Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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137 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 89.

Bm. Worms 2, Nr. 89

1378 Oktober 14

Bürgermeister und Rat der Stadt Köln antworten dem Grafen Dieter [VIII.] von Katzenelnbogen auf seine Beschwerde über die angebliche widerrechtliche Enteignung von dessen Juden Gottschalk und Mannus von Köln aus Worms in der Stadt Köln durch deren Führung. Sie erklären, kein Gut mit Gewalt an sich genommen zu haben, das Gottschalk gehörte und bei anderen Juden zu Köln deponiert war. Sollte Gottschalk jedoch mit Hilfe von Kölner Juden beweisen können, dass Eigentum von ihm treuhänderisch von Juden in Köln verwahrt wurde, das zum Zeitpunkt seiner Wegnahme ihm gehörte, wollen die Vertreter der Stadt Köln diesbezüglich ihren rechtlichen Verpflichtungen nachkommen. Bezüglich des Juden Mannus erklären sie, dass zu dessen Gunsten schon seitens der Stadt Worms und des Herzogs von Bayern bei ihnen interveniert worden sei. Letztere hätten sich jedoch schließlich bereit erklärt, auf ihre Forderungen zu verzichten. Eine unrechtmäßige gewaltsame Beschlagnahmung von Gütern habe entgegen den Vorwürfen Graf Dieters nicht stattgefunden, da man in einer Notlage gewesen sei und gegenüber solchen gehandelt habe, gegenüber denen man dies durfte. Ferner sei es zu der Aktion nur an Orten gekommen, an denen einzig und allein der Stadt das Gebots- und Verbotsrecht zukomme. Die Schadenersatzforderung des Grafen wird von den Absendern abgelehnt, da sie niemandem eine solche Entschädigung versprochen hätten.

Dit is die antworde, die wir, burgermeistere, rait etc., antworden ind gheven up anspraiche ind vorderunge greve Dyethartz von Katzenellenboigen

In dem yrsten up dat puͦntte da ynne, dat greve Dyethart vurschriven in synre anspraichen oeverbeschriven gegheven hait, dat Gotschalck, syn iude, guͦt lygende hette bynnen unser stat in anderre iuͦeden henden, den he (1) des getruͦwende (2) ind bevoilen hette zuͦ halden (3), dat wir genoymen haven suelin mit gewalt ind ayn recht, antworden wir, dat wir umbe des gentzligen unschuldich syn, want wir geyn dat guͦt genoymen en haven ind noide neymen seulden, dat Gotschalck vurschriven zuͦgehorit hette of zugehuͤerte, sunder bescheit of reidliche sachen. Were doch sache, dat de selve Gotschalck her en boynen bijbringen ind getzuͦgen kuͦnde, as recht is (4) mit den iuden bynnen unser stat, dar up dot he sich in des vurgenanten greve Dyethartz anspraichen vermessen hait, dat sij eynich guͦt van yem in getruwer haint lygende hetten, dat syn mit rechte were ind anders nyemans up die zijte, doe dat gut genoymen wart, dan af dat dese vorderuͦnge sich erhaven hait, darumb weulden wir aller dat neymen ind ghevin, dat recht were.

Item up dat puͦntte da ynne, dat de vurschriven greve Dyethart Mannuͦs des iuͦeden gewach geduyn hait, antwerden wir, dat uns umb deser selven sachen willen die stat van Wurmtze ind dar na der herzoige van Beyeren vur den vurgenanten Mannus yre brieve geschriven ind dese sachen van synen weigen bestanden hatten zu vorderen as vur yren iueden (5) egaen, die wir uns mit redeligen ind bescheidenen sachen virantwert ind uns der as verre mit bescheiden erwert haven, dat die stat van Wurmtze vur ind der hertzoige na uns der sachen van synen weigen bis her guͦtligen virtragen ind erlaissen havent. (6)

Item up dat greve Dyethart vurschriven gewach gedayn hait, dat wir gude mit gewalt ind unrechte genoymen haven, antworden wir, dat wir des unschuldich syn ind umber noide dem seulden, want wat wir in desen sachen gedain havent, dat hain wir gedayn (7) up die ghene dar up, dat wir dat wale doin mochten ind die zu den (8) da dese sachen of ruͦrent sin, mit namen egenant steent (9), ind han dat ouch gedayn (10) up alsulgen steeden, da gebot ind verbot unse ind anders nyemans en synt. Ind meynen da mit noch gewalt noch geyne die sachen gedayn haven, die wider recht syn muegen.

Item up dat puͦntte da ynne, dat he van uns schaden zuͦ richten gesunniten hait, antwerden wir, dat wir (11) van desen sachen nyemanne eynchen schaden schuldich en syn zuͦ richten, ind sunderligen daruͦmb, wan wir geynen schaden yemanne gekoist in hain zuͦ richten of zuͦ keren. Datum anno domini MᵒCCCᵒLXXVIII, feria quinta post Gereonis et sociorum. (12)

(1) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: ind Mannus der iuͦde.

(2) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: zuͦ halden.

(3) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: antworden.

(4) Vorstehende drei Wörter wurden über der Zeile eingefügt.

(5) Vorstehende vier Wörter wurden über der Zeile eingefügt.

(6) An dieser Stelle folgt durchgekreuzt: des gevichs (?) wir ouch noch uns bescheidligen meynen egaen alvairallich zu verantworden as verre, as sich yeman deser sachen van des vurgenanten Mannuͦs weigen anneymen weulde.

(7) An dieser Stelle beginnt ein am Rand notierter Einschub.

(8) Hier folgen zwei unleserliche Wörter.

(9) Die Lesung der beiden vorstehenden Wörter ist sehr unsicher.

(10) An dieser Stelle endet die Einfügung.

(11) Die beiden vorstehenden Wörter wurden über der Zeile eingefügt.

(12) Vgl. zu diesem Schreiben WO02, Nr. 88, WO02, Nr. 90 und WO02, Nr. 73.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 21, Nr. 110, Konzept, dt. und lat., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 89, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-001w.html (Datum des Zugriffs)

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