Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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Bm. Worms 2, Nr. 61

1370 Mai 1, Heidelberg

Pfalzgraf Ruprecht [I.] bekundet, dass er den Juden Gottschalk, Sohn Mannes von Worms, mit Frau, Kindern und Gesinde auf vier Jahre in seinen Schutz und zu Bürgern aufgenommen hat zum selben Recht, wie es für die Juden in Bacharach und in Heidelberg gilt. Gottschalk darf sich in einer pfalzgräflichen Stadt am Rhein seiner Wahl niederlassen und alle Arten von Pfändern beleihen außer Messgewänder, zerbrochene Kelche, blutige oder nasse Kleidung oder noch mit Spreu versehenes Getreide, so wie die anderen Juden auch. Vor Gericht soll er nicht verurteilt werden können, wenn nicht ehrbare Christen und ehrbare Juden gegen ihn aussagen, die nicht seine Feinde sind. Ruprecht und seine Amtleute wollen ihm behilfich sein, seine Schulden einzufordern in dem Maße wie anderen pfalzgräflichen Bürgern auch. Rechtlich verantworten muss Gottschalk sich nur vor Ruprechts oberstem Amtmann oder vor den Bürgermeistern der Stadt, in der er wohnt. Dafür schuldet Gottschalk der Kammer des Pfalzgrafen vier Jahre lang jeweils zu St. Martin 30 Goldgulden. Darüber hinaus werden weder Ruprecht noch dessen Amtleute ihn zu Darlehen oder Abgaben zwingen. Hat er den geschuldeten Zins entrichtet und auch die Restsumme für die vier Jahre, darf Gottschalk innerhalb derselben jederzeit wegziehen, wobei er dann Anspruch auf das Geleit des Pfalzgrafen hat, soweit sich dieses erstreckt.

Littera iudei Godtschalki Mannes

Wir, R[uprecht] etc., bek[ennen,] daz wir den iuden Godtschalk, Mannes son von Worm[esse,] sin wip, sin kinde, sin ingesinde, die angeverde in sime brode sint, in unser gnad unde schirm unde zuͦ burg[ere] diese nesten vier iar an zuͦ zelen von diesem hutigen tage genomen unde empfangen haben, nemen unde empfaen mit craft diz br[iefs] unde geben ym die frieheit, recht unde gewonh[eit], die unser iuden zuͦ Bachar[ach] unde zuͦ Heidelberg haben. Unde sal unde mag wonen in unser stede eyne off dem Ryne, umb den Rin, wo er wil, unde mag lihen off alle pfant, wie die genant sin, uzgenomen messewant, zurbrochen [!] kelche, blutigisgewant, naszgewant unde ungewante frucht als andir unser iuden. Ez sal ouch nyeman yn uberzugen umb deheinerley sache dann mit fromen cristen unde iuden, die sin vrunde nyt sin. Wir unde uns amptlude wollen ym ouch zuw (1) sin scholt ane geverde beholfen wesen zuͦ dem rechten als ander unsern burgern. Er sal ouch vor nyͤmans anders zuͦ rechte stan dann vor unserm obristem amptman oder vor den burgmeistern do selbis, do er wonte. Dorumb sol er uns vier iare ygclichs iaris off sant Merrtens [!] tag (2) in unser kamer driszig gulden goldes dienen zuͦ unserm wole (3). Unde her uber sollen wir noch unser amptlude yn nicht hoher dringen mit lihen noch mit geben, an geverde. Er mag auch in diesen vier iaren von uns varen, wanne er wil, also daz er uns allen versezzen zins gebe unde auch furbas diese vier iare diene mit der gulde, als furg[eschriben] stet. Darzuͦ sollen yn unser amptlude, wann er wil von uns faren, geleyden, ane geverde, als verre unser geleide get. Diz zuͦ ork[und] etc. Datum Heid[elberg], die Walpurgis anno LXXᵐᵒ.

(1) Die Transkription vorstehenden Worts ist unsicher.

(2) November 11.

(3) Die Transkription vorstehenden Worts ist unsicher.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 67, Nr. 806, fol. 144v, Abschr. (leicht gekürzt, gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 61, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-002n.html (Datum des Zugriffs)

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