Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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133 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 40.

Brandenburg 1, Nr. 39

1320 Januar 1, Berlin

Agnes von Braunschweig, Witwe des Markgrafen Woldemar, überlässt dem Rat von Berlin und Cölln (Consulibus ambarum ciuitatem videlicet Berlin et Colne) zur Förderung der städtischen Einkünfte die Abgabe der dortigen Juden und das Gericht über sie: omnes nostros vulgares hoc est communes (1) Judeos propriam hereditatem in dictis ciuitatibus (2) [habentes seu] (3) non habentes voluntarie pleno iure renunctiantes omni iuri quod nobis de dictis competere possit Judeis (4) et competere poterit in futurum.

Siegelankündigung der Ausstellerin.

Datum anno domini millesimo trecentesimo vigesimo in die Circumcisionis Domini.

Zeugen: Ritter Berthold von Bust (de Butze), der Kaplan der Markgräfin, Herr Eberhard, Propst in Berlin (prepositus in Berlin, noster capellanus), Herr Tidemann von Köthen (de Kothene) und weitere [Ungenannte]. (5)

(1) Vulgares hoc est communes fehlt in der hier angeführten Abschrift gegenüber den Drucken, fügt jedoch nach Judeos – was wiederum in den Drucken fehlt – hinzu: Divites et egenos.

(2) Andere Satzstellung in der bearbeiteten Archiveinheit: in dictis civitatibus hereditatem propriam.

(3) Nicht in den Drucken lateinischer Fassung, jedoch in der Archivalie, ebenso in der niederdt. Edition Historisch-diplomatische Beiträge 1, S. 55 f.

(4) Andere Satzstellung in der Archivalie: quod nobis dedictis judæis competere posset.

(5) Historisch-diplomatische Beiträge 1, S. 55 f., gibt an: Er Euchard prouest tu Berlin, Tydemannus de Koten, Er Kerstien vnser capelan, Er Guntzel von Bertensleue, Ludolfus de Holaf, Bartoldus de Buzcht under Ridder, Henricus Paris, Gribe vnser droste vnd Manne […].

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Rep. 16 Seidel, Nr. 2, Bl. 53 r/v, Abschr., lat.; Berlin, LA, F Rep. 237, Hs. 1 (Stadtbuch der Stadt Berlin), Bl. 29 (Parallelüberlieferung).

  • Berlinisches Stadtbuch, S. 42 f.;
  • UB zur Berlinischen Chronik, Nr. 51 f., S. 37 (m. Übers.);
  • Historisch-diplomatische Beiträge 2, Nr. 15, S. 20 f.;
  • Historisch-diplomatische Beiträge 1, S. 55 f. (niederdt.);
  • Müller/Küster, Altes und Neues Berlin 1 (1737), S. 429, § 2 und 4, Sp. 131 f. (Angabe nach Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2788).
  • Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 56, S. 77;
  • Urkundenbestand des Stadtarchivs Berlin, Nr. 47 (Angabe nach Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln);
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 5394, S. 57;
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 3352, S. 198;
  • Urkundenbestand des Stadtarchivs Berlin (masch.), Nr. 27, S. 97;
  • Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2787 f., S. 824 f.;
  • Zum Codex diplomaticus, S. 22;
  • Historisch-diplomatische Beiträge 3, Nr. 46, S. 202.
  • GJ 2, 1, S. 69 f.

Kommentar:

Eine Interpretation der Quelle wird durch verschiedene Wortlaute in der Überlieferung und eine wohl zugehörige, weitere Urkunde erschwert; vgl. hierzu Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2787 f., S. 824 f., mit quellenkritischen Anmerkungen, insbesondere zu Nr. 2788. Die dort angesprochene Originalurkunde des Stadtarchivs Berlin wird späterhin in den Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 56, S. 77 (dort auch weitere Angaben zur Überlieferung), zwar erwähnt, nicht jedoch mit einer Urkunde im Landesarchiv Berlin identifiziert. Somit hat das Stück als bis auf Weiteres verschollen zu gelten. Historisch-diplomatische Beiträge 1, S. 55 f., gibt wohl eine Fassung in niederdeutscher Sprache wieder. Auf etwaige Unterschiede in der gedruckten Überlieferung weist bereits Historisch-diplomatische Beiträge 2, S. 20 f., hier S. 21, hin.

Der Schluss bei GJ 2, 1, S. 69, hier seien - der Bestimmung von 1319 (BR01, Nr. 37) nachfolgend - Regelungen ausschließlich zu Zivil- und Prozessrecht sowie hinsichtlich der niederen Gerichtsbarkeit getroffen worden, entbehrt einer Grundlage in den Quellen.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 39, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01wd.html (Datum des Zugriffs)

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