Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 278

1344 August 29

Graf Walram [II.] von Zweibrücken und seine Frau Jeanette bekunden, dass sie von dem Trierer Juden Jakob Daniels und von Vivelin dem Roten, einem Juden von Straßburg, einen Kredit in Höhe von 6.500 Pfund Heller erhalten haben, der in den folgenden sechs Jahren in fünf Raten à 1.100 Pfund und einer abschließenden à 1.000 Pfund zurückzuzahlen ist. Pfandschaften der Juden dafür sind die Burg Stauf und Burg und Stadt [Berg-]Zabern mit jedwedem dinglichen und rechtlichen Zubehör, und zwar Erzbischof Balduins von Trier wegen, von dem Stauf und [Berg-]Zabern lehenrührig sind. Dieser darf dort einen Amtmann einsetzen sowie Pförtner, Turmknechte, Wächter und Hüter in den jeweiligen Burgen. Dieser Amtmann soll mit einem Amtmann Graf Walrams an beiden Orten die jeweiligen Gefälle einfordern, kassieren und verwalten. Von diesen Einnahmen bestreitet der trierische Amtmann im Einvernehmen mit einem zweibrückischen Wächter und Pförtner, dem Balduin vertraut, die Unkosten seiner Verwaltung und entlohnt dann zuerst die übrigen Pförtner und Wächter, um schließlich bei den Juden die Kreditraten zu tilgen, und zwar jedes Jahr stets an einem der vier Weihnachtstage, wobei es an ihm ist zu entscheiden, ob er sich eventuell gezwungen sieht, mit Getreide oder anderem Gut zu Marktpreisen zu bezahlen. Was dann noch übrig ist, darf Graf Walram beanspruchen, was die Juden beachten sollen, wenn sie ihre jährliche Leistung erhalten haben. Die beiden Amtleute haben auch Macht über Bußen und Frevel im Lande; daraus entstehende Einnahmen soll der trierische Amtmann zur Bezahlung der Juden verwenden. Falls weitere Juden oder Kawertschen nach [Berg-]Zabern oder Stauf ziehen, werden sich die beiden Amtleute die Pachteinnamen teilen, sind es aber trierische Juden, gehören sie dem Erzbischof allein. Verliert Balduin jedoch die Pfandschaften aus irgendeinem Grund zu seinen Lebzeiten, bevor die Ansprüche der Juden befriedigt sind, darf Graf Walram von ihm oder dem Erzstift nichts fordern; anders ist es im Falle von Schwierigkeiten oder Versäumnissen zu Zeiten von Balduins Nachfolgern, sofern sie daran Schuld tragen. Sollten jedoch die Aussteller ihren Verpflichtungen gegenüber den Juden nicht nachkommen, dürfen letztere auf deren Rechnung das fehlende Geld bei anderen Juden oder Kawertschen zu Schaden nehmen. Bis die 6.500 Pfund Heller den Juden erstattet sind, darf Erzbischof Balduin Stauf und Berg-[Zabern] ohne Widerrede behalten.

[Überschrift:] obligatio Stouf et Zabern iudeis pro 7ͫ fl. per modum defalcando 44 in decolatione Iohannis

Wir, Walrave, greve von Czweinbrucken, und Ienette, sin eliche husfrauwe, tuͦn kuͦnt allen luden und erkennen offenlichn an diesem briͤve, daz wir schuldich sin und gelten sollen rechte und redelichn Iacob Daniels, iuden zuͦ Triere, und Viveline dem Roten, eyme iuden von Straisburg, und iren erben und wer vorderunge von yn hat oder dise briͤve inne hette, sesz duͦsent und funf hundert puͦnt haller, eynen cleynen gulden von Florentzͤ, gudes goldes und rechtes gewichtes, oder einen schilling alider [!] kuniges turnose vor ein phunt haller oder ander muͦntze, die genge und gebe ist nach des landes gewanheit, zuͦ rechende und zuͦ betzalende, die uns die selbn iuden an bereytem getzaltem gelde zuͦ schimberlichem notorft und nuͦtze und unser rechte erbe, daz pandes stuͦnt zuͦ losende, guͦtlichn verluwen und wir sij von yn entphangen und yn den vorgenanten unsern nuͦtz gekeret han, ee dieser brief gemachet were. Und sollen wir yn die vorgenante summe geltz betzalen binnen sesz iaren, die itzuͦ angen und nehest nach einander volgent, ie des iares der selben iairzal eylf hundert phuͦnt, die ersten funf iair und yn deme sesztem iare dusent phuͦnt haller des egenanten pagaments mit bereitem gelde oder mit guͦdem gewerde oder mit beiden also verre daz sich uf die summe geldes getreffe und uf daz, daz die vorgenanten iuden, oder wer vorderunge von yn hat, der betzalunge wol sicher sin. So han wir yn [!] unser und unsere erben und unsere nakomende wegen den egenanten iuden uf getragen und uf gegeben, uftragen und ufgeben an diesem brive unser vesten und slosz Stouf, die burg, und Zabern, die stad und burg, mit herscheften, mannen, burgmannen, burgeren, bennen, vestenungen, vorborgen delen, landen, gulden, gevellen, scheffen, luten, dorfern, rechten, gerichten, ho und deyf, husern, hoven, hovesteden, ackern, wiesen, waszern, waserlouften, weiden, welden, wiltpanden, velden, wegen, stegen, uz und ingengen wieren, vischerien, sunderlichen und sementlichen, mit allem deme rechte, daz dar zuͦ gehoret oder gehoren mag nuͦ oder hernach, besucht und unbesucht, wie man iz nennen mochte, und han die selbn vesten und sloz mit deme, daz dar zuͦ gehoret und vorbescheiden ist, in gegeben in der vorgenanten iuden (1) wegen dem erwerdigem in gode vader und herren, unserm herren hern Baldewine, ertzebischof zuͦ Triere und sime stifte, von dem die vorgenante vesten Stouf ruͦret, dem wir und die vorgenanten iuden allerbast geloubent, und geben sij yme yn an diesem brieve mit solichen underscheiden, daz der vorgenante unser herer [!] ein amptman setzen und entsetzen sal und mag, wen er wil und als dicke ez yme fuget, uber die vorgenanten vesten Stouf und Zabern, burg und stad und daz dar zuͦ gehoret, deme ouch portenere, turnknechte, wechter und huͦter der vorgenanten vesten, die der vorgenante unser herre ouch setzen und entzetzen [!] mag, als yme fuget hulden, sweren und gehorsam sin sollent als eime amptmanne unsers vorgenanten herren und in sinen und in sines stiftes wegen. Und sal der selbe amptman, der also da zuͦ zijten ist, mitz eyme unserme amptmanne, den wir da zuͦ schicken und bescheiden, in vordern, uz hebn und innemen alle gulde und gevelle, die zuͦ den vorgenanten slozzen und vesten horent und da von und von deme, daz dar zuͦ gehoret, gevallet oder gevallen moget ierlichen zuͦ allen den zijten und wie sie vallende sint und uff die vesten und sloz duͦn antwerden und fuͦren. Und sal der selbe unsers herren amptman mitz dem unserm wechter und portner, dem unser herre getruwen mag, zuͦ den nehesten dingen und gewinnen und von der gulden und gevellen zuͦ vorentz abenemen also bescheidelichen kosten, die vesten und daz land, daz dar zuͦ gehoret, zuͦ bewarende und zuͦ beritene, als ime von deme vorgenanten unserm herren dar zuͦ wurt benant und so vil als den portern und den wechtern geburt zuͦ gebende na irre gedinge und dar nach daz ander betzalten, biz daz ez zuͦ dem nuͦtzesten vertriben und verkouft mag werden, also daz der selbe unsers herren amptman daz gelt entphahe und inneme, die vorgenanten iuden oder wer vorderunge von in hat zuͦ betzalende ierliches der egenanten summe eylf hundert phunde und in alle der wise, als da vor begriffen ist, also daz die betzalunge alle iar geˢche binnen den vier heiligen dagen zuͦ winachten und ouch also, daz die willekore allezijt si an unsers vorgenanten herren amptmanne, so man fruchte oder ander gulde verwenden musze, um die betzalunge zuͦ duͦne, ob er lieber wille die fruchte oder gulde nemen an der betzalunge, als man sie eyme andern geben muͦste oder als ez uf dem marthe gildet. Und darnach, waz danne uberich were von gulden oder gevellen, ez were wenig oder vil, daz sol des vorgenanten unsers herren amptman uns oder unsern gewiszen boten geben und richten, so ez gevordert wird. Ouch sal unsers vorgenanten herren amptman und unser amptman in deme lande und dorfern macht haben uber bruch, buszen und frevel, sementlichen ende da von zuͦ machene, doch also, waz davon gevellet, daz daz der vorgenante unsers herren amptman enphaen und in nemen sal den vorgenanten iuden oder vorderunge von in hat zuͦ betzalende. Gesche ouch, daz sich daz vorgenante land und vesten besserten in eine wijs, ez were an gulden oder gevellen, da sollent ouch die vorgenanten iuden oder wer vorderunge von in hat ir betzalunge uf warten, doch wanne in iares die summe da vor bescheiden betzalet ist, daz uns daz andere, daz uberig were, ez were von gulden oder gevellen, betzalte sie und gegeben werde, also vorbescheiden ist. Ouch ist gered mit namen, were, daz keyne fremede iuden oder kauwerzinen uber die iuden, die itzu zuͦ Zabern wanne aldar zuͦ Zabern oder zuͦ Stouf komen wolden oder quemen da zuͦ wanene [!] under unserm vorgenanten herren, wiͤlch gelt oder pacht die iuden dar umb geben, des sal daz halbe teyl unserm vorgenanten herren von Triere und uns daz ander halbteyl gevallen und werden. Quemen aber unsers vorgenanten herren iuden dar zuͦ wanende, die sollent sin alleine sin, und waz von yn gevellet, geche ouch zuͦ den vorgenanten vesten, lande, luten oder guͦde keinerley schade oder hindernisse. Oder worde unser herre oder sin stift der vesten oder landes entweldiget, von weme oder wie daz gesche bij unsers vorgenanten herren zijten, ee den egenanten iuden betzalt were, daz got verbiede, des ensal unser vorgenanter herre noch sin stift nicht schuldich sin zuͦ richtene und ensollen noch enmogen wir sie dar uͦmb nicht ansprechen. Gesche ez aber nach sinen czijten von siner nakommen oder des stiftes wegen oder von iren sumenissen, so mochten wir sij darumb ansprechen, als uns dan noit were. Geche [!] ez aber an ire schuld oder sumenisse, so enhan wir noch sie sie niͤt darumb an zuͦ sprechene in keinerhande wise. Und sollen wir, uns erben und nakomen doch den egenanten iuden die schult, die in dannoch umbetzalet [!] were, ir were wenig oder vijl, gentzlichen betzalen zuͦ der vorgenanten zijt von den vorgenanten zwein vesten, Stouf und Zabern, und daz dar zuͦ gehoret, gulde und gevelle, ob wir sie wider ingewuͦnnen oder inne hetten oder ob wir sie nicht inne hetten von ander unser gulde, wo wir die haben, und sollen wir sie dar von wal sicher machen. Teden wir des niͤt oder enwerden die iuden nicht betzalet zuͦ den vorgenanten czijlen, so mogen die vorgenanten iuden oder wer vorderunge von in hette, die schuͦlt, die on betzalet ist, nemen uf unser schaden zuͦ kauwertinen oder zuͦ iuden. Und sollen wir sie entheben beide von haubet guͦte und von schaden, welcherley der were, und der vorgenante unser herre von Triere und sine stift die selbe vesten und sloz also lange inne behalten und sich dar uz und inne und mit den luden, die zuͦ den vesten und slozzen gehorent, behelfen zuͦ sinen noden mit sinre kost und zuͦ der vesten und des landes noden mit des landes kosten und schaden ane unser und yͤmannes widerrede als lange, biz den vorgenanten iuden oder wer vorderunge von yn hat, der egenanten sesz dusent und funf hundert phunden gar und gentzlichen betzalet sin. Alle diese vorgeschriben stucke und ir igliches han wir, Walr[ave] und frouwe Ienette vorgenant, vor uns und unser erben und nakome gelobt mit guͦden truwen und uffenlichen zuͦ den heiligen gesworn stede und veste zuͦ haldene und niͤt dar wider zuͦ komene noch zuͦ tune in keinerhande wise heimelichen oder offenbare, uzgescheiden allerley argelist und geverden an allen diesen vorgeschrieben stucken und an ir iglichem. Des zuͦ urkunde und gantzer stedikeit han wir, greve Walr[ave] und frauwe Ienette vorgenant, unser ingesiegele an diesem brief gehangen und han beide gebeden und bidden an diesem brive den edeln man, herrn Iohan, greven von Sarbrucken, nun greven Walr[aven] bruͦder, und die ersamen herren, hern Iohan von Czolvere, dumproist, und hern Boemunden von Sarbrucken, chorbisschof des stiftes von Triere, und darzuͦ die strengen rittere, hern Contzen von Wassigesten und hern Iohan von Castele, daz sie ire ingesiegele und dar zuͦ unsern schulteszen und unser burgere gemeine von Zabern, daz sie der stede ingesiegel an diesen brief willen henken ouch zuͦ urkunde und merer stedikeit der vorgenanten stucken. Und wir, Iohan, greve zuͦ Sarbrucken, herre zuͦ Comertzi, Iohan [von Zolver], dumproist, Boemuͦd [!], chorbischof zuͦ Triere, Contze von Wasigesten, Iohan von Castele, rittere, bekennen, daz wir durch bede willen des edeln mannes greven Walr[ave] und frauwen Ienetten von Zeinbrucken [!] unser ingesiegele, und wir, schult[hesz] und burgere gemeinlich von Zabern bekennen, daz wir umb bete und gebot unsers herren und unser frauwen von Zweinbrucken der stede von Zabern ingesiegele an diesen brief han gehangen, der gegeben ist, da man zalte na Cristus geburte dusent druͦhundert und vier und vierzich iair uf sente Iohans dag Baptisten, als er wart enhoubet.

(1) An dieser Stelle scheint vom Schreiber ein Wort übersehen worden sein.

Überlieferung:

Koblenz, LHA, 1 C 3 a, S. 787 f., Nr. 2066, Abschr. (um 1350), dt., Perg.

  • Balduineen, Nr. 1758, S. 333;
  • Regesten der Grafen von Zweibrücken, Nr. 628, S. 205.
  • Mentgen, Finanziers (1996), S. 86 f.;
  • Haverkamp, Erzbischof (1985), S. 456 mit Anm. 68 u. 463;
  • GJ 2, 1, S. 68; GJ 2, 2, S. 800;
  • Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben 1, 2 (1886), S. 1452, Anm. 4;
  • Dominicus, Baldewin (1862), S. 509.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 05.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 278, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01fc.html (Datum des Zugriffs)

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