen, benötigt er dafür gemäß dem Judenrecht unbescholtene Christen und Juden [als Zeugen].
Forma Judeorum
Wir, G[erlach]. etc., tun kunt etc., daz wir Gotschalken, Mannen suͦn von Wormze, zu eyme iuden und unserm burger enphangen han und sin wip und alle sin kint (1) also, daz sie wonen sollent undir uns, unsir nachk[omen] und stifte zuͦ Bynge in unsir stat odir in andern unsern steden, wa yn daz allirbest fuͦget, sess gantze iar, die nehist volgent (2). Und sollen wir, unsir nachk[omen] und stift sie virantwerten, beschirmen und yn behelfen sin zu allem iren rechten als andern unsern iuden, ane alle geverde (3). Und sollent sie uns dienen alle iar off sente Mertins tag (4) mit XXV guden sweren gulden und daruber sal sie nyman von unsern wegen drengen. Auch mag der vorgenante iude, sin wip und sin kint von uns faren und ziehen, wanne er wil also, daz er uns sins dienstes virracht hette. Wer auch sache, daz yn ymant hette zu zesprechen, der solde yn zusprechen und solde sie bereden, als iuden recht ist, mit unbesprochen cristen und iuden. Des zu urk[und] etcetera. Datum Eltvil, ipso die beate Cecilie, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXsecundo. (5)
(1) Die folgenden acht Wörter wurden am Rand eingefügt.
(2) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: nach gifte dys bryͤves. Darüber wurde eingefügt und ebenfalls durchgestrichen: und anegen sollent off sente Mertins tag nehist komt gelegen in dem wynter.
(3) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: und sollent daz erste iar bedefry hinder uns wonen und die andern funff iar sollent.
(4) November 11.
(5) Ohne dass erkennbar wäre, wo die Passage im Text hätte eingefügt werden sollen, steht unten am Rande durchgestrichen noch: vor uns oder vor dem, der wir yn daran zu rich[ter] an unsers stad satzten.
Überlieferung:
Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 512r (Zählung oben) = fol. 103r (Zählung unten), Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 223 (Fotokopie).
- Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 117, S. 36 f.;
- Ziwes, Studien (1995), Nr. 29, S. 284;
- Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 76, S. 16 f.;
- REM 2, 1, Nr. 1561, S. 347.
- Ziwes, Studien (1995), S. 145, Anm. 235;
- Salfeld, Geschichte (1916), S. 155.
(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 86, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-006y.html (Datum des Zugriffs)
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Einleitung
Ausführliche Informationen zu den Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz finden Sie demnächst in der Einleitung von Gerd Mentgen.