Das Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie (1273-1347)

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Kölner Judenschreinsbuch 1, Nr. 41

1282 Januar

Im so genannten Judenschreinsbuch der Kölner Laurenz-Parochie wird folgendes Immobiliengeschäft in einer hebräischen Urkunde und zwei lateinischen Einträgen festgehalten:

Im Namen der jüdischen Gemeinde Kölns (קהל קולוניא) bestätigen Jakar haAluv, Sohn des Rabbiners R. Samuel haLevi s.A. (יקר העלב בן הרב ר׳ שמואל הלוי ז׳צ׳ט׳ו׳ל׳ה׳ה׳) Chajim, Sohn "unseres Herrn, Lehrers und Meisters" Rabbiner R. Jechiel s.A. (חיים בו א׳מ׳ו׳ הרב ר׳ יחיאל ז׳ל׳ע׳) und Juda, Sohn R. Meirs (יהודה ב׳ר׳ מאיר), mit ihrer Unterschrift, dass R. Jekutiel [= Suskint] (1), Sohn R. Moses (ר׳ יקותיאל בר׳ משה), und dessen Frau Jutta (מרת יוטא) von den Erben des [verstorbenen] (2) R. Salomo, genannt Judlin [von Holzweiler] (1) (ר׳ שלמה הנקרא יודלין), drei Viertel eines Hauses in der Judengasse (רחוב היהודים) gekauft haben. Zwei Viertel des Hauses erhielten sie von Rabbiner R. Ascher [= Anselm] (1), Sohn des Rabbiners R. Jechiel (הרב ר׳ אשר בן הרב ר׳ יחיאל), und dessen Frau Jutta, Tochter R. Salomos (מרת יוטא בת ר׳ שלמה). Das dritte Viertel erwarben R. Jekutiel und Jutta von Sara, Tochter R. Salomos (מרת שרה בת ר׳ שלמה), und deren Ehemann R. Alexander, Sohn R. Moses (ר׳ אלכסנדרי בר׳ משה). Als genaue Lagemerkmale der Immobilie werden folgende Grenzen angegeben: im Osten der "öffentliche Grund" (רשות הרבים), im Westen die Grundstücke und Häuser der Bürger Johann Butz (יהן בוצא) und Vogelo (ווגל), im Süden Haus und Hof der Erben R. Isaaks, Sohn R. Josefs (הבית והחצר של יורשי ר׳ יצחק בר׳ יוסף) im Norden das Grundstück und die Ruine der Erben R. Jakobs, Sohn R. Eljakims (הקרקע והחורבה של יורשי ר׳ יעקב בר׳ אליקים). Zwei der obengenannten vier Urkundenaussteller, Jakar haAluv, Sohn des Rabbiners R. Samuel haLevi s.A. und Juda, Sohn R. Meirs, bestätigen darüber hinaus gesondert, dass der Rabbiner R. Ascher, Sohn des Rabbiners R. Jechiel, und dessen Frau Jutta, Tochter R. Salomos (מרת יוטא בת ר׳ שלמה), vor der Veräußerung zugunsten R. Jekutiels, Sohn R. Moses (ר׳ יקותיאל בר׳ משה), ein Viertel von R. Eleasar, Sohn R. Salomos und dessen Frau Efrat, Tochter des Rabbiners R. Jechiel (מרת אפרת בת הרב ר׳ יחיאל), erworben hatten.

ומה שהעדנו כתבנו וחתמנו ("Was wir bezeugten, haben wir niedergeschrieben und unterzeichnet"). [Actum anno domini m° cc° lxxx primo, mense ianuario] (3).

(1) Namensvariante nach lateinischer Parallelüberlieferung; laut Cluse, Studien (2000), S. 52, mit Judlin von Erkelenz identisch.

(2) Ergänzung nach lateinischer Parallelüberlieferung.

(3) Datum des lateinischen Eintrags (Osterstil).

Überlieferung:

Köln, HASt, Schreinsbücher, Nr. 107, fol. 5v, Orig., Perg.

Druck: Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre, Nr. 150 f., S. 45 f.

Literatur: Kober, Grundbuch (1920), S. 138 f.; Keussen, Topographie 1 (1910), S. 215.

Kommentar:

Zum Kölner Judenschreinsbuch vgl. KS01, Nr. 1. Das Regest basiert vornehmlich auf der hebräischen Vorurkunde. Die lateinischen Schreinsbucheinträge dokumentieren zum einen den Erbfall, zum anderen den Verkauf der Hausanteile. Dass innerhalb der Erben ein Viertel transferiert wurde, ist der lateinischen Überlieferung nicht zu entnehmen. Dafür informiert sie darüber, dass die Witwe Hanna im Rahmen der Veräußerung auf den ihr zustehenden Nießbrauch verzichtete und sich das letzte Viertel im Besitz Jakobs, Sohn Judlins und Hannas, befand. Überdies differiert die Lagebezeichnung der relevanten Immobilie: Als Nachbarhaus wird das Haus "Zum Schaf", als gegenüberliegendes Gebäude der untere Teil des Bürgerhauses (ex opposito inferioris partis domus civium) in Richtung Marspforte genannt.

(bel./mno./rba.) / Letzte Bearbeitung: 21.06.2011

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, KS01, Nr. 41, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KS01/CP1-c1-01nb.html (Datum des Zugriffs)

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