Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 33

1317 April 5, Spandau

Markgraf Woldemar bestätigt den Stadtgemeinden Berlin und Cölln durch seine Vorfahren (vorfare[n]/predecessoribus) (1) ausgestellte Privilegien, v. a. für den Hafen Oderberg. Darüber hinaus werden die Juden städtischer Gerichtsbarkeit unterstellt: Vor dem Schultheißen oder Richter (schulten/prefecto) der jeweiligen Stadt sollen Fälle von Diebstahl (dufte/furtum) (2), Aufstände (kryge/sedicionibus), Gewalttätigkeiten (wuͦnden/vulneribus) und andere mit plagis respektive sleghe bezeichnete Verstöße (wohl gewaltsamer Art) abgehandelt werden.

Siegelankündigung des Ausstellers.

Datum Spandow, anno Domini Millesimo Trecentesimo septimo decimo, in crastino beati (3) Ambrosii episcopi et confessoris. (4)

Zeugen: Herzog Rudolf von Sachsen; Konrad von Redern (Rederen) (5); Friedrich von Alvensleben (Aluensleue); Petzeko (6) von Lossow; Konrad de Clepitzk (7); Johann (8) von Vrouden (9); Gryfeko (10); Dietrich von Kerkow (Kercow); Heinrich von Alvensleben (Aluensleue); Ritter Johann (8) von Kröcher (Crochern); Herr Slotek (Sloteken) (11), markgräflicher Hof-Truchseß (nostre curie dapiferi/unses houes droste).

(1) Deutschsprachige Zitate nach der Archivalie Landesarchiv Berlin, A Rep. 500 Nr. 1; lateinische Zitate nach CDB

(2) Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f.: furto.

(3) Codex Diplomaticus Alvenslebianus 1, Nr. 394, S. 217: sancti Ambrossi.

(4) In der deutschsprachigen Fassung: Gegeuen tu Spandow na godes gebord dusend drihundert vnd souenteyn Jare des anderen dages sunte Ambrosii des bisschoppes vnd bichtwaders.

(5) In der deutschsprachigen Fassung: de Reder.

(6) In der deutschsprachigen Fassung: Petze; Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f.: Pertzhonis de Lossow.

(7) In der deutschsprachigen Fassung: von Klepetz; Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f.: de Clepitzh.

(8) In der deutschsprachigen Fassung: Jan.

(9) Codex Diplomaticus Alvenslebianus 1, Nr. 394, S. 217: Johann v. Bronde.

(10) In der deutschsprachigen Fassung: Grifeken; Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f.: Gryfihonis.

(11) Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f.: Blotken.

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Rep. 16 E, Nr. 1006, fol. 46 f., Abschr. (entspricht der Abschr. zur Signatur Potsdam, LHA, Kurmark, Rep. 8: Berlin und Cölln (U 4/1) aus Seidels Urkundensammlung); Berlin, LA, A Rep. 500, Nr. 1 (Berlinisches Stadtbuch, Bl. 29v-31r. (= fol. xxiiii-xxvi), 14. Jh.).

  • Berlinisches Stadtbuch, S. 44 f. (dt. mit zusätzlichen lateinischen Protokollbestandteilen: Arenga und Intitulatio; entsprechend der Überlieferung im Berlinischen Stadtbuch);
  • UB zur Berlinischen Chronik, Nr. 44, S. 29 f. (Text des Berlinischen Stadtbuchs m. neuhochdt. Übersetzung);
  • CDB 1, 12, Nr. 1, S. 350 f.;
  • Historisch-diplomatische Beiträge 1, S. 56–59 (Text des Berlinischen Stadtbuches);
  • Corpus Constitutionum Marchicarum 6, 1, Nr. 2, Sp. 3 f. (lat.);
  • Küster, Altes und Neues Berlin 4, S. 172 ff. (Angaben nach Hist-dipl. Beitr. und Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2568, S. 734).
  • Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 45, S. 71;
  • Urkundenbestand des Stadtarchivs Berlin, Nr. 22 (Angabe nach Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln);
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 5392, S. 56;
  • Urkundenbestand des Stadtarchivs Berlin (masch.), Nr. 22, S. 96;
  • Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2568, S. 734;
  • Codex Diplomaticus Alvenslebianus 1, Nr. 394, S. 217 (ohne Erwähnung der Juden);
  • Fidicin, Chronik (1868), Sp. 54 f.;
  • UB Kröcher 1, Nr. 131, S. 89 (wohl unvollständiges Regest, Angabe nach Regesten der Markgrafen von Brandenburg);
  • Historisch-diplomatische Beiträge 3, Nr. 39, S. 198 f.
  • Helbig, Gesellschaft (1973), S. 36;
  • GJ 2, 1, S. 69;
  • Heise, Juden (1932), S. 20;
  • Sello, Gerichtsverfassung (1881), S. 14–16.

Kommentar:

Auf die breitere Überlieferung weist bereits Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2568, S. 734, hin; ebd. auch die getrennte Aufführung der Editionen in Fassung nach dem Berlinischen Stadtbuch. Dieses wiederum wurde wohl erst im ausgehenden 14. Jahrhundert kompiliert.

Der Kern des hier beschriebenen Passus ist, wie bei Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2568, S. 734, angedeutet, die Exemtion (nicht nur) der Juden vom landesherrlichen Gericht, das vor allem von Vögten wahrgenommen wurde. Insofern wird eine gewisse Entfernung von landesherrlicher Herrschaft fixiert, die bereits längere Zeit Bestand gehabt haben könnte, wenngleich nicht ganz klar wird, ob womöglich gerade das Recht hinsichtlich der Gerichtsbarkeit über die Juden in den jeweiligen Städten eine jüngere Erwerbung der Stadtgemeinden Berlins und Cöllns ist.

Siehe auch die Überlassung weiterer Gerechtsame an den Juden durch Markgräfin Agnes (BR01, Nr. 39) im Jahr 1320.

(jrc. ) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 33, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01wq.html (Datum des Zugriffs)

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