Online-Publikation von Quellenbeständen des Akademieprojekts "Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich"

23.02.2012, in: Vortrag

Am 2. November 2011 wurde die Homepage des von Prof. (em.) Dr. phil. Dr. h. c. Alfred Haverkamp geleiteten Akademieprojekts "Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich" offiziell vorgestellt. Die Präsentation erfolgte im Rahmen des jährlich im November an der Universität Trier stattfindenden Festvortrags des Arye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden, an dem das Mainzer Akademieprojekt angesiedelt ist. Vor dem Jahresvortrag gaben Prof. Haverkamp und der Projektmitarbeiter, Dr. Jörg Müller, einen kurzen Einblick in die Arbeit des Projekts sowie Inhalte und Bedeutung der sukzessiv zu erweiternden Quellenedition für das Vorhaben.

Das Projekt verfolgt das Ziel, erstmals alle relevanten zeitlich und räumlich fixierbaren Schriftquellen zur Geschichte der Juden im römisch-deutschen Reich für den Zeitraum von 1273 bis 1519 chronologisch zu edieren. Mit der systematischen Erfassung der einschlägigen lateinischen, hebräischen und volkssprachlichen Überlieferung wird eine neue, auch im internationalen Vergleich einzigartige Grundlage für die Erforschung der Geschichte der Juden in Mitteleuropa und zugleich für die Lehre an Universitäten, aber auch in Schulen geschaffen. Das Vorhaben ist so in hervorragender Weise geeignet, die noch immer sehr geringen Kenntnisse über die fundamentale Bedeutung der Juden in der lokalen, regionalen, deutschen und europäischen Geschichte tiefgreifend zu verbessern.

Das Projekt ist in vier Zeitphasen untergliedert (1273–1347, 1348–1390, 1391–1439, 1440–1519), an deren Abschluss jeweils eine chronologisch geordnete online- und Buchpublikation stehen werden. Zuvor werden auf der Homepage in regelmäßigen Abständen unter leitenden Aspekten bearbeitete Teilcorpora eingestellt. Diese bieten – neben der relativ zeitnahen Publikation – die Chance, die lokalen, regionalen und quellentypologischen Besonderheiten der Regesten und Volltexte (hebräischen Volltexten werden zusätzlich noch Übersetzungen beigefügt) stärker zu berücksichtigen. Zudem eröffnet es den zahlreichen freiwillig mitwirkenden und zumeist auf die Bearbeitung eines bestimmten Themas oder Raums konzentrierten Kooperationspartnern die Möglichkeit, ihr in enger Verbindung mit wissenschaftlichen Fragestellungen gesammeltes und entsprechend kommentiertes Quellenmaterial adäquat zu veröffentlichen.

Auf der neu eingerichteten Projekthomepage sind die ersten fünf, thematisch in sich geschlossenen Teilcorpora, die von inhaltlichen, regionalen oder quellentypologischen Kriterien bestimmt sind, mit insgesamt etwa 670 Datensätzen und rund 3500 Quellenbetreffen für den Zeitraum von 1273 bis 1347 online zugänglich. Es handelt sich dabei um folgende, jeweils mit Einleitungstexten versehene Teilcorpora: Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie (Dr. Benjamin Laqua), Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs (Dr. des. Rainer Barzen), Judenbetreffe in Synodal- und Konzilsstatuten (René Richtscheid, MA), Quellen zur Geschichte der Juden in der Wetterau (David Schnur) und Quellen zur Geschichte der Juden in den schwäbischen Reichsstädten Esslingen, Nördlingen und Ulm (Dr. des. Christian Scholl).

Ein besonderer Dank Prof. Haverkamps galt den Mitarbeitern des Trierer Kompetenzzentrums und der Digitalen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, ohne deren tatkräftige Mithilfe die technische Umsetzung der Homepage nicht möglich gewesen wäre.

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